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Fahnder decken auch Briefkastenfirmen aus Sachsen auf

2017 wurden knapp 68 Millionen Euro Steuern in Sachsen hinterzogen – manche Spur stammte aus den Panama-Papers.

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Leipzig. Die Spur der Panama-Papers, die weltweit Steuerhinterziehungen im großen Stil offenbart haben, führt auch nach Sachsen. Es gebe bemerkenswerte Fälle im Freistaat, erklärte gestern Finanzminister Matthias Haß (CDU) bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Steuerfahnder. Ein herausragendes Beispiel ist ein Leipziger Unternehmen, bei dem ein Steuerschaden von rund vier Millionen Euro festgestellt wurde – weil dessen Gewinne aus Geschäften in Deutschland nicht versteuert wurden.

Nach den internationalen Presseberichten über die Panama-Papers hätten sich Fahnder bestimmte Unternehmen näher angesehen, schließlich Ermittlungen aufgenommen und Durchsuchungen durchgeführt, berichtete der Leipziger Sachgebietsleiter Alexander Scherf-Strödel. Im November wurde ein Unternehmer, der mehrfach in den Papieren auftaucht, vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. 500 000 Euro wurden bereits auf Verwahrkonten des Finanzamtes gebunkert. Jetzt bereite die Staatsanwaltschaft eine Anklage vor. In einem anderen Fall mit Briefkastenfirmen einer Leipziger Internetfirma auf den Britischen Jungferninseln seien 2,3 Millionen Euro Steuerschaden aufgespürt worden. „Man wollte Gewinnmaximierung durch Steuerhinterziehung betreiben“, sagte der Leiter der Steuerfahndung, Frank-Michael Welz. 1,7 Millionen Euro seien bereits aus den USA an den Freistaat geflossen.

Insgesamt habe die „Kriminalpolizei in Steuersachen“ voriges Jahr knapp 68 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern aufgespürt, sagte Minister Haß. Dazu gehörten allein fast 38 Millionen Euro aus der Umsatzsteuer, 12,6 Millionen Euro aus der Einkommensteuer sowie 2,7 Millionen aus der Lohnsteuer. Auch Glücksspielautomaten würden mitunter manipuliert, um Einnahmen zu verschleiern. Allerdings erreichen längst nicht alle aufgespürten Beträge die Staatskasse, da die Steuersünder mitunter nicht zahlungsfähig sind oder klagen.

Zudem leitete die Steuerfahndung voriges Jahr mehr als 400 Strafverfahren ein. Parallel verhängten die Gerichte Freiheitsstrafen von insgesamt mehr als 72 Jahren und setzten Geldstrafen von mehr als einer Million Euro fest. An den drei Standorten in Dresden, Leipzig und Chemnitz sind 100 Fahnder im Einsatz. 3 550 Fälle gingen voriges Jahr neu ein. (heit)