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Die Erdbeere und der Mindestlohn

Im Elbtal sind die ersten roten Früchte reif. Vielerorts bieten die Landwirte Selbstpflücke an. Die Erdbeer-Flächen schrumpfen allerdings, weil das Geschäft mit der Frucht nicht mehr so lukrativ ist.

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© dpa

Dresden. Erdbeerfans können sich zum Pfingstfest über die ersten roten Früchte von heimischen Feldern freuen. „Einige Bauern bieten jetzt Erdbeeren im Hofladen oder auf den Feldern zur Selbstpflücke an“, sagte der Vorsitzende des Landesverbands Sächsisches Obst, Udo Jentzsch. Vor allem im wärmeren Elbtal seien die ersten Erdbeeren reif und rot, in anderen Regionen dagegen müssten sich die Kunden noch ein paar Tage gedulden. Am 27. Mai beginnt in Sachsen offiziell die Erdbeerernte.

Die Erdbeerbauern rechnen in dieser Saison mit einer guten Ernte, nachdem die Ausbeute im vergangenen Jahr mit rund 4100 Tonnen eher durchschnittlich ausfiel. Allerdings geht der Landesverband davon aus, dass die Anbauflächen in diesem Jahr zurückgegangen sind. Niedrige Preise und die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hätten dazu geführt, dass viele Bauern auf andere und weniger arbeitsintensive Obstsorten umgestiegen seien, erklärte Jentzsch. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor. 2014 wurden auf einer Fläche von mehr als 400 Hektar Erdbeeren angebaut.

Die Firma Obstbau Görnitz in Coswig hat den Anbau von Erdbeeren in diesem Jahr von 24 auf 15 Hektar reduziert. Als Gründe führt Inhaber Michael Görnitz Preisdruck durch ausländische Konkurrenz und den Mindestlohn an. „Mit der Folge, dass es immer weniger regionale Früchte gibt.“ Zudem sei die Erdbeere besonders anfällig für Wetterkapriolen. Auf rund sechs Hektar bietet Görnitz Erdbeeren zum Selbstpflücken an, los geht es am Pfingstwochenende. Selbstpflücker müssen sich auf gestiegene Preise einstellen: Bis zu 15 Prozent mehr sind in diesem Jahr für das Kilogramm zu zahlen.

Zum ersten Mal bietet der Obsthof Ibisch in Priestewitz (Landkreis Meißen) in diesem Jahr Erdbeeren zum Selbstpflücken an. Nach Pfingsten beginnt die Erntezeit auf der mehr als drei Hektar großen Fläche. In Jesewitz bei Leipzig müssen sich Erdbeerfans noch etwas gedulden: Auf dem Obsthof Wöllmer sind die Früchte voraussichtlich erst ab Anfang Juni reif. (dpa)