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Ein Volkskünstler will aufhören

Laubsägearbeiten waren Siegfried Hebers Leidenschaft. Die Musik hat ihm geholfen, diese an den Mann zu bringen.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Jedes Mal wenn Siegfried Heber in der Weihnachtszeit am Museum Dippoldiswalde vorbeifährt, kann er genau sagen, welche der Schwibbögen in den Fenstern von ihm sind. Der Reichstädter hat über 40 Jahre lang in seiner Freizeit Laubsägearbeiten gestaltet. Den Anstoß dazu hat seine Nachbarin mit ihren drei Töchtern gegeben. Der 82-jährige Heber erinnert sich: „Wir sind 1973 in unser Haus eingezogen. Da habe ich mir einen Schwibbogen gebaut. Die Nachbarin hat mich dann gefragt, woher ich den habe. Sie wollte auch solche, drei Stück für ihre drei Töchter.“ So hat Siegfried Heber angefangen, für andere zu basteln und Holzgegenstände zu gestalten.

Als in der Schule die Nadelarbeit eingeführt wurde, kamen Mütter zu ihm und haben ihn gebeten, Nähkästchen zu bauen. So hatten die Kinder eigene und haben nicht mehr das der Mutter durcheinandergebracht. Heber hat dann dieses Hobby immer weiter entwickelt. Es ist nach Seifen gefahren und wollte Schablonen kaufen, um danach zu arbeiten. Doch das war vergebens. „Die verkaufen wir nicht. Sie sollen doch unsere Schwibbögen kaufen“, war die Antwort.

Da hat er sich eben selbst einen Kopf gemacht. „Immer im Sommer habe ich mich hingesetzt und die Vorlagen gemacht oder weiter verfeinert“, sagt er. Das war aber nicht das einzige Problem. Schwierig war es, Laubsägeblätter zu bekommen. „Ich brauchte ja die Runden wegen der Löcher, und die Geschäfte durften mir höchstens fünf auf einmal verkaufen. Aber ich bin überall hingefahren“, berichtet er. Das wurde besser, als ihm ein Schlosser aus Karsdorf eine Nähmaschine zur Säge umgebaut hat. Da sind nicht mehr so viele Sägeblatter gebrochen.

Manchmal hatte Heber so viele Aufträge, dass er alleine nicht nachkam. Da hat ihm seine Frau Gisela geholfen, damit auch alle Kunden rechtzeitig zu Weihnachten ihre Wünsche erfüllt bekamen.

Die nötigen handwerklichen Kenntnisse hatte er von Berufs wegen. Schon sein Vater war Stuhlbauer und Siegfried Heber hat in Rabenau denselben Beruf gelernt. Später arbeitete in Seifersdorf bei der Stuhlfabrik Hauptvogel. Heber hat dann weitere Schulungen gemacht und die Meisterschule absolviert. Damit wurde er dann PGH-Vorsitzender und schließlich Leiter eines Kombinats mit sieben Mitgliedsbetrieben unter anderem in Colmnitz, Karsdorf und Seifersdorf, wie er berichtet.

So wie er seine beruflichen Kenntnisse für das Säge-Hobby nutzte, hat er auch sein zweites Hobby geschickt damit verbunden. Er war viele Jahrzehnte als Alleinunterhalter unterwegs, anfangs mit dem Akkordeon später mit dem Keyboard. „Überall wo ich hingefahren bin, um Musik zu machen, habe ich auch meine Sachen mitgenommen. Und ich musste nie etwas mit zurückbringen“, erzählt der 82-Jährige. Doch angesichts seines Alters will er damit aufhören, eigentlich nur mit der Musik. „Aber wenn ich das nicht mehr mache, bekomme ich auch meine Sachen nicht mehr los“, sagt er. Daher hat er sich entschlossen, am Sonntag im Niederen Gasthof in Reichstädt eine Ausstellung mit seinen Sägearbeiten zu organisieren und dabei noch zu verkaufen, was Interesse findet. Dann will er auch in der Werkstatt kürzertreten.

Ausstellung im Niederen Gasthof Reichstädt am Sonntag, 17. Dezember, von 10.30 Uhr bis 16 Uhr.