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Erst mieten, dann kaufen

Das Dresdner Start-up Madonna Lisa bietet Replikate berühmter Gemälde an. Vor allem Geschäftsleute interessieren sich dafür.

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© Matthias Rietschel

Von Stephan Hönigschmid

Nicht jede Geschäftsidee funktioniert sofort. Gerade Start-ups müssen erst mal ein bisschen probieren, bis sie den richtigen Dreh raus haben. Diese Erfahrung machte auch Benjamin Wild vom Dresdner Unternehmen Madonna Lisa. „Ich wollte meine Gemälde am Anfang in Arztpraxen ausstellen, um auf diese Weise Käufer zu finden“, sagt der 31-Jährige. Allerdings habe es kaum Rückmeldungen gegeben. Von 300 kontaktierten Praxen hätten sich weniger als zehn Prozent gemeldet. „Und dort, wo die Bilder schließlich hingen, haben die Leute nichts gekauft. Wer zum Arzt geht, hat eben andere Probleme“, so Wild.

Trotzdem hält der studierte Wirtschaftsingenieur an seiner Geschäftsidee fest, Nachahmungen berühmter Meisterwerke von Künstlern wie zum Beispiel van Gogh, Renoir und Klimt anzubieten. Nur eine Kleinigkeit verändert er. „Kurz nach der Gründung der Firma hatte ich 2014 die Gelegenheit, im Kugelhaus am Wiener Platz eine Galerie als Pop-up-Store zu eröffnen. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass viele Kunden zwar Interesse an den Bildern haben, sich jedoch schwer damit tun, eine Entscheidung zu treffen“, sagt Wild und fügt an: „Aus diesem Grund habe ich angefangen, sie leihweise mit nach Hause zu geben, was erstaunlich gut funktioniert hat. Durch den Gewöhnungseffekt in den eigenen Wänden haben die meisten dann auch gekauft.“ Erst mieten, dann kaufen, lautet ab diesem Zeitpunkt Wilds Zauberformel.

Die Kosten dafür betragen monatlich 30 Euro pro Quadratmeter. Als Mietdauer sind ein, drei, sechs und zwölf Monate möglich. Für ein Replikat des berühmten Dresdner „Canaletto-Blick“ im Querformat von 145 mal 80 Zentimeter werden so beispielsweise 34,80 Euro im Monat fällig, während der Kaufpreis 890 Euro beträgt. „Wenn es zum Kauf kommt, wird der zuvor bezahlte Mietpreis verrechnet“, erklärt Wild.

500 Gemälde von 45 Künstlern hat der 31-Jährige momentan im Repertoire, die alle eines gemeinsam haben. „Um mit dem Urheberrecht keine Probleme zu bekommen, sind die entsprechenden Künstler seit mindestens 70 Jahren tot.“ Das sei auch der Grund, warum er unter anderem Gemälde von Pablo Picasso nicht anbieten könne, da dieser erst 1973 verstorben sei, so Wild.

Obwohl auch Privatleute die Bilder zu schätzen wissen, zählen überwiegend Geschäftsleute aus der Region zu seinen Kunden. „Steuerberater, Anwälte, Notare, Finanzmakler und Hotels sind meine Klientel.“ Sie seien in der Regel daran interessiert, vier, fünf Werke zu mieten und diese nach einer gewissen Zeit gegen andere auszutauschen. „Bei einer Mietdauer von zwölf Monaten sind zwei Bildwechsel im Preis enthalten“, sagt Wild. Besonders beliebt sind Dresdner Impressionen wie die Augustusbrücke von Gotthardt Kuehl, während sich ausgerechnet eines der berühmtesten Bilder als Ladenhüter erweist: da Vincis Mona Lisa. „Sie ist ein Blickfang und alle möchten sie gern mal angucken, aber mieten will sie nur selten jemand“, sagt Wild, der sein Geschäft heute überwiegend per Webshop abwickelt.

Damit die Gemälde den Originalen zum Verwechseln ähnlich sehen, ist hochwertige Handarbeit nötig. Mit viel Liebe zum Detail werden sie mit Ölfarben nachempfunden. „Ich bin zwar durch einen Zeitungsartikel über Künstler in Asien, die Kunstwerke nachmalen, auf die Idee aufmerksam geworden. Mittlerweile lasse ich die Bilder aber von akademisch ausgebildeten Künstlern in Südfrankreich erstellen, weil dort die Qualität noch besser ist.“

www.madonnalisa.de