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Extremer Starkregen bringt Probleme

An 19 Messstationen in Dresden wird der Niederschlag genau erfasst. Das birgt Überraschungen.

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© dpa

Von Peter Hilbert

Torsten Seiler hat Dresdens Wetter genau im Blick. Zwar ist der Teamleiter bei der Stadtentwässerung kein Meteorologe, aber mit für die Planungsstrategie beim Ausbau des Dresdner Kanalnetzes zuständig. Deshalb hat das Unternehmen ein wichtiges Messsystem installiert, das den Niederschlag genau erfasst. So gab es an beiden Tagen des vergangenen Wochenendes Landregen, dessen Werte von 19 Messstationen in Dresden im Fünf-Minuten-Rhythmus erfasst werden. „Am Sonnabend wurden zwischen 8 und 14 Liter pro Quadratmeter gemessen“, berichtet Seiler.

Der meiste Regen fiel in gut zwölf Stunden in Cossebaude. „Probleme gibt es in solchen Fällen nicht“, erklärt er. Wären die 14 Liter jedoch bei einem Starkregen in einer halben Stunde gefallen, hätte dies zu einer Überlastung des Kanalnetzes führen können. Überlaufende Gullys und überflutete Straßen sind die sichtbare Konsequenz. Doch in den vergangenen Monaten ist es nicht dazu gekommen. „Dieses Jahr gab es noch keine Extreme“, sagt Seiler mit Blick auf die Statistik. Im Januar wurden durchschnittlich knapp 28 Liter pro Quadratmeter gemessen, was recht trocken ist. Der langjährige Mittelwert liegt bei 47 Litern. Auch der Februar blieb darunter.

Dem Teamleiter liegt jetzt das Gesamtergebnis des vergangenen Jahres vor. Danach fielen in Dresden 665 Liter Regen je Quadratmeter. „Damit liegen wir genau im langjährigen Durchschnitt“, so der Planer. „Das Besondere ist, dass es im Juni und Juli, aber auch im Oktober sehr stark geregnet hat“, verweist er auf die Statistik (siehe Grafik). Besonders extrem sei es in den vier Tagen ab dem 13. Juli gewesen. Mit 60 Litern pro Quadratmeter wurden zwei Drittel der gesamten Monatsmenge gemessen. „Am stärksten hatte es in Cossebaude geregnet“, sagt Seiler. Dort fielen 30 Liter in einer halben Stunde. Das entspricht einem Regen, der statistisch gesehen nur alle 20 Jahre vorkommt. „Je extremer es regnet, desto punktueller fällt der Niederschlag“, berichtet er aus Erfahrung. Regnet es in Cossebaude beispielsweise ganz stark, kann es an der nächsten Messstation in Gompitz schon ganz anders aussehen. „Dennoch gab es in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Überlastungen der Kanalisation.“ Erfahrungsgemäß regnet es in den Monaten Mai bis August am meisten.

Die Stadtentwässerung betreibt das Regenmesssystem aus zwei Gründen. Einerseits kann damit der Abfluss im gut ausgebauten Dresdner Kanalnetz besser gesteuert werden. Dort sind dafür moderne Anlagen installiert. Mit großen Absperrschiebern kann beispielsweise der Abfluss zeitweise gebremst werden, um mehr Platz im Kanal von Gebieten zu schaffen, wo es stark regnet. Andererseits hat Planungsstratege Seiler durchs Messsystem einen besseren Überblick, um – falls nötig – das Kanalnetz weiter ausbauen zu können.

Bei extremem Starkregen sei es nicht unnormal, dass ein Gully mal überläuft. Das Kanalnetz müsse zwar leistungsfähig sein, dürfe jedoch den Kostenrahmen nicht sprengen, so Seiler. Schließlich würden dadurch die Gebührenzahler zusätzlich belastet. Deshalb werden die Kanäle entsprechend dimensioniert. Seit der politischen Wende wurde viel ausgebaut. Die beiden Hauptkanäle verlaufen links und rechts der Elbe. Geplant ist, den Neustädter Abfangkanal ab 2018 zwischen dem Ballhaus Watzke und der Kläranlage Kaditz zu erneuern. Parallel dazu wird der zwei Meter hohe Abwassertunnel, ein sogenannter Düker, an der Flügelwegbrücke saniert. Ab 2020 kommt dann das letzte Stück des Altstädter Abfangkanals vom Ostra-Ufer bis zum Klärwerk Kaditz an die Reihe.