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Ein „Oscar“ für den Lahmann-Park

In einer der schönsten Wohnanlage Deutschlands sei eine Einheit von historischen und modernen Bauten entstanden.

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© Juergen Loesel

Von Bettina Klemm

Bis zum letzten Moment blieb es am Freitagabend im Berliner Hotel Adlon bei der Verleihung der „Fiabci Prix d’Excellence Awards“ spannend. Das Wall Street Journal hatte den internationalen Preis für Projektentwicklungen einst als „Oscar“ der weltweiten Bauwirtschaft bezeichnet. Zur Gala eingeladen war auch Dresdens Baywobau-Chef Berndt Dietze. Dessen Anspannung ließ erst nach als Andreas Ibel, Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), das Wohnensemble Dr. Lahmann-Park mit dem silbernen Award 2017 auszeichnete.

Zuvor hatte Ibel erklärt, der Baywobau sei es unter schwierigsten Bedingungen gelungen, ein außerordentliches Wohnprojekt in einer Einheit von alten und neuen Bauten zu schaffen. „Es wurde deutlich, funktionales Wohnen, architektonische Ästhetik und der Erhalt von historischer Bausubstanz schließen sich keineswegs aus.“ 2016 hatte Ibel den Dr. Lahmann-Park besucht. In der Laudatio hieß es weiter, dass das „Herzblutprojekt“ eine tiefe Wunde im Stadtbild Dresdens geschlossen und das Gelände wieder mit Leben gefüllt habe.

Der globale Dachverband Fiabci für immobilienwirtschaftliche Berufe wurde 1949 in Paris gegründet. Seinen Preis verleiht er seit über 25 Jahren. Vor der internationalen Ehrung im Frühjahr in Dubai wurden am Freitag in Zusammenarbeit mit dem BFW-Bundesverband die deutschen Preisträger für 2017 in den Kategorien Wohnen und Gewerbe geehrt.

„Es ist das schönste Gefühl, das Bauleute haben können, etwas Großartiges, was unsere Großväter geschaffen haben, dem dann aber der totale Verfall drohte, wieder in voller Schönheit der Nachwelt erhalten zu haben“, sagte Berndt Dietze. Diese Herkulesarbeit konnte nur im starken Team von Architekten, Ingenieuren und Bauschaffenden gelingen. Als alter Dresdner und Bewohner des Weißen Hirsches habe Dietze mit Bedauern den Verfall des einst bedeutenden Sanatoriums erleben müssen. Vor dem Ersten Weltkrieg kurte dort der europäische Hochadel. Zu den Sanatoriumsgästen zählten auch berühmte Schauspieler und Schriftsteller. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ensemble als sowjetisches Armeekrankenhaus genutzt. Anschließend stand es über 23 Jahre leer.

Die Baywobau hatte schließlich 2011 das knapp 36 000 Quadratmeter große Grundstück mit seinen ruinösen Bauten gekauft. „Für uns stand von Anfang an fest, dass das Areal nur durch eine weitgehende Wohnbebauung zu retten ist“, sagte Dietze. Um eine hohe architektonische Qualität zu erzielen, hatte die Baywobau mehrere Architekturwettbewerbe ausgelobt. Neben den Denkmälern Herren- und Damenbad, Heinrichshof sowie Doktor- und Hirschhaus sind drei Stadtvillen, insgesamt 93 Wohnungen, sowie 14 Eigenheime entstanden. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit standen im Fokus.

Dass Dresdner Bauvorhaben bundesweit beziehungsweise international große Beachtung finden, ist nicht so häufig. Zu den wichtigsten Beispielen gehören der Deutsche Architekturpreis 2011 für die Sanierung des Albertinums samt Depotneubau, 2002 wurde die Dresdner Synagoge als beste europäische Architektur gewürdigt. „Wir freuen uns nun über die Ehrung für einen gestandenen Dresdner Projektentwickler und Bauträger, der auch wichtiger Auftraggeber für unsere Architekten ist“, sagt Sachsens Architektenkammer-Präsident Alf Furkert. Er verweist aber auch darauf, dass Dresdner Architekturbüros deutschlandweit und international bedeutende Wettbewerbe gewonnen haben.

Mit dem goldenen Preis ehrte die 14-köpfige Jury ein 60 Meter hohes Gebäude in Frankfurt am Main. Dieses Axis-Projekt habe bewiesen, dass Ansprüche, die man an ein Reihenhaus stellt, auch in einem Hochhaus umsetzbar sind, heißt es zur Begründung. Dietze gratulierte herzlich. Es sind völlig unterschiedliche Projekte. Mit der Ehrung der Baywobau für den Dr. Lahmann-Park wurde die schönste Wohnanlage Deutschlands ausgezeichnet. Das ist Ansporn für weitere Projekte in Dresden.