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Ein Mittel für Diagnose und Therapie

Die Firma Rotop Pharmaka geht neue Wege im Kampf gegen den Krebs. Sie plant einen weiteren Ausbau.

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© René Meinig

Von Bettina Klemm

Wenn in dieser Woche die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin in Bremen tagt, dann ist auch die Rotop Pharmaka GmbH dabei. Das Dresdner Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Produkte, die der nuklearmedizinischen Diagnostik und Behandlung von Krankheiten dienen.

Zunächst hatte sich die Rotop Pharmaka auf die Entwicklung und Herstellung generischer, also Nachahmer-Arzneimittel konzentriert und für zehn entsprechende Produkte die Zulassung erreicht. Nun stellt es unter den Namen „Tektrotyd“ eine erste Eigenentwicklung für die Diagnostik von Krebstumoren vor. Dafür hat Rotop bereits die Zulassung in zwölf europäischen Ländern erhalten. Das Zwei-Komponenten-Präparat dient als Kontrastmittel dazu, dass beispielsweise Tumore und Metastasen in bildgebenden Verfahren besser erkannt werden. Die Radioisotope werden in einer Bleikassette übers Wochenende an etwa 800 Nuklearmediziner in ganz Deutschland geliefert. Dort stellen die Mediziner dann in Laufe der Woche aus den verschiedenen Komponenten die entsprechenden Dosen für die Untersuchung her. Das Präparat entsteht durch das Mischen des Inhalts zweier Durchstechflaschen unmittelbar vor der Anwendung.

„Unsere Produkte werden als Kontrastmittel gespritzt und dienen der Funktionsdiagnostik von Organen oder der Krebsdiagnostik. Sie zeigen dem Arzt mittels einer Gamma-Kamera die Stoffwechselfunktion im Gewebe. Bei Röntgen- oder MRT-Aufnahmen sieht man hingegen nur anatomische Strukturen“, erklärt Geschäftsführer Jens Junker. Mit den von Rotop entwickelten Produkten können die Tumore und Metastasen nicht nur erkannt, sondern mittels der stärkeren Alpha-Strahlung auch zielgerichtet zerstört werden. Theragnostics ist dafür der Fachbegriff.

Das Unternehmen Rotop hat seine Wurzeln im früheren Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf. Bereits vor 60 Jahren, kurz nach Inbetriebnahme des Forschungsreaktors, wurde dort mit der Herstellung radioaktiver Medizinprodukte begonnen. Den Forschungspart hatte seit den 1990er-Jahren das Helmholtz-Zentrum fortgesetzt und ausgebaut. Seit 2000 lebt mit dem Unternehmen Rotop die Ära der Radiopharmaka wieder auf. Jene Rossendorfer Isotope inspirierten die Gründerin Monika Johannsen auch zum Firmennamen Rotop. Sie hatte damals mit zwei Mitarbeitern begonnen. Als die heutigen Eigentümer Wilhelm Zörgiebel und Jens Junker Ende 2013 die Rotop im Zuge einer Unternehmensnachfolge kauften, waren es 42. „Zurzeit beschäftigen wir 80 Mitarbeiter. In den vergangenen vier Jahren haben wir auch den Umsatz, der rund 15 Millionen Euro beträgt, etwa verdoppelt“, sagt Geschäftsführer Jens Junker.

Produziert wird unter sterilen Reinraumbedingungen, die sind noch deutlich strenger als in der Halbleiterindustrie. Rotop hatte in Radeberg begonnen und 2010 auf dem Helmholtz-Campus in Rossendorf sein Produktions- und Bürogebäude in Betrieb genommen. 2016 folgte eine zweite Produktionslinie. Die als „gute Herstellungspraxis“ bezeichneten Richtlinien zur Qualitätssicherung zur Produktion von Arzneimitteln habe das Unternehmen bereits bei der ersten Abnahme erreicht, berichtet Junker stolz. Das sei in der Branche auf keinem Fall selbstverständlich. Andere benötigten dafür Jahre.

Besonders eng arbeitet Rotop mit dem Unternehmen Polatom in Warschau zusammen. Dort werden die radioaktiven Komponenten hergestellt. Das ist allein schon dadurch notwendig, weil es in Rossendorf keinen Reaktor mehr gibt. „Polatom ist ein zuverlässiges und modernes Unternehmen“, lobt der 54-jährige Junker die Polen, mit denen auch gemeinsame Entwicklungen erfolgen. Der Logistikpartner stammt ebenfalls aus Polen.

Die Entwicklung neuer Pharmaka kostet mehrere Millionen Euro. „Wir sind froh, bei der Innovationsförderung mit europäischen Fördermitteln unterstützt zu werden“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Zörgiebel. Er hat die Firma Rotop gemeinsam mit den drei in Dresden-Hellerau ansässigen Unternehmen Biotyp Diagnostics, Biotyp Innovation und Qualitype unter dem Dach der Firmengruppe Molecular Diagnostics Group (MDG) vereint.

Hauptziel ist es, personalisierte Medizin in Diagnostik und Therapie zu entwickeln. Neben der MDG pflegt Rotop eine enge Kooperation mit Forschungs- und Universitätseinrichtungen in Deutschland, Polen, Großbritannien, der Schweiz, Österreich und den USA. Durch die 2016 begründete Kooperation mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien wurde Rotop international bekannter. 60 bis 80 Prozent seiner Produkte verkauft das Unternehmen derzeit in Deutschland. „Unser Wachstum sehen wir im Weltmarkt“, erklärt Zörgiebel. In den vergangenen vier Jahren haben die Rotop-Eigentümer mehr als zehn Millionen Euro investiert. „Das nächste Projekt mit weiteren fünf Millionen Euro ist schon im Anrollen“, verrät der 64-Jährige.