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Ein Dumper Größe XL

Matthias Fischer hat eine Dreikantpfeile aufgemotzt. Sie ist nun länger und stärker als die Original-Dumper aus der DDR.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Blochwitz. Mit vereinten Kräften machen Peter Fischer und sein Sohn Matthias das große Holztor der ehemaligen Scheune auf. Der Hof der vor Jahren nach Blochwitz zugezogenen Familie hat zweifellos schon bessere Tage erlebt. Doch im Inneren des Seitengebäudes und der Garage stehen wahre Schätze. Jedenfalls Schätze aus Sicht von Liebhabern alter DDR-Nutzfahrzeuge. Peter Fischer besitzt einen Barkas-Pritschenwagen mit Überlänge und eine Multicar „Ameise“ mit Fußlenkung.

Sein Sohnemann Matthias ist ein Dumperfan. Zwei Stück nennt er sein Eigen. Einen roten, den er hegt und pflegt und nur zu besonderen Anlässen herausholt. „Den habe ich während meiner Lehre aufgebaut“, erzählt der 23-Jährige. Und sogar noch etwas länger. Dreieinhalb Jahre hatte der Landmaschinenschlosser dafür gebraucht. „Als Lehrling hat man ja auch weniger Geld, um Ersatzteile zu kaufen“, sagt er.

Für seinen zweiten Dumper hat der junge Blochwitzer nur ein Jahr gebraucht, obwohl der Umbau wesentlich komplizierter war. „Das ist eigentlich kein typischer Dumper mehr“, verrät Matthias Fischer. Fans der dreirädrigen DDR-Baustellenfahrzeuge sehen es sofort. Fischers schwarze Dreikantpfeile ist länger als ein normaler Dumper. Um genau zu sein, 37 Zentimeter länger.

Fischers Oldtimer

Der Barkas B1000 wurde von 1961 bis 1990 gebaut. Der sechs Meter lange Barkas Pritschenwagen der Familie Fischer aus Blochwitz dürfte einer der längsten Modelle sein.

Die„Ameise“ (Multicar M21) wurde nur acht Jahre (1956 bis 1964) lang produziert. Trotzdem gehört dieser Minitransporter bis zum Ende der DDR zum Fuhrpark vieler volkseigener Betriebe.

Der Picco I ist der Inbegriff für den Dumper auf ostdeutschen Baustellen. Der dreirädrige Vorderlader ist heute als Spaß-Rennfahrzeug beliebt.

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Auch Laien erkennen gleich, dass die Motorhaube doppelt so groß ist. Hier steckt ein Notstrommotor drunter. Er hat 3,2 Liter Hubraum. Im Original sind es gerade mal 735 Kubikzentimeter. „Er fährt zwar nicht schneller, aber er hat viel mehr Kraft“, sagt Matthias Fischer. „Die originalen 8,5 PS sind ein bisschen schwach auf der Brust, wenn ich voll beladen über einen Berg fahren will.“ Dieses Problem hat er mit seinem Dumper Größe XL nicht mehr. Dafür hat er extra den Rahmen vergrößert, Achsen und Getriebe angepasst, die Reifen verbreitert.

Allerdings darf Fischer mit seiner schwarzen Dreikantpfeile an keinem Dumperrennen teilnehmen. Dafür hat sie einfach zu viel Power und wäre andererseits für die schmalen Parcours auch zu groß.

Matthias Fischers nächstes Projekt steht schon auf dem Hof. Es ist ein alter DDR-Traktor von der Fortschritt-Baureihe ZT 300. Die Motorhaube irritiert. Denn dort steht „ZT 305 - A“ drauf. „Das ist eine falsche Haube, die irgendwann mal jemand draufmontiert hat“, sagt Matthias Fischer, der von Kindesbeinen an vom Geknatter alter DDR-Nutzfahrzeuge fasziniert ist. An ihm ist es nun, den ZT 300 wieder in seine Original-Ansicht zu bringen.

Das ist gar nicht so einfach. Denn knapp drei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR wird es immer schwieriger, noch an Originalteile heranzukommen.

Er und seine Mitstreiter vom Traktor Tuning Club (TTC) besuchen deshalb oft Oldtimer-Teilemärkte und die Traktortreffen der Region. Der TTC stellt aller zwei Jahre ein eigenes Traktortreffen auf die Beine. Das nächste ist für 2019 geplant. Bis dahin gilt es, auch bei den anderen Oldtimertreffen präsent zu sein. „Es ist ein Geben und Nehmen. Kommst du zu mir, dann komm ich zu dir“, sagt der Blochwitzer, der im TTC für die Terminplanung zuständig ist. Nur eins fehle ihm noch: eine Freundin, die für sein Hobby Verständnis hat.