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Ein ganzer Wohnblock wird verpixelt

Die WGR hat sich für eine Fassade in Merzdorf etwas Neues einfallen lassen – trotz anfänglicher Widerstände.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Mit ein bisschen Fantasie erinnern die bunten Kästchen an das Computerspiel Tetris. Nur dass die vielen verschiedenen Formen nicht auf dem Bildschirm zu sehen sind, sondern einen kompletten Häuserblock zieren. Das heißt: zieren sollen. Denn noch sind die Malerarbeiten an der Hans-Beimler-Straße in vollem Gange. „Im Juli haben wir mit dem Haus an der Heinz-Steyer-Straße angefangen“, erklärt Bernd Hölzig. Er ist Bauleiter der Wohnungsgesellschaft Riesa (WGR), die das Objekt vermietet.

Die Giebelseiten sind besonders auffällig gestaltet.
Die Giebelseiten sind besonders auffällig gestaltet. © Sebastian Schultz

Mittlerweile haben sich die Maler an dem Objekt bis in die Beimlerstraße vorgearbeitet. Dort gehen die an der linken Seite des Blocks relativ kühlen Farben langsam in warmes Rot über. „Wir haben uns ein wenig an den Farben der Eingangstüren orientiert“, sagt Bernd Hölzig. Die Muster selbst sind mal dezent, mal sehr auffällig. Insbesondere an den Giebelseiten, wo sich nur wenige Fenster befinden, hat die Malerfirma bereits auffällig bunt gestaltet.

Zwei Firmen lehnten ab

Die Idee zu der ungewöhnlichen Fassade in Pastell-Tönen stammt vom österreichischen Architekturbüro RCM Design. Das Unternehmen hatte schon am Riesenhügel seine Finger mit im Spiel gehabt. „In der Regel bekommen wir die Farbprojekte von den Firmen, die auch die Farben liefern.“ Aber so ganz zufrieden war der Großvermieter mit den Vorschlägen offenbar noch nicht. Am Ende entschied sich die WGR also für das Experiment im „Pixel-Stil“. „Es ist eben mal was anderes“, sagt der Bauleiter und lächelt.

Etwas anderes ist es auch für die Firmen, die den Auftrag ausführen müssen. Ohne den exakten Plan, welche Farbe in welcher Größe an welche Stelle soll, geht es nicht. Die Maler nehmen deshalb stets einen Plan mit auf das Gerüst, auf dem die insgesamt 21 verwendeten Wandfarben eingezeichnet sind – die weiße Grundfarbe eingeschlossen. „Jeder einzelnen Farbe ist eine Nummer zugeordnet“, erklärt Bernd Hölzig. „Sonst könnte man manche Farben gar nicht richtig auseinanderhalten, wenn die Sonne aufs Papier scheint.“

Damit die bunten Kästchen auch in der richtigen Größe angebracht werden, orientieren sich die Handwerker an den Fenstern. Das klappe mittlerweile auch ganz gut, man hat sich eingearbeitet. Der Aufwand für die kleinteiligen Kästchen ist deutlich größer als manch konventionelles Farbmuster, daraus macht auch der Bauleiter keinen Hehl. „Aber trotz des Mehraufwandes sind wir immer noch in dem Kostenrahmen geblieben, den wir vorher geschätzt hatten.“ Drei Firmen habe die WGR für das Farbkonzept angefragt, zwei hätten abgelehnt. Der Chef des Unternehmens, das den Auftrag nun angenommen hat, sei aber begeistert gewesen, sagt Hölzig. Auch wenn die Sache doch ein bisschen länger dauert, als die WGR ursprünglich erhofft hatte.

Bei den Anwohnern haben die Farbmuster ebenfalls zu ganz unterschiedlichen Reaktionen geführt, erzählt der Bauleiter. „Am Anfang gab es einen Heiden-Aufschrei.“ Mittlerweile kann der Bauleiter auch darüber schmunzeln. Mittlerweile habe sich diese Meinung gedreht. Man müsse eben auch mal den Mut haben, etwas auszuprobieren.

Der neue Anstrich ist nicht die einzige Arbeit an dem Wohnblock in der Hans-Beimler-Straße. „Wir werden im gleichen Zuge auch die Dachentwässerung nach außen verlegen, und die AGV wartet sämtliche Fenster.“ Die Malerarbeiten sollen bis Ende September abgeschlossen sein. „Vorbehaltlich des Wetters“, ergänzt der Bauleiter. Denn bei zu großer Hitze dürfen die Maler nicht arbeiten. „Und wir hatten zwischendurch auch schon so heftigen Regen, dass die gerade aufgebrachte Farbe wieder verlaufen ist.“