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Endlich Eiszeit

Die kühle Erfrischung geht jetzt im Osterzgebirge in Massen über die Theke. Ein Besuch bei den Eismachern.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Dippoldiswalde. Während die Kaffeemaschine leise im Hintergrund schnurrt, bereitet Bettina Roche einen Eisbecher mit Vanille, frischen Erdbeeren und Sahne zu. Sie arbeitet schon seit mehr als 20 Jahren im Eiscafé Schiffel in der Dippoldiswalder Wassergasse – das den Einheimischen wohl besser bekannt ist als Eis-Lydscha. Hier werden die Eissorten alle noch nach hauseigener Rezeptur hergestellt. Und das schätzen die Kunden vor allem bei den warmen Temperaturen dieser Tage.

Auch hier ist Eiszeit

Wieland Sartor hat alle Hände voll zu tun. Zu den Spezialitäten im Eiscafé Sartor in Bärenfels gehört Eberescheneis.
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Carola Nestler holt frisches Pfefferminzeis aus dem Tiefkühler. 14 Sorten stehen in der Geisinger Bäckerei Nestler täglich zur Auswahl.
Carola Nestler holt frisches Pfefferminzeis aus dem Tiefkühler. 14 Sorten stehen in der Geisinger Bäckerei Nestler täglich zur Auswahl.
An der Eis-Oase in Paulsdorf lassen sich Charis und Dora ihr Eis schmecken.
An der Eis-Oase in Paulsdorf lassen sich Charis und Dora ihr Eis schmecken.

„Einmal Haselnuss und Stracciatella“, Bettina Roche reicht die Eiswaffel über die Theke, gibt das Wechselgeld zurück. Nachdem der Kunde durch die Tür getreten ist, verschwindet sie blitzschnell in der Küche, die vom Verkaufsraum abgeht. Zurück kommt sie mit einer Ladung Eiswaffeln, die sie in den Ständer füllt. Es dauert nicht lange, da kommt neue Kundschaft. Im Hintergrund packt Inhaberin Annegret Reichel verschiedene Eissorten zusammen, gleich geht es los in Richtung Freital, dort wurde sie mit ihrem nostalgischen Eiswagen für ein Fest gebucht. Gemeinsam werden die Kühlboxen ins Auto getragen. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt Roche. „Das Beladen muss zackig gehen, das Eis schmilzt ja sonst.“ Zur Sicherheit werden noch Kühl-akkus in die Boxen gepackt. Die beiden Frauen sprechen noch kurz ab, welche Sorten als Nächstes verkauft werden sollen. Bei der Wahl kommt es auch auf die Farbe an. „Die Eistheke soll bunt aussehen“, sagt Roche. Täglich werden zwölf Sorten angeboten. „Vanille. Schoko und Stracciatella versuchen wir jeden Tag da zu haben, außerdem eine Sorte mit Nuss und ein laktosefreies Eis.“ Annegret Reichel kreiert außerdem auch ausgefallenere Sorten wie etwa gesalzene Erdnuss. „Dafür kommen sogar extra Leute aus Dresden“, sagt sie und lacht.

Eine bestimmte Geschmacksrichtung, die bevorzugt gekauft wird, gebe es aber nicht. „Eigentlich gehen alle Sorten super, auch die neuen“, so Roche. „Im Sommer ist vor allem die Vielfalt gefragt. Manche kaufen an einem Tag Pfefferminz und am anderen Schoko“, ergänzt Kurt Reichel, der ab und an im Geschäft seiner Frau mithilft, am Mittwoch auch auf dem Fest in Freital. Neben der Laufkundschaft kommen auch viele Stammkunden, Tagesausflügler und Leute, die früher mal hier gewohnt haben oder zur Schule gegangen sind, erzählt Reichel. „Erst gestern war jemand da, der war vor 50 Jahren zum letzten Mal hier. Er sagte, das Eis schmeckt noch so gut wie damals. Da freut man sich natürlich, das ist eine Wertschätzung“, sagt Kurt Reichel. Abgesehen vom Produkt habe der Eisverkauf aber auch etwas mit Emotionen zu tun. „Ich denke, es ist auch ganz wichtig, den Leuten ein gutes Gefühl zu vermitteln.“ Dazu gehöre auch, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Gerade jetzt im Sommer seien sie auf vielen Dorffesten unterwegs. „Man kommt mit den Leuten ins Gespräch und das macht für mich das Gute an der Arbeit aus.“ Auch Bettina Roche schätzt besonders den Umgang mit den Menschen, vor allem mit den Kindern. „Wenn ich im Winter über den Markt laufe und die Kinder rufen, da kommt die Eisfrau, das freut mich.“ Nachdem Kurt und Annegret Reichel gestartet sind, gibt Bettina Roche Himbeer-Soße über das Sahnegrießeis. „Auch die Toppings sind selbst gemacht.“ Wenn gerade mal Luft ist, wird Obst geschnitten oder Früchte eingekocht. Kein Arbeitstag ist wie der andere. Egal was kommt, aus der Ruhe bringen lasse sie sich aber nicht. Auch nicht, wenn plötzlich eine hungrige Schulklasse vor ihr steht. Wenn die Kunden einen Moment warten müssen, sei das für die meisten kein Problem. Gerade die Eisbecher, die auch gerne mit nach Hause genommen werden, dauern eben ihre Zeit. Ein neuer Kunde betritt den Laden. Wolfgang Thomas aus Obercarsdorf ist auf der Suche nach einer Abkühlung. „Am liebsten esse ich Schoko und Vanille“. Ab und an schaue er im Eiscafé in der Wassergasse vorbei, immer dann, wenn er seine Kinder von der Schule abhole. Auch Tino Fietz aus Niederpöbel, der das Eiscafé kurz darauf betritt, schätzt die schmackhafte Erfrischung. „Ich esse im Sommer gerne Eis, weil es einfach lecker ist.“ Andreas und Kathrin Bast aus Dippoldiswalde, die beide auf keine bestimmte Sorte festgelegt sind, probieren gerne unterschiedliche Geschmacksrichtungen aus. „Wir finden es gut, dass es hier immer mal wieder was Neues gibt.“