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Falscher Polizist lockt Kinder zu sich

Der Mann ist der richtigen Polizei bereits wegen anderer Delikte bekannt. Sie richtet einen Appell an alle Eltern.

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© Kristin Richter (Szene nachgestellt)

Von Jörg Richter

Großenhain. Diese Nachricht hat Mütter und Väter in Großenhain und Umgebung aufgeschreckt, auch wenn die Tat schon eine Woche her ist. Wie die Polizeidirektion Dresden am Dienstag vermeldete, hat ein 33-Jähriger am 11. Oktober in Großenhain vier Kinder in seine Wohnung gelockt. Der Mann hatte die Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren auf der Straße angesprochen, als sie auf dem Weg zur Skaterbahn im Husarenpark waren. Dabei gab er sich als ehemaliger Polizist aus, der sich mit Kampfsportarten auskenne und zeigte ihnen gleich ein paar Übungen.

Diese hatten ihre Wirkung auf die Minderjährigen nicht verfehlt, sodass sie sich entschlossen, dem Mann in seine Wohnung zu folgen. Laut Polizeibericht beabsichtigen sie sogar, dort zu übernachten. Der 33-Jährige bot ihnen Alkohol und Tabak an, was sie jedoch zum Glück ablehnten. Später versuchte der Mann, einen zwölfjährigen Jungen in sein Schlafzimmer zu locken. Das Kind verließ daraufhin die Wohnung. Zwei weitere Jungen gingen in der Folge ebenfalls aus der Wohnung, ohne dass es zu anderen relevanten Ereignissen kam.

Mehrere Eltern informierten die Polizei über das Vorkommnis. Diese suchte daraufhin die Wohnung des 33-Jährigen auf, wo sich noch ein elfjähriger Junge aufhielt. Die Beamten stellten ihn zur Rede und leiteten gegen den Mann ein Verfahren wegen Entziehung Minderjähriger ein.

Doch das hinderte den 33-Jährigen nicht daran, tags darauf zu versuchen, über Whatsapp erneut Kontakt zu den Kindern aufzunehmen. Diesmal waren die besorgten Eltern auf der Hut und meldeten den zweiten Vorfall bei der Polizei. Die Beamten des Großenhainer Reviers suchten den Mann erneut auf und sprachen ihm ein polizeiliches Kontakt- und Aufenthaltsverbot zu Kindern aus. Das bedeutet, dass er sich nicht in der Nähe von Kindern aufhalten darf. Sollte die Polizei ihn in der Nähe von Spielplätzen, Kindergärten oder Schulen erwischen, könnte das für ihn weitere Konsequenzen bedeuten. „Ohne dieses ausgesprochene Kontaktverbot hätten wir bei einem erneuten Vorfall bloß wieder den Zeigefinger heben können“, sagt Polizeisprecher Enrico Lange und verspricht: „Wir haben ihn auf alle Fälle im Blick und werden ihn weiter im Auge behalten.“ Die Polizei habe Ermittlungen eingeleitet.

Der 33-Jährige ist für die Polizei kein Unbekannter. „Wir kennen den Mann. Er hat eine polizeiliche Historie“, bestätigt Lange. Vor allem wegen Einbruch und Diebstahl und einmal wegen Körperverletzung habe der Mann vor Gericht gestanden, musste aber noch nie ins Gefängnis. Die Strafen wurden auf Bewährung ausgesetzt. Auch sei er bisher noch nie wegen Kindesmissbrauchs oder pädophiler Handlungen aufgefallen. In den Unterlagen der Polizei findet sich ein Verdachtsfall. Dem Mann wurde sexueller Missbrauch von Widerstandsunfähigen vorgeworfen, was aber nicht Kinder sein müssen. Dieser Verdacht konnte ihm nicht nachgewiesen werden, weshalb er im Sinne des Paragrafen 179 StGB als unschuldig gilt.

Die Polizei Großenhain bittet eindringlich alle Eltern, ihre Kinder zu sensibilisieren. Sie sollten misstrauisch gegenüber Fremden sein, nicht mit Fremden mitgehen und nichts von ihnen annehmen. Zudem sollten die Kinder sofort ihre Eltern oder die Polizei anrufen, wenn ihnen eine Situation komisch vorkommt, so Polizeisprecher Lange. (mit PD Dresden)