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Ein Mann und sein Trecker

Torsten Korf erfüllt sich einen Kindheitstraum: Woche für Woche bewahrt er ein Stück DDR-Geschichte.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Wülknitz. Wenn Torsten Korf auf seinem himmelblauen Gefährt um die Ecke biegt, überschlagen sich die Gefühle der Trecker-Fans. Besonders bei den Älteren weckt das eifrige Tuckern Erinnerungen an ihre Kindheitstage auf dem Feld. Der Fortschritt ZT 300 ist ein Stück DDR-Geschichte, das Torsten Korf in die Gegenwart gerettet hat. „Mir ist es wichtig, diese Erinnerungen lebendig zu erhalten. Wenn es keiner tut, sind all diese historischen Traktoren irgendwann verschwunden.“

Um das zu verhindern, hat der 50-Jährige den Trecker vor acht Jahren von einem Freund gekauft. „Ich bin mit dem ZT 300 aufgewachsen. Er war ein täglicher Begleiter in meiner Kindheit, schon damals war mir klar, eines Tages einen solchen Trecker besitzen zu wollen“, erzählt der Mann mit dem raspelkurzen Haar. Als der Freund endlich das gewünschte Modell auftreiben konnte, schlug Korf zu. Dass der himmelblaue Lack des 1981 gebauten Treckers längst nicht mehr glänzt, an unzähligen Stellen abbröckelt und zerschunden wirkt, stört den Peritzer nicht. „Viele Trecker-Fans restaurieren ihre Lieblinge mit reichlich Aufwand. Doch ich finde, dass das Resultat am Ende dann meist ein Traktor ist, der aussieht, als wäre er soeben vom Band gerollt.“ Torsten Korf dagegen will seinen Trecker bewahren, wie er ist, nicht wie er einmal war. Die abgewetzte Erscheinung seines ZT 300 habe deutlich mehr Charme, findet er.

Doch dass dies jeder anders sieht, zeigt das Peritzer Dorffest am vergangenen Wochenende. Das ist der Anlass, für den Korf seinen Traktor unter der Plane hervorgeholt hat: Die hiesigen Trecker-Fans treffen sich auf dem Peritzer Sportplatz, um sich und den Besuchern ihre heiß geliebten Traktoren vorzuführen und sich bei einem Geschicklichkeitsparcours zu beweisen. Die einen fahren mit einem bis ins kleinste Detail restaurierten, im Sonnenlicht glänzenden Trecker vor, die anderen kommen mit einem Gefährt, dem die Jahrzehnte anzusehen sind, die es schon auf dem Buckel hat. Doch unabhängig davon, mit welchem Ziel sie ihren Trecker pflegen, verbindet sie die Leidenschaft für das eindringliche Tuckern ihrer Traktoren.

Deswegen ist es kein Wunder, dass das Dorffest für Torsten Korf nicht die einzige Ausfahrt ist, die er mit seinem ZT 300 macht. Im Sommer fährt der selbstständige Haus- und Hofmeister in den nahe gelegenen Wald oder mit dem Nachwuchs zum Eisessen nach Koselitz. Für die beruflichen Zwecke nutzt er allerdings einen deutlich kleineren Traktor, einen Iseki Landhope 155, „Andere machen an warmen Tagen eine Ausfahrt mit dem Motorrad, wir sind mit dem Trecker unterwegs“, sagt Korf mit einem Lächeln, da er unweigerlich an die erstaunten Blicke denken muss, wenn er mit seinem Trecker an der Eisdiele vorfährt.

Damit sein Liebling immer einsatzbereit ist, kümmert sich der 50-Jährige wöchentlich um ihn. „Es fallen immer mal wieder unterschiedlichste Wartungsarbeiten an. Ich muss da nicht täglich ran, so viel Zeit habe ich auch gar nicht. Aber einmal die Woche nehme ich die Plane ab und schaue, was mal wieder gemacht werden müsste“, erzählt Korf. Alle zwei Jahre hat der Peritzer dann doch reichlich zu tun. Wenn der Tüv auf dem Plan steht, muss alles perfekt sein. „Da ist dann meist etwas mehr Aufwand nötig.“ Doch der Einsatz lohnt sich, der Fortschritt ZT 300 läuft noch immer ohne Probleme. Damit das so bleibt, wird Torsten Korf wöchentlich weiter an seinem Liebling schrauben.