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Erfolg made in Wuhan

Zwei Unternehmen aus Sachsen haben in China bereits Fuß gefasst. Sie machen anderen Mut und geben taktische Tipps im Umgang mit den asiatischen Partnern.

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© Matthias Rietschel

Von Annette Binninger, zzt. Wuhan

Die bunten Drachen tanzen, wirbeln über die Bühne, die beiden Tänzer in jedem „Glückstier“ zwinkern mit den plüschigen Augen ins Publikum. Die Musik dröhnt laut durch die Produktionshalle. Ein buntes, fröhliches Fest soll sie werden, die Eröffnung des neuen chinesisch-sächsischen Getriebewerkes von Koki in Wuhan. „Sie haben da ja noch viel Platz“, scherzt Regierungschef Stanislaw Tillich mit Blick auf die große Freifläche, die noch nicht mit deutschen Maschinen zugestellt ist. Mit 45 Unternehmern aus Sachsen ist er angereist, um neue Geschäftskontakte zu erleichtern.

Für Koki in Wuhan ist dieser Tag erst der Anfang. Bis zu 300 Mitarbeiter sollen in den nächsten fünf Jahren hier Schaltgetriebe für Verbrennungsmotoren fertigen; das gesamte Projekt umfasst ein Investment von mehr als 34 Millionen Euro. „China ist für uns der wichtigste Automobilmarkt, heute und in Zukunft“, sagt Geschäftsführer Ralph Rumberg.

1890 hatte „Kochendörfer & Kiep“, das heutige KoKi, in Frankfurt am Main mit der Herstellung von Kochtöpfen begonnen. Seit 1995 befindet sich der Firmensitz des Herstellers im Niederwürschnitz. Seit Jahren expandiert der Automobilzulieferer von dort aus, hat mehrere neue Werke gebaut, in Glauchau, Neu Delhi und jetzt in der Provinz Hubei, mit der Sachsen seit zehn Jahren partnerschaftlich verbunden ist. Mehrheitlich gehört das Unternehmen inzwischen der chinesischen Avic Gruppe. Das Know-how ist äußerst gefragt in der chinesischen Metropole, die als drittwichtigster Automobilstandort im Riesenreich gilt.

Der Vorzeigefall soll andere der mitgereisten sächsischen Unternehmer ermutigen, ihnen zeigen, wie es klappen kann mit dem China-Geschäft. Auch wenn da erst mal gar nichts war wie bei der Bergmann AG aus Penig.

Die Delegation rast durch die Stadt zum nächsten Vorzeigeprojekt. Sonst ist im Berufsverkehr kaum ein Durchkommen. Doch für die hohen Gäste aus Sachsen hat die Polizei die gesamte Route abgesperrt, stoppt an jeder Kreuzung alle anderen Fahrzeuge, die warten müssen.

Zehnmal war Unternehmenschef Lars Bergmann in den vergangenen fünf Jahren in China unterwegs. Ein Kontakt im Dezember 2016, vermittelt durch die Wirtschaftsförderung Sachsen, war dann entscheidend. „Die Chinesen wollen einen erst einmal als Mensch kennenlernen, bevor sie ein Geschäft machen. Man sollte Geduld mitbringen und die Kriegskasse gut gefüllt haben, bis der erste Auftrag kommt“, rät er denjenigen, die auf dem chinesischen Megamarkt erfolgreich sein wollen.

Für das Unternehmen aus Penig, das sich mit seinen 60 Mitarbeitern international einen Namen als Experte für Abwasserreinigung gemacht hat, stehen die Zeichen nach der harten Anlaufarbeit jetzt auf Grün: Feierlich wird an diesem Freitagmorgen die erste Pilotanlage für die Abwasser-Reinigung des zweitgrößten staatlichen Tabakkonzerns „Hubei Xinye Tobacco“ eingeweiht. Pressewirksam vor allem nach China hinein, die Fotografen drängeln sich, als die Eröffnungszeremonie mit Sachsens Regierungschef Tillich beginnt. Per Handauflegung wird in einer Plexiglas-Kugel ein rotes Schriftband aktiviert. Im Testbetrieb läuft die Anlage jetzt bis Ende des Jahres und reinigt den Schlamm, der bei der Tabak-Verarbeitung anfällt. Wenn es gut läuft, dann lockt der erste Großauftrag. Für rund vier Millionen Euro sollen die Sachsen dann im nächsten Jahr eine Großanlage installieren. Und das dürfte erst der Anfang sein für die Bergmanns in Wuhan. „Der Tabakhersteller betreibt acht weitere Fabriken, wir hoffen, dass wir die dann alle nachrüsten dürfen“, sagt Lars Bergmann stolz. Die Zeit drängt. „Man hat hier drei Jahre Zeit, mit seiner Technologie erfolgreich zu sein, dann bist du kopiert“, hat er von anderen warnend gehört. Man muss schnell sein in China. „Und immer mit der neuesten Technologie hier ankommen, sonst ist man uninteressant“, sagt Bergmann.

Am Abend wird die Sächsische Staatskapelle spielen in der Konzerthalle von Wuhan. Ein Klavierkonzert von Mozart, Pianist ist ein Chinese. Kultur verbindet. Und aus jeder guten Beziehung kann ja auch irgendwann ein gutes Geschäft entstehen, sagt man in China.