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Ferien im Faktorenhaus

Familie Umbreit war erstmals beim Umgebindehaustag dabei. Die Dresdner sanieren ein historisches Haus in Ebersbach.

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© Thomas Eichler

Von Andreas Herrmann

Schon im September wollen sie fertig sein und gehen dafür in den nächsten Wochen selbst mächtig ans Werk, erfuhren die Besucher am gestrigen Sonntag zum Tag des offenen Umgebindehauses im Haus Hauptstraße 73 von den Besitzern. Dabei machte Tom Umbreit mit seiner Familie diesmal zum ersten Mal mit und zeigte sein Haus. Von der Möglichkeit, ihr Engagement für den Erhalt historischer Bausubstanz einmal zu zeigen, hatte die Dresdner Familie über Informationen von der Stiftung Umgebindehaus gehört, die ihr großes Bauvorhaben unterstützt.

Umgebindehaustag

Das Umgebindehaus von Maikel Gijsbers und Viola van Haver in Hainewalde Kleine Seite 17 war sehr gut besucht.
Das Umgebindehaus von Maikel Gijsbers und Viola van Haver in Hainewalde Kleine Seite 17 war sehr gut besucht.
Vor ihrem Haus in der Ebersbacher Hauptstraße 73, Christina und Tom Umbreit und den Söhnen Otto und Billy (rechts).
Vor ihrem Haus in der Ebersbacher Hauptstraße 73, Christina und Tom Umbreit und den Söhnen Otto und Billy (rechts).
Imposanter Treppenaufgang im Umgebindehaus von Familie Umbreit in Eberbach.
Imposanter Treppenaufgang im Umgebindehaus von Familie Umbreit in Eberbach.
Im Grünsteinhof in Ebersbach wurden ständig Führungen durchgeführt und der Andrang war groß.
Im Grünsteinhof in Ebersbach wurden ständig Führungen durchgeführt und der Andrang war groß.
Stefanie und Ehemann Thomas Kipke (links) hatten alle Hände voll zu tun im Grünsteinhof in Ebersbach.
Stefanie und Ehemann Thomas Kipke (links) hatten alle Hände voll zu tun im Grünsteinhof in Ebersbach.
Herbert Hübner vom Heimatverein Eckartsberg zeigt ein Detail eines Umgebindehauses, in einer Ausstellung zum Thema Umgebinde, die in einer Scheune des ehemaligen Vierseitenhofes in Eckartsberg eingerichtet war.
Herbert Hübner vom Heimatverein Eckartsberg zeigt ein Detail eines Umgebindehauses, in einer Ausstellung zum Thema Umgebinde, die in einer Scheune des ehemaligen Vierseitenhofes in Eckartsberg eingerichtet war.
Blick in eine Schlafstube des ehemaligen Ausgedingehauses am Heimatmuseum in Eckartsberg.
Blick in eine Schlafstube des ehemaligen Ausgedingehauses am Heimatmuseum in Eckartsberg.
Auch der Felsenkeller im Umgebindehaus von Maikel Gijbers und Viola van Haver war zur Besichtigung geöffnet.
Auch der Felsenkeller im Umgebindehaus von Maikel Gijbers und Viola van Haver war zur Besichtigung geöffnet.
Blick in die Blockstube des Umgebindehauses Hainewalde Kleine Seite 17 von Maikel Gijsbers.
Blick in die Blockstube des Umgebindehauses Hainewalde Kleine Seite 17 von Maikel Gijsbers.

Dabei geht es aktuell noch um die letzten Feinheiten: alte Farbe muss von den Wänden in den Räumen heruntergeholt werden, dann geht es ans Malern. Auch der Restaurator wird wegen der Tapetensanierung erwartet. Denn in dem großen Faktorenhaus gibt es historische Tapeten, die erhalten werden sollen. „Dann sollte man spürbar jede Woche eine Veränderung sehen“, sagt Hausbesitzer Tom Umbreit. Er will die nächsten Wochenenden immer in Ebersbach vor Ort sein, denn Streichen und Farbe entfernen – darum kümmert er sich selbst. Technische und Tischlerarbeiten hat er von Firmen ausführen lassen.

Durch seine Geschichte hatte das Haus nicht wenige Ebersbacher neugierig gemacht und sie wollten am gestrigen Sonntag die Möglichkeit nutzen, sich einmal anzusehen, was daraus geworden ist. Denn das historische Haus hatte lange leer gestanden, bis Familie Umbreit es kaufte. Viele neugierige Besucher befragten den Hausbesitzer deshalb auch zu den Vorbesitzern und wollten auch wissen, ob die jungen Leute nun von Dresden in die Oberlausitz ziehen.

Das verneint Tom Umbreit allerdings. Er arbeitet als Geschäftsführer des Vereins Umweltzentrum Dresden. Er wird mit seiner Frau Christina, einer Mathematikerin, und den Söhnen Willi und Otto wegen der Arbeit weiterhin in der Landeshauptstadt bleiben. „Es wird ein Ferienhaus“, erzählt er. Es sei ihm eine Freude, intensiv Denkmalschutz betreiben zu können, beschreibt er seine Motivation. Leider wisse er noch zu wenig über die Geschichte des Hauses und freue sich über jede Art von altem Aktenmaterial oder historische Fotografien.

Das Haus selbst ist eine Mischung verschiedener Baustile auf insgesamt 260 Quadratmetern Wohnfläche. Steht man beim Betreten in einer klassizistischen Eingangshalle, an die sich das klassizistische Treppenhaus nach oben anschließt, geht es seitlich weiter mit einer im Art-déco-Stil gehaltenen Blockstube mit historischen Tapeten. Das Besondere an dem Umgebindehaus sind die Raumhöhen und auch die Art, wie gebaut wurde. Dies lässt darauf schließen, dass der frühere Bauherr genügend Geld zur Verfügung hatte. In der oberen Etage findet sich ebenfalls eine Mischung aus Klassizismus und Barock. Im Keller ist noch eine Barocktür vorhanden. Oben auf dem Dachboden gab es alte Verschläge. Tom Umbreit vermutet, dass es Flüchtlingsunterkünfte waren. Entdeckt hat der Bauherr auch historische Verkleidungen im Esszimmer. Die neuen Besitzer waren froh, dass die alten Meißner Öfen noch erhalten waren. Sie haben sie instand gesetzt beziehungsweise einen komplett erneuert. Gebaut oder vermutlich auf schon vorhandene Grundmauern gesetzt hat das Faktorenhaus 1831 Carl Wilhelm Henke, dem als Besitzer der Textilfabrikant Wünsche folgte, der hier auch einen Laden hatte. Im Jahre 1908 kaufte es die Arztfamilie Meißner.

Entstehen wird nun ein großes Ferienhaus, in dem zwölf Personen Urlaub machen können. Sie sollen eigene Zimmer haben – und eine gemeinsame Küche und Esszimmer, wo man gemeinsam kochen, essen, die Zeit genießen und Pläne zum Erkunden der Oberlausitz schmieden kann. „Wir haben es schon vermietet, ohne dass es ein Bild gibt“, freut sich Umbreit. Das Interesse sei groß. Nicht nur in Dresden, sondern auch in den alten Bundesländern. Urlaub, wo alle den Abend gemeinsam verbringen können, zum Beispiel im wilden Garten unter alten Apfelbäumen – das bieten nur wenige Ferienhäuser, sagt er.