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Ende für das „Haus Europa“?

Die Gemeinde Ottendorf hat ein Brachenkonzept erstellt. Die Ruine im Ort soll in dessen Rahmen verschwinden.

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© René Plaul

Von Nadine Steinmann

Ottendorf-Okrilla. Eine Schönheitskur für Ottendorf-Okrilla! Dieser Satz umschreibt kurz und knapp den Inhalt des Brachenkonzeptes, das die Großgemeinde im Juni auf den Weg gebracht hat. In dem Konzept hat die Verwaltung 19 Brachflächen aufgelistet, die Potenziale für Gewerbe-, Wohn- und Freiflächen bieten. Zu den seit Jahren verfallenden Schandflecken gehören unter anderem Industriebrachen sowie ehemalige Wohngebäude. Nach Angaben der Verwaltung sind immerhin 205 700 Quadratmeter in Ottendorf-Okrilla Brachflächen. Das entspricht einem Prozent des Gemeindegebietes. Diesen Schandflecken will die Gemeinde nun den Kampf ansagen und somit gleichzeitig Gefahrenquellen beseitigen.

Ottendorfer Gebäude im Fokus

Das ehemalige Berufsschulzentrum an der Königsbrücker Straße verfällt stetig.
Das ehemalige Berufsschulzentrum an der Königsbrücker Straße verfällt stetig.
Auch die Wohnhäuser an der Königsbrücker sollen verschwinden.
Auch die Wohnhäuser an der Königsbrücker sollen verschwinden.
Das ehemalige Gelände der Sachsenglas GmbH ist seit 1990 verlassen.
Das ehemalige Gelände der Sachsenglas GmbH ist seit 1990 verlassen.
Die Schlossmühle in Hermsdorf soll saniert und zum Wohnen genutzt werden.
Die Schlossmühle in Hermsdorf soll saniert und zum Wohnen genutzt werden.
An der Dresdner Straße 55 soll das Domizil des Bauhofes erweitert werden.
An der Dresdner Straße 55 soll das Domizil des Bauhofes erweitert werden.
Die alten Häuser des Prüfgerätewerks in Medingen an der Rödertalstraße sollen abgerissen werden.
Die alten Häuser des Prüfgerätewerks in Medingen an der Rödertalstraße sollen abgerissen werden.

Doch womit soll man anfangen? Um diese Frage zu klären, hat die Verwaltung die 19 Brachflächen nach wirtschaftlichen, finanziellen sowie eigentumsrechtlichen Aspekten betrachtet und den einzelnen Flächen die Priorität „sehr hoch“, „hoch“ oder „geringe Priorität“ zugewiesen. Die Flächen mit der Priorität „sehr hoch“ sollen bevorzugt saniert und entwickelt werden. Die Grundstücke befinden sich teils im Eigentum der Gemeinde und teils in Privatbesitz. Zu dieser Priorität gehören immerhin fünf Brachen, wie zum Beispiel das ehemalige Betonwerksareal, die von der SZ bereits am 14. Juni vorgestellt wurden.

Wohnen und Gewerbe

Zu den als „hoch“ priorisierten verlassenen Flächen zählt die Gemeindeverwaltung immerhin sieben Stück. So taucht in dem Konzept beispielsweise das ehemalige Betriebsgelände der Sachsenglas GmbH an der Königsbrücker Straße 33 auf. Die verfallenden Gebäude sollen allesamt abgerissen und die Fläche anschließend neu bebaut werden. Die ehemalige Schlossmühle, die ein Denkmal ist und seit dem Jahr 2000 ungenutzt ist, plant die Verwaltung sanieren und für Wohnzwecke herrichten zu lassen. Auf dem Gelände des volkseigenen Betriebs Kraftverkehr Dresden (Dresdner Straße 55) spielt die Gemeinde mit der Idee, das Domizil des Bauhofs zu erweitern. Für die Brachen des Prüfgerätewerks Medingen gibt es noch keine konkreten Planungen. Die Gebäude sollen vorerst abgerissen und die Fläche begrünt werden. Eine spätere Bebauung für Wohnen und ruhiges Gewerbe sei aber denkbar.

Für besonders viel Freude bei den Bürgern sollten sicherlich auch die Pläne der Gemeinde sorgen, das einstürzende „Haus Europa“ an der Radeberger Straße 1 zu beseitigen. Denn jeder, der von Seifersdorf in den Ottendorfer Ortskern fährt, kommt an diesem Schandfleck vorbei. Geplant ist der Abriss und eine anschließende Begrünung der Fläche. Ebenfalls auf der Prioritätenliste „hoch“ stehen die Brachen an der Königsbrücker Straße 40. Auch hier sollen die Bestandsgebäude abgerissen werden. Die Gemeinde spielt zudem mit der Überlegung, das Grundstück anschließend zu verkaufen.

Grundsätzlich ist das Brachenkonzept Bestandteil des Ortsentwicklungsplanes der Gemeinde. Dieses Konzept bestimmt die Entwicklung der Gemeinde bis zum Jahr 2040. Um für den Abriss vieler Brachen pünktlich Fördermittel zu beantragen, hat der Gemeinderat das Brachenkonzept bereits extra beschlossen. Das Gesamtkonzept ist vermutlich im kommenden Jahr fertig.