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Eltern kritisieren Sperrung vor der Schule

Am Montag wird die Zufahrt zur Bannewitzer Schule für Elterntaxis gesperrt. Verlagert sich dadurch das Chaos nur?

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Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Noch ist es ruhig vor der Einfahrt. Es sind Winterferien. Wenn aber kommenden Montag wieder um 7.30 Uhr zum Unterricht an der Grund- und Oberschule „Am Marienschacht“ in Bannewitz geklingelt wird, beginnt erneut das morgendliche Verkehrschaos. Ausgelöst von Eltern, die ihre Schützlinge mit dem Auto bis vors Schultor fahren wollen. Ab Montag wird das nicht mehr möglich sein. Dann ist mit dem Rangieren vorm Schulhaus Schluss. Die Bannewitzer Rathausspitze sperrt die Zufahrt Neues Leben von 7 bis 7.30 Uhr, genau dann, wenn die meisten Eltern ihre Kinder zur Schule bringen. Immer montags bis freitags wird das so sein, zwei Monate lang. Mit dem Verkehrsversuch will die Gemeinde nicht nur die gefährlichen Rangiermanöver der Elterntaxis vorm Schulhaus unterbinden, sondern auch testen, wie sich die Eltern und Schüler mit den geänderten Gegebenheiten arrangieren. „So wie es bisher war, kann es nicht bleiben“, erklärt die Bannewitzer Ordnungsamtschefin Sylvia Stiller. Sie wird am Montag mit der Polizei vor Ort sein, um sich die Situation anzusehen.

Einigen Eltern stößt die bevorstehende Sperrung bereits bitter auf. Etliche kommentieren die Pläne der Gemeinde auf den jüngsten SZ-Artikel hin auf Facebook. Sie befürchten, dass sich damit das Chaos verlagert. „Dafür ist die Windbergstraße zu“, schreibt Nutzer Maik Kurze. Sorgen macht sich auch Jörg Hofmann, allerdings an anderer Stelle. Die geplante Straßensperrung sei „an sich eine vernünftige Geschichte, aber nicht zu Ende gedacht. Die jetzt schon reichlich als Ersatz genutzte Carl-Behrens-Straße ist dann vollständig zu“, schreibt er. Die Gefahrenstelle sei damit nicht entschärft, sondern nur „aus dem Blickfeld delegiert“. An andere Stelle wird bereits angekündigt, sich der Obrigkeit zu widersetzen: „Ich bin der Schweizer Q7 mit Züricher Kontrollschild und werde weiterhin in die Straße Neues Leben einfahren“, kommentiert Facebook-Nutzer André Wolf die bevorstehende Sperrung. Außerdem schreibt er: „In dieser Zeit von verrückten und soziallosen Mitmenschen möchte man seinen Schützling wohlbehalten am Ort der Gesetzgebung wissen!“

Angst um die Sicherheit des eigenen Kindes haben etliche Eltern. Es gibt aber auch viele Stimmen, die befürworten, dass endlich etwas gegen die bisherige Situation vorm Bannewitzer Schulhaus getan wird. „Warum müssen Eltern immer die Kinder bis zur Tür fahren? Können die Kinder nicht mehr ein Stück laufen? Der Schulbus fährt auch. Den Kids auch mal bissel was zutrauen“, findet Susann Meinke. Ähnlich sieht das Lars Rost: „Es gibt die Möglichkeit, die Kids an passender Stelle rauszulassen und sie halt auch mal ein Stück zu Fuß gehenzulassen. Und auch wir haben lernen müssen, unser Kind auch mal loszulassen und ihm etwas zuzutrauen.“

Er schlägt vor, die Kinder am Bannewitzer Kompressorenbau aus dem Auto zu lassen. Von dort hätten sie einen Fußweg und einen Zebrastreifen, der über die Windbergstraße und entlang der etwa 120 Meter langen Straße Neues Leben zur Schule führt. Mehr Selbstständigkeit verlange er auch von seinem Sohn. „Unserer muss jeden Tag über die B 170 in den alten Ortskern. Wir haben uns am Anfang verschiedene Ziele abgemacht und uns auch die Zeit genommen, ihn an Gefahrenstellen beobachtet und danach in Empfang genommen“, erklärt Lars Rost. „Er macht es seit Ende der zweiten Klasse riesig.“

Facebook-Nutzer Michael Wolf versucht es mit einem anderen Vorschlag für diejenigen, die ihr Kind mit dem Auto vorfahren wollen. „Wie wär’s mit der Einfahrt am ,Remmi-Demmi’ und dann Richtung Physiotherapie?“, fragt er. Von dort hätten die Kinder nur knapp hundert Meter bis zur Schule. „Und das Elterntaxi kann wenden und zurückfahren“, sagt er.

Ein Vorschlag, den bisher schon einige Eltern umgesetzt haben, allerdings wenig rücksichtsvoll. Das musste Olaf Maduschke beobachten, der das Remmi-Demmi, die Bannewitzer Freizeiteinrichtung für Kinder, in der Nachbarschaft betreibt. „Die Eltern rasen hier mitunter durchs Gelände“, erzählt Maduschke. Nicht nur früh, sondern auch nachmittags, wenn sie ihr Kind von der Schule abholen. Gerade dann herrscht auch im Remmi-Demmi Hochbetrieb. „Wie sich manche Eltern verhalten, ist verantwortungslos anderen gegenüber“, macht er deutlich. „Das kann nicht sein. Wir sind doch selbst ein Haus, wo Kinder unterwegs sind. Die sind dann auch gefährdet“, ärgert sich Olaf Maduschke. Schon mehrfach habe er deshalb überlegt, gegen die rasenden Elterntaxis auf dem Gelände vorzugehen. „Ich will niemandem etwas Böses, aber ich erwarte mehr Rücksicht anderen gegenüber“, sagt er.

Ob die eiligen Elterntaxis künftig rücksichtsvoller sind? Nicht nur Olaf Maduschke hofft das. Die Versuche der Schulleitung und der Elternsprecher, an die Mütter und Väter hinterm Steuer zu appellieren, waren vergebens. Selbst Polizeikontrollen brachten keine Entspannung. „Deshalb wollen wir die Zufahrt sperren“, sagt die Bannewitzer Ordnungsamtschefin Sylvia Stiller. „Wenn alle Rücksicht nehmen würden, wäre das nicht notwendig.“