Merken

Feiern, tanzen und tagen im Kyffhäuser

Isolde und Anja Russig führen seit 20 Jahren den Gasthof in Großharthau. Sie haben dabei vor allem ein Erfolgsrezept.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Nicole Preuß

Großharthau. Die Chefin sieht man zunächst nicht, doch man hört sie. „Guten Tag, schön, dass Sie da sind.“ „Lange nicht gesehen.“ Isolde Russig hat für jeden Gast ein paar Worte und manchmal entwickelt sich daraus auch ein Gespräch. „Eure Bühne ist mal wieder schön“, ruft eine Frau, die mit einer Gruppe im Restaurant Platz genommen hat. Man kennt sich im Kyffhäuser und Isolde Russig kennen alle.

Die Chefin des wohl bekanntesten Gasthauses der Region und ihre Tochter Anja Russig sind die Seelen des Hauses und das bereits seit 20 Jahren. Sie haben die einstige Gaststätte zur Einheit gekauft, aufwendig saniert und 1997 ihre ersten Gäste empfangen. Damals war Anja Russig gerade 18 Jahre alt. Viele waren skeptisch. „Wir sind aber sehr stolz darauf, dass wir beweisen konnten, dass ein Haus so erfolgreich geführt werden kann. Wir haben dafür aber auch gekämpft und es war manchmal echt nicht einfach“, sagt Anja Russig.

Die beiden engagierten Frauen und ihr Team zeigten es den Zweiflern. Sie schufen über die Jahre ein echtes Kulturhaus in Großharthau. „Es gibt niemanden in der Region, der in dieser Größenordnung arbeitet. Jede Woche passiert etwas Schönes bei uns“, sagt Isolde Russig. Das Restaurant ist schon in der Woche mittags gut gefüllt und am Sonntag braucht man eigentlich sogar eine Reservierung. „Die Gäste kommen sehr gern zu uns, es ist immer ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen“, sagt die Geschäftsführerin. Das merkt das Team auch im Hotelbetrieb. Viele Individualtouristen buchen eins der 26 Zimmer mit den insgesamt 50 Betten. Geschäftsreisende kommen auch immer wieder in den Kyffhäuser. Hochzeiten werden gefeiert und Tagungen ausgerichtet.

Das Herz des Hauses sind die wöchentlichen Musikveranstaltungen im Ballsaal. Maximilian Arland kommt bald wieder, Monika Martin singt häufig im Saal, Olaf Berger gab ein Konzert und Dagmar Frederic kam in den Kyffhäuser. 540 verschiedene Künstler waren es über die Jahre insgesamt, viele haben zum Geburtstag Grußbotschaften geschickt. Die Gäste, die zu den Veranstaltungen kommen, werden von einer der beiden Chefinnen immer persönlich begrüßt und verabschiedet. Und die Plätze im Saal sind jeden Mittwoch schnell verkauft, oft gibt es noch Zusatzveranstaltungen. Früher reisten Musikfans vor allem mit dem Bus an, heute kommen die meisten mit dem eigenen Auto. Der Kyffhäuser hatte bereits Besucher aus Colorado und auch aus Australien. „Das kommt immer auf den Künstler an“, sagt Anja Russig.

Die Geburtstagsveranstaltung „20 Jahre Kyffhäuser“ in dieser Woche wurde sechs Mal durchgeführt. Isolde Russig hat dafür Künstler gebucht, die schon am Anfang im Kyffhäuser auftraten. Andrea und Wilfried Peetz gehörten dazu, die Showzwillinge Claudia und Carmen und Heiko Harig. Der Entertainer aus dem Oberland kennt das Haus gut und führte durchs Programm. Die Auswahl der Künstler besorgt die Chefin. Sie hat das Handwerk gelernt und war bereits in den 80er-Jahren für Kultur und Denkmalpflege in Großharthau als Gemeinderätin zuständig. Sie schaut sich die Künstler, die sie engagieren will, immer zuerst an. Die Künstler kommen aber inzwischen auch auf sie persönlich zu, weil sie alle gern im Kyffhäuser auftreten möchten.

Isolde Russig und ihre Tochter lieben ihre Aufgaben. „Unser Beruf ist schön, wir haben ganz viele dankbare und glückliche Gäste“, sagt Isolde Russig. „Und wir danken sehr unserem Kyffhäuser-Team, das uns in den vergangenen Jahren so fleißig zur Seite stand und den Erfolg mit uns erarbeitet hat.“ Fünf Mitarbeiter sind schon seit 20 Jahren dabei, etliche seit 17 Jahren. Viele Firmen aus der Region partizipieren von dem Haus. „Wir haben viele regionale Lieferanten von Anfang an, ob das nun der Bereich Lebensmittel, Getränke oder Wäscherei ist und wir setzen auf einheimische Produkte“, sagt Anja Russig.

Die Frauen schauen aber auch in die Zukunft. Sie haben wie versprochen in 20 Jahren die Verbindlichkeiten abgezahlt und haben im September 2017 eine GmbH gegründet, in der Isolde und Anja Russig als Geschäftsführerinnen eingesetzt wurden. Enkel und Sohn Maik ist im Kyffhäuser groß geworden und hat die Liebe zur Gastronomie ebenfalls entwickelt. Er will nach seinem Schulabschluss im kommenden Jahr Koch werden. Isolde Russig denkt auch nicht ans Aufhören. „Ich will nicht zu Hause sitzen, was soll ich denn da“, fragt die 67-Jährige. Sie macht sich lieber wieder an die Arbeit. Die Gäste warten.