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Es grünt so grün

Eine Algenschicht vermiest den Sprung in den Quitzdorfer Stausee. Betreiber und Gäste sehen das Land in der Pflicht.

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© André Schulze

Von Alexander Buchmann

Es ist ein unangenehmer Geruch, der einem in die Nase steigt. Je nach Windrichtung mal mehr mal weniger intensiv, aber immer wahrnehmbar. Und das, obwohl man den Quitzdorfer Stausee noch gar nicht sieht. Doch je näher man an das Nordufer herankommt, desto schlimmer wird es. Beim ersten Blick auf das Wasser, wird auch die Ursache des Geruchs klar: Algen. Und nicht nur an einigen Stellen, sondern großflächig. Vom Wind zu einem zentimeterdicken Teppich zusammengeschoben, der am Damm in Sproitz mal dunkelgrün, mal knallblau leuchtet. Die Farben sind so intensiv, dass man unweigerlich an Malerfarbe oder Chemie im Wasser denken muss. Beides ist zum Glück nicht der Fall. Trotzdem ist der See am Donnerstagvormittag nahezu verwaist. Nur ein einziger Angler und eine Schwanenfamilie sind auf dem Gewässer unterwegs.

Der Strandbereich am Campingplatz Nord, wo das Gesundheitsamt am Dienstag Blaualgen nachgewiesen hat, ist deshalb auch wie leer gefegt. Trotz der heißen Temperaturen, bei denen sich mancher sicher gern durch einen Sprung in den See abkühlen würde. Immer wieder kommen Camper zum Ufer, werfen einen Blick auf das Wasser und gehen dann wieder. An Baden ist nicht zu denken.

Ganz vom Schwimmen im Stausee abhalten lassen sich manche Camper von den Algen aber nicht. „Wenn der Wind die Algen in die andere Richtung bläst, gehen auch Leute baden“, erzählt ein Dauercamper, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Andere fahren mit einem Boot weiter auf den See hinaus und versuchen dort ihr Glück. Danach müsse man sich dann halt sofort abduschen, sagt der Camper. Eine Empfehlung, die auch das Gesundheitsamt gibt. Außerdem solle darauf geachtet werden, kein Wasser zu verschlucken. Der Aufenthalt in Bereichen mit Schlieren und Aufrahmungen sei zu vermeiden und insbesondere Kleinkinder sollten nicht in solch einem belasteten Uferbereich spielen, heißt es in einer Mitteilung. Grundsätzlich wird aber vor dem Baden im Stausee gewarnt. Bei empfindlichen Personen können durch den Kontakt mit den Algen nämlich Haut- und Schleimhautreizungen, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Den neuen Betreiber des Campingplatzes sowie der Bungalowsiedlung in Kollm Ost, die Ferienpark Stausee Quitzdorf GmbH, hat das Amt darüber nicht informiert. So erfährt Dirk Hampel erst durch die SZ von der Messung und dem Ergebnis, und ist bedient. Am Donnerstagnachmittag hat er sich am Campingplatz ein Bild von der Situation gemacht. „Ich habe von den Gästen gehört, dass es eklig ist“, sagt er. Am Ostufer, wo sich die Bungalowsiedlung befindet, sieht die Sache laut Dirk Hampel nämlich anders aus. „Die Gäste waren heute im Wasser und ich habe nur Positives gehört“, erklärt er. Dass Gäste aufgrund der Algen nicht baden können und deshalb auf andere Gewässer ausweichen müssen, ärgert Dirk Hampel. „Schließlich buchen sie bei mir, weil die Bungalows direkt am See liegen.“ Seit 1. Juni ist Dirk Hampel gemeinsam mit seinem Vater Heinz Eigentümer des Feriendorfes. „Wir haben die Anlage gekauft, weil wir eine große Chance sehen.“

Vom Freistaat fühlt er sich mit dem Algenproblem alleingelassen. „Das Land Sachsen hat genug Gelder, die in die Braunkohlelöcher fließen, um den Tourismus anzukurbeln, aber hier wird nichts gemacht“, ärgert sich Dirk Hampel. Sie selbst könnten nichts daran ändern, seien aber die Leidtragenden, sagt er. Denn das Interesse seitens der Urlauber sei gut. Wenn man dann auf den Stausee zu sprechen komme, wisse er aber nicht, was er dem Interessenten zur Wasserqualität sagen solle. Schließlich ändert die sich je nach Windrichtung und Wetterlage. Das ärgert auch die Gäste. „Es ist schade, denn eigentlich ist das ein wunderbarer See“, sagt der Camper, der in der Nähe von Chemnitz lebt und schon seit zehn Jahren, wann immer es geht, nach Kollm kommt. „Das Land muss mehr tun“, ist auch seine Meinung.