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Ex-Dynamo Pavel Pergl ist tot

Er war eine coole Socke, aber kein Lautsprecher: Der frühe Tod von Pavel Pergl erschüttert auch seine Weggefährten bei Dynamo.

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© Robert Michael

Von Sven Geisler

Für seine ehemaligen Mitspieler ist diese Nachricht ein Schock. „Das ist tragisch“, sagt Maik Wagefeld. Er hat bei Dynamo Dresden mit Pavel Pergl zusammen gespielt. „Er war megasympathisch, immer gut drauf.“ Doch nun war der Tscheche offenbar verzweifelt, hat sich das Leben genommen. Wie die Polizei bestätigte, wurde Pergl am Dienstag gegen 11.30 Uhr in einer Wohnung in Magdeburg tot aufgefunden. Wie tschechische Medien berichten, hat er sich erhängt. Er wurde nur 40 Jahre alt.

„Er war genauso alt wie ich“, sagt Volker Oppitz. Der frühere Dynamo-Kapitän ist fassungslos. „Pavel war ein sehr angenehmer Typ, kein Lautsprecher, eher ein bisschen zurückhaltend.“ Pergl wechselte im Januar 2006 von Sparta Prag, wo er schon im Nachwuchs gespielt hatte, nach Dresden. Er sei ein „absoluter Wunschspieler“, erklärte damals Trainer Peter Pacult. Der Österreicher staunte selbst, dass es geklappt hatte. „Eigentlich glaubt man, dass so ein erfahrener Mann unerschwinglich ist für einen kleinen Verein.“ Schließlich wollte Treviso, Aufsteiger in der italienischen Serie A, den Verteidiger im Sommer davor für knapp eine Million Euro kaufen, aber Spartas Chef untersagte den Transfer. „Dass er sich nun für uns entschieden hat, zeigt, welch klingenden Namen Dynamo nach wie vor hat“, meinte Pacult.

Gemeinsam mit seinen Landsleuten Ivo Ulich und Tomas Votava sollte Pergl die Schwarz-Gelben für den Kampf um den Klassenerhalt in der zweiten Liga verstärken. „Er war nicht nur ein toller Typ, sondern auch ein richtig guter Fußballer“, erinnert sich Wagefeld an Pergl, und Oppitz betont: „Was er am Ball draufhatte, war – erst recht für einen Defensivspieler – hervorragend. Da war er viel besser als ich.“

Beinahe wäre Pergls Tor zum 3:1 in Rostock am letzten Spieltag der Saison 2005/06 sogar das entscheidende gewesen. Aber weil Unterhaching zeitgleich gegen Bochum unentschieden spielte, stieg Dynamo mit 41 Punkten ab. Pergl wäre als Tscheche für die drittklassige Regionalliga nicht spielberechtigt gewesen und verließ den Verein. Er kehrte jedoch im Januar 2009 noch mal für ein halbes Jahr zurück und bestritt 14 Partien in der 3. Liga.

Seine größten Erfolge feierte Pergl zwischen 2003 und 2006 mit seinem Heimatverein Sparta Prag, mit dem er zweimal tschechischer Meister wurde. In der Champions League bestritt er 13 Partien, Höhepunkt waren 2004 die Achtelfinalspiele gegen den AC Mailand (0:0, 1:4). Nach seiner Zeit in Dresden spielte er unter anderem in England, Israel, Lichtenstein und der Schweiz. Bei Chur 97 hatte er im August vorigen Jahres einen Kurzeinsatz, bevor der frühere Junioren-Nationalspieler Tschechiens seine Karriere als Profi beendete.

Pergls früher Tod erschüttert seine Weggefährten. Frantisek Straka, einst sein Trainer bei Sparta Prag, kommentierte die tragische Nachricht fassungslos: „Ich begreife es überhaupt nicht. Pavel war ein absolut perfekter Bursche.“ Wagefeld charakterisiert Pergl als „coole Socke“ – und erzählt: „Obwohl wir uns nur auf Englisch unterhalten konnten, haben wir uns sofort super verstanden.“ Oppitz meint: „Pavel wollte nie im Mittelpunkt stehen, er war ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler.“

Was ihn jetzt in den Selbstmord getrieben hat, bleibt spekulativ. Laut tschechischen Medien könnten Streitereien mit seiner deutschen Freundin, mit der er seit knapp einem Jahr eine Tochter hat, ein Auslöser gewesen sein. Der tschechische Fußball wird zum dritten Mal binnen eines Jahres vom Selbstmord eines Ex-Auswahlspielers erschüttert. Im April 2017 hatte sich Frantisek Rajtoral (31 Jahre) das Leben genommen, wenig später wurde David Bystron (34) tot aufgefunden.