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Emotionen pur bei der Sportgala

Drei Skater, eine Fußball-Mannschaft und ein Spielmannszug sind die Sportler des Jahres 2017. Doch es gibt noch viel mehr Sieger an diesem Abend.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Thomas Riemer

Julia, Clara und Joelle reißen die Arme hoch, ihre Übungsleiterin Heike Ehresmann kann es kaum fassen: Der Nachwuchs-Spielmannszug aus Zabeltitz ist soeben Sieger bei den Nachwuchsteams der Sportlerumfrage geworden. „Damit haben wir nie im Leben gerechnet“, sagen die Mädels. Als sie den Pokal empfangen haben, ist Handy-Time. Immerhin müssen die 26 anderen Spielleute so schnell wie möglich daheim informiert werden.

Gleich dreifach räumte der Großenhainer Rollsportverein ab. Max Fröhlich, Melina Scheffler und Jörg Rannacher (v.l.) denken jedoch schon an die neue Saison, die aus Großenhainer sicht ihren Höhepunkt mit der Deutschen Meisterschaft auf der Heimbahn im Mai
Gleich dreifach räumte der Großenhainer Rollsportverein ab. Max Fröhlich, Melina Scheffler und Jörg Rannacher (v.l.) denken jedoch schon an die neue Saison, die aus Großenhainer sicht ihren Höhepunkt mit der Deutschen Meisterschaft auf der Heimbahn im Mai © Klaus-Dieter Brühl
Die Fußballer des Großenhainer Fußballvereins ernteten den Lohn für ihr „Fußballmärchen“ des vergangenen Jahres und wurden „Mannschaft des Jahres“.
Die Fußballer des Großenhainer Fußballvereins ernteten den Lohn für ihr „Fußballmärchen“ des vergangenen Jahres und wurden „Mannschaft des Jahres“. © Klaus-Dieter Brühl

Ganz anders Max Fröhlich: Als der Großenhainer Speedskater seinen Namen als „Sportler des Jahres“ wahrnimmt, vergräbt er kurz das Gesicht in den Händen, kann sein Glück gar nicht fassen. Erst als er die Glückwünsche seiner ebenfalls siegreichen Vereinsfreunde Melina Scheffler (Nachwuchs) und Jörg Rannacher (Senioren) sowie ein Küsschen samt herzlicher Umarmung von seiner Mutter Gitti erhält, realisiert er den Triumph.

Es sind Emotionen pur auf und vor der Bühne sowie im Podium der rund 300 Gäste, die die Sportgala 2018 des Kreissportbundes Meißen bestimmen. Ein wahrhaft meisterliches Sportjahr 2017 findet seinen endgültigen Abschluss – und mit einem attraktiven Programm, der einfühlsamen bewährten Moderation von Ex-Gewichtheber-Star Marc Huster sowie hochkarätigen Showeinlagen wird das i-Tüpfelchen gesetzt. Das bringt selbst „eingefleischte harte Kerls“ wie die Männer vom Großenhainer Fußballverein kurz aus der Fassung, die nach ihrem „Fußballmärchen 2017“ zu Recht die Trophäe der Mannschaft des Jahres in Empfang nehmen.

„Man darf nie die Leidenschaft am Sport verlieren und muss sich den Spaß erhalten.“ Christina Schwanitz, die zweifache Europameisterin und Weltmeisterin im Kugelstoßen, hat als Gala-Überraschungsgast neben der Anerkennung für die sportlichen Leistungen aller Nominierten vor allem diesen Tipp mitgebracht. Die breite Palette, die beispielsweise die als verdienstvolle Übungsleiter an diesem Abend Geehrten im Ehrenamt mitbringen, bestätigt die Spitzensportlerin in dieser Auffassung. Beeindruckt zeigt sie sich zudem, wie die als „sportfreundliche Schule“ ausgezeichnete „Kurfürst-Moritz-Schule“ in Boxdorf den Spagat zwischen Schul- und Vereinssport sowie die gemeinsame Betätigung mit Menschen mit Behinderung „lebt“.

Es sind nicht nur die Sieger, die an diesem Tag im Rampenlicht stehen. Elvira Terne, Schwimmerin vom SV Poseidon Radebeul, gehört zu den Glücklichsten zu dieser abendlichen Stunde. Dritte unter den Nachwuchsathleten ist sie geworden. Mit drei Jahren legte sie die Seepferdchen-Prüfung ab. Seit sieben Jahren ist die Elfjährige aktive Sportlerin und seit mindestens 15 Jahren die erste Schwimmerin des Vereins, die ohne Besuch einer Sportschule und mit eher geringem Trainingsaufwand einen Sächsischen Landesmeister-Titel erringen konnte. Das soll auch so bleiben. „Ich will die Sportschüler auch weiterhin abhängen“, sagt Elvira selbstbewusst mit verschmitztem Lächeln.

Die Spicy Angels vom Riesaer Cheerleaderverein haben ein Trio zur Gala geschickt. Noch in Wettkampfkleidung. Denn den noch wichtigeren Sieg haben die Cheerleader wenige Stunden zuvor gefeiert – mit Gold bei den Regionalmeisterschaften in der nur einen Steinwurf entfernten Sachsenarena. Damit ist die Qualifikation für die Deutschen Titelkämpfe im Juni in Hamburg in trockenen Tüchern.

Tim Sebastian und Michail Kraft haben ihre Nominierung für das 2018er Highlight schon früher geschafft. Als Sieger bei den World Games, den „Olympischen Spielen für nichtolympische Sportarten“ bereiten sie sich zurzeit akribisch auf die Weltmeisterschaften der Sportakrobatik im April in Antwerpen vor. Ihr Show-Act auf der Bühne im Riesaer „Stern“ ist aber weit mehr als eine zusätzliche Trainingseinheit für das Duo. „Wir sind auf gutem Weg, das Niveau der Weltspiele zu erreichen“, lassen sich Tim und Michail in die Karten schauen.

Völlig unbeschwert, dafür aber nicht minder waghalsig ist Hannes Herrmann, weiterer Stargast des Abends. Der Fahrradkünstler brilliert mit mutigen „Wanderungen“ zwischen Bühne und Parkett, aber auch mit einem Rekord: Die Höhe von 1,20 Meter überquert er fast „mühelos“ mit seinem Fahrrad aus dem Stand.

Es ist eine rauschende Gala-Nacht, bei der es letztlich nur Sieger gibt. Dass Sportler Ausdauer haben, zeigen sie beim Tanz oder auch bei den „Demonstrationswettbewerben zum Mitmachen: am Biathlon-Simulator und bei m Eisstockschießen.

Übrigens: Die Zabeltitzer Spielleute werden in den nächsten Tagen ihren Sieg in der großen Gemeinschaft feiern. Max Fröhlich wiederum blieb am Samstag nur wenig Zeit, den Triumph zu genießen. Er fuhr von der Gala direkt zur Nachtschicht.