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Fast alles neu im Tivoli

3,5 Millionen Euro flossen bereits in den Wiederaufbau nach dem Brand. Sorgen bereitet der Freien evangelischen Gemeinde in Görlitz aber noch die Mälzerei.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Görlitz. Das ist neu. Eugen Böhler öffnet zwei große Glastüren und hat den wohl besten Blick über die Sporthalle des Tivoli, eine Etage über dem frisch verlegten Parkett. Vor einem möglichen Absturz schützt den Pastor der Freien evangelischen Gemeinde nur noch eine dicke, hüfthohe Glasscheibe. Ein Eltern-Kind-Raum soll das hier oben werden, dann natürlich mit geschlossenen Türen. Wenn unten Veranstaltungen laufen, sind hier die Jüngsten bestens untergebracht. „Aber ich kann mir auch Musikgruppen vorstellen, die hier oben spielen“, sagt Eugen Böhler. Der Pastor lacht. So vieles ist neu im Tivoli an der Dr.-Kahlbaum-Allee, so viel wurde nach dem verheerenden Brand im vergangenen Jahr schon geschafft.

So sah es im vergangenen August aus, von Sporthalle keine Spur mehr
So sah es im vergangenen August aus, von Sporthalle keine Spur mehr © nikolaischmidt.de

Eugen Böhler kommt ein bisschen ins Schwärmen, wenn er mit Besuchern durch das Haus wandert, von Etage zu Etage. Unten die Sporthalle, mit Fußbodenheizung, große Gruppenräume, die künftig von der Gemeinde genutzt werden, eine große Hausmeisterwohnung unterm Dach, Akustikdecken in den Sportsälen – das Gebäude ist Monate nach Beginn der Aufbauarbeiten kaum wiederzuerkennen. „Wir sind auf der Zielgeraden“, fasst es Eugen Böhler zusammen. 2014 hatte die Freie evangelische Gemeinde das Tivoli für 80000 Euro gekauft, es für rund 700000 Euro instand setzen lassen. Gemeindemitglieder, ehrenamtliche Helfer opferten viele Stunden, um aufzuräumen, die Räume herzurichten. In der Nacht zum 7. Mai vergangenen Jahres setzte ein Brand allen Hoffnungen, der Vorfreude auf die neuen Räume ein Ende. Die Polizei ging von Brandstiftung aus. Aber ein Schuldiger konnte nie überführt werden. „Natürlich ist das schade“, sagt Eugen Böhler heute. Doch ihn beruhigt: Das Feuer wurde nicht explizit als Anschlag auf die Freie evangelische Gemeinde gelegt. „Soviel ist inzwischen wohl klar. Es handelte sich um eine Dummheit, die auch ein anderes Gebäude hätte treffen können“, sagt Eugen Böhler. Für ihn hatte schon schnell nach dem Brand festgestanden: Wir halten an diesem Standort fest. Die Versicherung zieht mit. Insgesamt flossen bereits 3,5 Millionen Euro. Und mit dem Geld konnte auch etliches am Gebäude verändert, verbessert werden. So wurden Stahlbetondecken eingezogen. Die machen neue Beleuchtungstechnik, generell eine veränderte Elektrik, Kabelverlegungen möglich. „Mit den früheren Holzbalkendecken gab es doch einige Einschränkungen“, sagt Eugen Böhler.

Die Bühne der Sporthalle ist derzeit noch mit Platten vernagelt. Dahinter befindet sich ein großes Bassin. „Das benötigen wir für Erwachsenentaufen“, schildert Pastor Eugen Böhler. Im Alltag wird es aber nicht zu sehen sein, der Bühnenboden liegt darüber. Bei Bedarf kann der hochgeklappt werden. Beratung zur Bühne kam vom Theater. Sorgen bereitet der Freien evangelischen Gemeinde derzeit noch die Mälzerei. 700 Quadratmeter warten hier noch auf die Sanierung, Kosten etwa 900000 Euro. Die Versicherung haftet nicht. „Wir suchen jetzt nach Finanzierungsmöglichkeiten, sprich Fördermitteln“, sagt Eugen Böhler. Denn die Mälzerei wird dringend gebraucht, als Lagerraum. Derzeit stapeln sich noch Stühle, Tische und sonstige Möbel in Räumen, die eigentlich für die Gemeindearbeit vorgesehen sind. Inzwischen ist die Hochschule mit ihrem Sport wieder ins Tivoli eingezogen. „Allerdings verspätet. Aber die Hochschule hat sich sehr kulant gezeigt“, sagt Pastor Böhler. Die Gemeinde selbst hat bereits zwei Veranstaltungen erfolgreich in den neuen, alten Räumlichkeiten abgehalten. 120 Leute kamen. „Wir sind den Unternehmen, den Handwerkern sehr dankbar“, sagt Eugen Böhler. Im September soll es eine große Familien-Handwerkerfeier geben.