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Einkaufscity Dresden schwächt Handel im Umland

Der IHK-Handelsatlas belegt: Außerhalb der Landeshauptstadt sinkt die Zahl der Geschäfte. Nur an der Neiße nicht.

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© Robert Michael

Von Michael Rothe

Dresden. Weniger Geschäfte, weniger Verkaufsfläche und weniger Kunden – trotz deutlich gestiegener Kaufkraft. So sieht laut Dresdner Industrie- und Handelskammer (IHK) die Bilanz des Einzelhandels im Regierungsbezirk aus. Am Mittwoch stellte sie ihren Handelsatlas vor, demzufolge nur die Landeshauptstadt gegenüber der letzten Erhebung von 2010 bei allen Parametern zugelegt hat – auf Kosten des Umlands.

Die Zahl der Einzelhändler in der Region ging den Analysen zufolge in den vergangenen vier Jahren um gut 1 000 zurück. Die Verkaufsfläche sank um fast 55 000 Quadratmeter. Das entspricht elf Fußballfeldern. Auch die Pleiten namhafter Baumärkte, Drogerie-, Mode- und Möbelmärkte spielten hier eine Rolle. Zugleich setzte sich der Konzentrationsprozess speziell im Lebensmittelhandel fort. Die Bevölkerung nahm um 33 000 potenzielle Kunden ab.

Der Handelsatlas ist eine der wenigen flächendeckenden Analysen bundesweit. Er sieht vor allem den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge als Verlierer. Dort ging das Angebot binnen fünf Jahren um weitere zehn Prozent zurück. Wenig besser sieht es in den Landkreisen Bautzen, Meißen sowie in Mittelsachsen mit Döbeln aus, für das die IHK Chemnitz bereits im Juli Zahlen vorgelegt hatte. Lediglich der Landkreis Görlitz hatte noch ein minimales Plus zu verzeichnen. Weniger Unterschiede gibt es bei der Entwicklung der „einzelhandelsrelevanten Kaufkraft“: Sie legte im Vergleichszeitraum überall um etwa 17 Prozent zu – nach Abzug der Kosten für Miete, Auto, Reisen, Hypotheken und Versicherungen. Trotz mehrheitlichen Rückgangs liegen der Großraum Dresden und ganz Sachsen mit Verkaufsflächen von 1,6 und 1,7 Quadratmetern je Einwohner noch über dem Bundesmittel von 1,5.

Laut IHK Dresden ist ihr Bezirk insgesamt gut versorgt, „wenn auch nicht überkomfortabel“, wie es Sprecher Lars Fiehler nennt. Der Handelsverband Sachsen warnt indes vor dem zunehmenden Gefälle zwischen Dresden und Mittelstädten wie Bischofswerda, Hoyerswerda, Löbau und Weißwasser und den Dörfern im Umland. Geschäftsführer Eberhard Lucas sieht die größte Gefahr für stationäre Läden im boomenden Onlinehandel. Der spielt im Handelsatlas jedoch keine Rolle.

Für die aktuelle Bestandsaufnahme hatte die IHK die Daten aller Einzelhändler in Dresden und den Landkreisen erfassen lassen. Das beauftragte Planungs- und Gutachterbüro Stadt + Handel hatte von November 2014 bis zum Februar 12 000 Einzelhändler im Regierungsbezirk besucht. Die Schwesterkammern in Chemnitz und Leipzig hatten ihre Zahlen bereits im Juli beziehungsweise Anfang November präsentiert.