Von Holger Gutte
Alles, was Großschönaus Gemeindefeuerwehr zu bieten hat, ist am Sonnabend im Einsatz. Ihr Ziel ist das alte Zollhaus am Grenzübergang zum tschechischen Varnsdorf. Auf den Tag genau vor 50 Jahren sorgte am 25. März 1967 ein Dachstuhlbrand für Aufregung in den Behörden beider Länder. Die Kameraden der Varnsdorfer Feuerwehr spritzen damals gerade an der Grenze die alten Klärbecken ab, erzählt Großschönaus Gemeindewehrleiter Fabian Hälschke. Da bemerken sie am ersten Haus auf der deutschen Seite einen Dachstuhlbrand. Sie lösen sofort Alarm aus und sind auch zuerst am Einsatzort. Und genau das war 1967, obwohl es quasi das Nachbargrundstück betraf, nicht so einfach. Der Grenzübergang ist geschlossen gewesen. Die zuständigen Stellen in beiden Ländern mussten alarmiert werden und ihr Einverständnis geben, damit der Grenzübergang geöffnet werden darf. Doch die Varnsdorfer Kameraden warten nicht erst, bis die Behördenmühlen in Gang kommen und lassen sich von einem Schlagbaum nicht aufhalten.
„Feuerwehrleute ticken überall gleich – egal in welchem Land sie leben“, sagt Fabian Hälschke. Auch der Leiter der freiwilligen Feuerwehr von Varnsdorf, Jiri Sucharda, denkt so. Als die Großschönauer Kameraden 1967 eintrafen, hatten die Varnsdorfer schon mit einer Steckleiter das Dach des Hauses erklommen. Beide Feuerwehren löschten gemeinsam den Brand. Das Haus steht dank ihnen heute noch. Der Einsatz aber hat Folgen. Weniger für den kleinen Jungen, der damals mit einer Kerze gespielt hatte. Dafür aber für die Feuerwehrleute. Denn danach entwickelten sich zwischen den Kameraden Freundschaften, die bis heute anhalten.
Nach Zittau und Hradek vereinbaren beide Feuerwehren 1997 als zweite einen deutsch-tschechischen Löschhilfevertrag. In Absprache mit dem Zoll beider Länder gab es einen Schlüssel im Depot, mit dem die Grenzschranke geöffnet werden konnte. Der Schlüssel hängt heute noch zur Erinnerung im Depot. Seit der Grenzöffnung 2006 gibt es die Schranke nicht mehr.
Auch heute handeln die Feuerwehren in Varnsdorf und Großschönau schneller als die Behörden. Denn würde jetzt das Haus in der Zollgasse brennen, müsste die Leitstelle in Hoyerswerda per Fax die Behörde in Usti n. L. benachrichtigen, damit diese Alarm in Varnsdorf auslöst. Erst dann könnten die Varnsdorfer helfen. 20 Minuten gehen dadurch verloren. Praktisch läuft es anders: Fabian Hälschke und Jiri Sucharda rufen sich direkt an, wenn sie Hilfe bei Einsätzen brauchen. Während das Fax zwischen den Leitstellen über die Grenze unterwegs ist, handeln sie bereits.
Um 10.30 Uhr gibt es am Sonnabend am Grenzübergang anlässlich des Jubiläums ein Treffen und um 14 Uhr am Haus an der Zollgasse eine Schauübung zum Dachstuhlbrand.