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Es werde Licht

Die Kamenzer Firma Corporate Friends wächst. Ihre modernen LED-Strahler leuchten mittlerweile in der ganzen Welt.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Kamenz. Gestern Mittag noch in Mailand, heute Morgen wieder zurück im Büro in Kamenz. Sogar der Nikolaus hat es noch geschafft, ein paar Süßigkeiten auf die Tische der Kollegen zu zaubern. Es duftet nach Kaffee und Tee. Und auf dem Schreibtisch brennt eine Kerze. Corporate Friends ist irgendwie schon das, was es im Namen sein will – ein Unternehmen von Freunden. Chef und kreativer Kopf des Ganzen ist Produktdesigner Jan Eickhoff. Seit 2010 lebt er in der Lessingstadt, zog der Liebe wegen aus Berlin her. Im Fokus der Erinnerung gesehen für ihn ein Glücksgriff. Denn neben dem privaten Angekommensein, fand er hier noch etwas anderes: Einen Job, zu dem er jeden Morgen gern aufbricht.

Sandy Klunker und seit kurzem Elektromeister Severin Obst gehören zum Team. In der Branche gibt es viele Richtlinien zu beachten. Die Materialien kommen aus der Region.
Sandy Klunker und seit kurzem Elektromeister Severin Obst gehören zum Team. In der Branche gibt es viele Richtlinien zu beachten. Die Materialien kommen aus der Region. © Matthias Schumann
Mit dem LED-Strahler C1-mini-HC hat die Firma einen großen Wurf gemacht. Das komplexe Leuchtensystem ist klein, elegant und höchst funktional. Ein echtes Kraftpaket.
Mit dem LED-Strahler C1-mini-HC hat die Firma einen großen Wurf gemacht. Das komplexe Leuchtensystem ist klein, elegant und höchst funktional. Ein echtes Kraftpaket. © Matthias Schumann

Auch heute Morgen wuselt es in der kleinen Werkstatt an der Pulsnitzer Straße. Die Auftragslage war und ist gut. Nicht nur kurz vor Jahresschluss. Die sieben Leute haben zu tun. Aufträge für die Nationalbibliothek in Frankfurt/Main laufen. Andere sind in Planung. Aus der Ein-Mann-Firma von 2011 ist längst ein funktionierendes Team geworden. Und seit Kurzem eine GmbH. Die Lichtsysteme für Museen, Architekten und Planer aus Kamenz sind gefragt. Weltweit mittlerweile. In Mailand traf man sich am Wochenanfang erst wieder mit Interessenten, die im kommenden Jahr die neue „Islamische Galerie“ im British Museum neu gestalten wollen. Letzteres befindet sich in London und ist eines der größten und bedeutendsten kulturgeschichtlichen Museen der Welt. Wenn der kürzlich ausgezeichnete LED-Strahler C1-mini-HC aus der Lessingstadt dort zum Einsatz käme, wäre das ein weiterer schöner Erfolg für Corporate Friends. „Die Gespräche verliefen durchaus vielversprechend“, sagt Jan Eickhoff.

Alles fing ganz klein an

Zehn feste Produkte – von der LED-Tischleuchte über diverse Strahler, Lichtleisten und Mini-Strahler –  werden mittlerweile in Kamenz in verschiedenen Ausführungen und Farben produziert. Dabei fing vor sieben Jahren alles ganz klein an. Und eher doch zufällig. „Ich gestaltete damals die neue Dauerausstellung des Lessingmuseums mit. Und was mir vor allem negativ auffiel: Es gab keine vernünftige Beleuchtung. Das war der Auslöser für alles Kommende“, erzählt der 44-Jährige. Seine Neugier als Produktdesigner war geweckt. Jan Eickhoff biss sich voller Elan an dem Thema fest. Und stieß damit auf eine Nische, in die es sich lohnte, näher hineinzuexperimentieren. Eine Herausforderung für den kreativen Kopf. „Neue Produkte fallen einem allerdings nicht in ein paar Wochen zu. Für manches braucht es Jahre“, sagt er. Die Zusammenarbeit, lange Gespräche, gegenseitige Anstöße mit seinem technischen Entwickler treiben ihn da gut voran. „Kreativ bin ich den ganzen Tag“, meint er trocken. Aber sich hinsetzen und auf Befehl etwas gestalten, das sei nur selten realistisch. Der gebürtige Saarländer liebt seinen Beruf, der für ihn echte Berufung ist. „Als Neuling in der Branche braucht man ungefähr einen vier bis fünf Jahre langen Atem. Diese interessante Branche testet und beobachtet genau. Das haben wir jetzt wieder festgestellt. Aber wenn man unbeschadet durch diese Durststrecke kommt, winkt die Anerkennung der Fachwelt.“

Die das sagt, ist Gesine Kutter. Seit einem Jahr ist sie verantwortlich für Marketing und Vertrieb. Gemeinsam mit ihrem Chef fährt sie nicht nur zu Fachmessen, sondern nimmt auch gern den ein oder anderen Preis entgegen. Wie kürzlich den Bundespreis Ecodesign. Im Regal im Büro reihen sich die Auszeichnungen aneinander. Dass Qualität, Formschönheit und hervorragende Funktionalität aus Kamenz kommen, hat sich herumgesprochen. Vor allem der LED-Strahler C1-mini-HC beeindruckt die Fachwelt. Mittels eines Magnetkugelgelenks und einer magnetischen Befestigung lässt er sich werkzeuglos ausrichten und frei auf der Stromschiene platzieren. Jeder Strahler ist einzeln über einen Magnetsensor dimmbar. Eine echte Revolution, die Eickhoff designt hat. Werbung braucht man kaum. In der Branche zählen Referenzen. Die hat man. Vom Elementarium angefangen über das Senckenberg Görlitz oder das FIFA World Football Museum bis hin zur Festung Königstein, Verkehrsmuseum in Dresden, die Residenz in München, das Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, das Jüdische Museum in Berlin oder die Vatikanischen Museen in Italien leuchten die Kompakt-Strahler. In Dubai sind sie im Etihad Museum zu finden. Oder in Ulm, München, Heidelberg, Braunschweig, Koblenz, Augsburg und Lübeck. „Wir staunen, wie viele Museen es gibt“, sagt Gesine Kutter. Corporate Friends begleitet die Projekte von der Planung bis zur Eröffnung. Dabei arbeitet man eng mit Ausstellungsgestaltern und Lichtplanern zusammen. Und die empfehlen die Kamenzer weiter.

Das zweite Standbein sind Sonderanfertigungen von Lampen und Strahlern für Kirchen. Im Bautzener Dom hängen sie beispielsweise von der Kreuzgewölbedecke. Auch Hotels wie das Sporthotel Winterberg fordern die Kreativität der Firma. „Das sind Großaufträge, wo wir dann alle in der Produktion anpacken müssen, weil es schnell gehen muss“, sagt Gesine Kutter. Juweliere, Jachtbauer und Goldschmiede bestellen ebenfalls in Kamenz. Corporate Friends wächst. Leider auch aus den bisherigen Räumen heraus. Pläne für einen Umzug liegen nicht mehr nur in der Schublade. Wer perfektes Licht sät, wird Erfolg ernten.