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Es geht wieder aufwärts

Nach dem verheerenden Brand in der Radebeuler Firma Otto gab es viele Spender. Jetzt werden neue Nägel eingeschlagen.

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© André Wirsig

Von Peter Redlich

Radebeul. An die Rauchwolken an der Meißner Straße am 19. Januar erinnern sich noch viele. Flammen schossen aus dem Haus an der Meißner Straße 100. Alles brannte lichterloh. Nichts war mehr zu retten. Ein Kurzschluss in der Elektroanlage, nahe am Dachgebälk, hatte den verheerenden Brand im Wohn- und Bürohaus der Firma Otto verursacht.

Der Brand am 19. Januar in der Meißner Straße 100.
Der Brand am 19. Januar in der Meißner Straße 100. © Roland Halkasch

Fast zwei Tage kämpften die Feuerwehrleute von Radebeul und Coswig, um zuerst die Flammen niederzuringen und anschließend die Brandnester zu beseitigen. Schon beim Löschen mussten die Kameraden das Dach aufreißen, um mit dem Wasserstrahl ranzukommen. Anschließend stand in der bitteren Winterkälte nur noch eine verkohlte Ruine mit ihren Grundmauern an der Meißner Straße.

Christine Otto hatte in dem Haus ihre Wohnung. Die Söhne Dirk und Maik mit ihr zusammen das Büro der Rollladenbaufirma. Der Schock war groß, die Existenz des Handwerkerbetriebs mit ihren sieben Mitarbeitern gefährdet.

Jetzt ist fast ein Jahr vergangen. Die Radebeuler sehen von der Straßenbahn oder dem Auto aus, dass an der Meißner Straße 100 Baustelle ist. Reihe für Reihe haben die Maurer in den letzten Wochen Kalksandsteinwände hochgezogen. Der Dachstuhl ist wieder drauf.

„Wir bauen alles wieder auf und ordnen es neu“, sagen Christine und Dirk Otto. Die ehemaligen Anbauten am Haus werden jetzt massiv ausgeformt. Christine Otto soll wieder ihre Wohnung im hinteren Teil des Gebäudes bekommen. Im vorderen Teil, zur Straße hin, werden die Büros sein.

Der Rohbau steht. Diese Woche feierten die Ottos mit den Bauleuten und vielen Helfern und Spendern Richtfest. Die Sächsische Zeitung wurde von der Handwerkerfamilie ausdrücklich gebeten, allen, die gespendet haben, in ihrem Namen zu danken.

Pantomime Ralf Herzog war einer der Ersten, der die Eintrittsgelder seiner Vorstellung spendete. Die Gemeinde der Lutherkirche half dem heimischen Handwerksbetrieb mit einer Geldsammlung. Die Firma Kunststoff Marx aus Coswig gab Büromöbel, sodass die Ottos in einem kleinen Raum neben der Werkstatt wieder Kunden beraten und Verträge abschließen konnten. Dirk Otto: „Die Hilfen der Spender waren vor allem auch moralisch für uns wichtig nach dem deftigen Schlag im Januar.“ Nach nur wenigen Tagen konnten – obwohl viele Unterlagen im Büro verbrannt waren – wieder Aufträge erfüllt werden. Nicht einfach für die Ottos und ihre Mitarbeiter, jeden Tag an der Brandruine vorbeigehen und trotzdem normal arbeiten. Sie haben zusammengehalten „Wir mussten keinen Mitarbeiter entlassen“, sagen Christine und Dirk Otto.

Auch die Versicherung zahlt inzwischen. Im August, so Christine Otto, die Grundstücksinhaberin, kam der Bescheid. Mit dem Geld kann wieder aufgebaut werden. Der Neuaufbau wird eine mittlere sechsstellige Summe kosten. Die Ottos müssen etwa ein Fünftel selbst tragen.

Es geht jetzt wieder richtig aufwärts, sind die Frauen und Männer in dem Radebeuler Handwerksbetrieb stolz, den Brand zum großen Teil überwunden zu haben. In den nächsten Monaten soll der Innenausbau vorangehen. Neue Elektrik wird freilich verlegt, eine neue Heizung soll eingebaut werden.

Die Bedingungen werden besser als vorher sein. Die Auftragslage ist ordentlich. „Ich hoffe, ich kann im Sommer nächsten Jahres wieder einziehen“, sagt Christine Otto und stößt mit den Bauarbeitern ein Gläschen aufs Richtfest an.