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Es lebe der Kaiser

Zum Auftaktkonzert der Kaisermania am Freitagabend ist beim Herrn im edlen Frack keine Müdigkeit zu erkennen. Beim Publikum auch nicht.

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© kairospress

Dresden. Am Anfang heißt es anstehen. Vorm Eingang, vor der Toilette, vor dem Bierstand. Noch kurz die Kehlen ölen, bevor es losgeht. Die Theke kommt mit dem Bier zapfen nicht hinterher. „Jemand was anderes außer Bier?“ Eine Weißweinschorle, drei Prosecco, zwei Cola, ein Wasser! Menschen, vor allem Frauen, rufen durcheinander. Das Mädchen an der Theke ist sichtlich überfordert. Ein paar Damen mittleren Alters beschweren sich, dass die Ordnung nicht eingehalten wird. Machen aus, wer als nächstes dran ist. „Der Roli kommt gleich“, ruft eine von ihnen. Doch der Kaiser passt seinen Auftritt gut ab. Fast alle Gäste sind mit einem Getränk versorgt, als das große Banner fällt. „Ich freue mich auf euch, euer Roland Kaiser“, steht darauf. Die Menge quittiert das mit großem Jubel.

Kaisermania am Elbufer

Und los geht's ...
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Am Freitagabend startete Roland Kaiser sein erstes von insgesamt vier Kaisermania-Konzerten in Dresden.
Am Freitagabend startete Roland Kaiser sein erstes von insgesamt vier Kaisermania-Konzerten in Dresden.
Mehr als 10.000 Glückliche huldigten dem Schlagerstar vor barocker Kulisse.
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Erst im April hatte Roland Kaiser in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung gesagt: „Ich bin gern in der Stadt unterwegs und komme mit den Menschen ins Gespräch."
Erst im April hatte Roland Kaiser in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung gesagt: „Ich bin gern in der Stadt unterwegs und komme mit den Menschen ins Gespräch."
Der Ansturm auf die Kaisermania 2017 war mal wieder ein Rekord: Nach neun Stunden war sie ausverkauft.
Der Ansturm auf die Kaisermania 2017 war mal wieder ein Rekord: Nach neun Stunden war sie ausverkauft.
Lange Schlangen gab es vor dem Konzert.
Lange Schlangen gab es vor dem Konzert.
Roland Kaiser - wie gewohnt bestens gekleidet.
Roland Kaiser - wie gewohnt bestens gekleidet.
Die Fans erlebten eine gelungene Auftakt-Kaisermania.
Die Fans erlebten eine gelungene Auftakt-Kaisermania.
Alt und Jung hatten sichtlich Spaß beim "Huldigen".
Alt und Jung hatten sichtlich Spaß beim "Huldigen".

Der Monarch im grauen Frack beginnt mit ein paar neueren Stücken. Viele können nur den Refrain, eine Frau singt textsicher mit. „Du hast wohl schon das neue Album?“, fragt die Freundin daneben. Eine Gruppe etwa 30-jähriger Männer ruft unterdessen laut „Roland!“. Die Menge schunkelt sich langsam ein, die ganz große Stimmung ist aber noch nicht da. Die Leute hier wissen wohl, da kommt noch mehr. Auf einmal ein anderer Rhythmus. Das ist doch nicht mehr der Kaiser?, denkt der Laie. Der Schlagerfan weiß längst, was kommt: „Aber bitte mit Sahne“. Mit einem Udo-Jürgens-Medley weckt Roli sein Publikum auf. Das kennt die Texte und singt begeistert mit. Frage an einen Herrn im Kaiseralter, der eben noch laut „Roland“ gerufen hat: Warum gehen die Leute bei Udo-Jürgens-Liedern mehr ab? „Na, der war auch gut“, lautet die einfache Antwort. Was der Herr nicht sagt, aber bestimmt weiß: Das Konzert läuft zwar schon eine Stunde, aber das ist immer noch der Anfang.

Kurz lässt der Kaiser seine Untertanen bei langsameren Stücken vom griechischen Wein erholen. Dann zeigt er, dass er auch mit eigenen Liedern sein Volk zum Toben bringen kann. Bei „das fünfte Element“ ist kein Halten mehr. Mittlerweile ist es dunkel, immer wieder schieben sich Menschen mit Getränkenachschub durch die locker stehende Menge. Sehr gesittet übrigens. Das zu einem großen Teil ältere Publikum bevorzugt es auch hier geordnet. Irgendwo dazwischen schieben wird nicht gern gesehen, ein bisschen als habe jeder gleich zu Beginn mit einem Handtuch seinen Stehplatz markiert. Das passt zum leicht steifen Gentleman auf der Bühne, der höflich schlüpfrige Lieder singt. Als er sich doch einmal etwas mehr bewegt, seinen Frack mit einer Drehung zu „Warum hast du nicht Nein gesagt“ zum Fliegen bringt, kreischt das Publikum vor Begeisterung.

65 Jahre ist der Kaiser mittlerweile alt und spielt länger als die meisten jungen Bands. Das Publikum dankt es ihm. Nur wenige beginnen nach zwei Stunden, das Festivalgelände zu verlassen. „Wir müssen zum Zug“, erklärt ein Mann. Ein anderes Paar dreht bei dem Hinweis, dass noch was kommt, wieder um. Unterdessen drücken sich Menschen am Festivalzaun die Nasen platt, um dem Kaiser auch ohne Ticket zu huldigen. „Wir haben keine mehr bekommen“, sagt eine Frau, die sich zusammen mit anderen direkt am Eingang mit Campingstühlen aufgebaut hat. Im letzten Jahr habe es geklappt, drinnen sei die Stimmung viel besser, sagt sie. Andere bleiben bewusst draußen. „Wir kommen jedes Jahr einmal her“, so ein älteres Ehepaar. Aber immer ohne Ticket, aus Sparsamkeit. Vor dem Zaun tanzen Menschen um Kerzen auf dem Boden, ein älteres Ehepaar steht eng umschlungen, er gibt ihr zärtlich einen Kuss. Die Stimmung ist gelöst. Nach zweieinhalb Stunden findet das Konzert mit einem Feuerwerk ein Ende. Für viele geht die Party jetzt erst richtig los.