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Ein bisschen Gemütlichkeit

Helga Bienert lebt von der Hand in den Mund und ist schwer krank. Ein neues Sofa sorgt für etwas Freude.

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Von Mario Heinke

Helga Bienert sitzt auf dem nagelneuen Schlafsofa in ihrem kleinen Wohnzimmer in der Parterrewohnung nahe dem Zittauer Stadtring. Auf einem alten Fliesentisch liegen Papiere, in der Mitte steht ein Aschenbecher aus Pressglas. Eine RTL-Dokumentar-Seifenoper flimmert auf dem Flachbildschirm, der die gelbe Wand ausfüllt. Frau Bienert spricht langsam mit kratzender Stimme und dreht sich eine Zigarette. Das Rauchen könne sie nicht lassen, so die 61-Jährige. „Das Sofa ist sehr bequem und sieht gut aus“, sagt die Zittauerin freudig. Polsterung und Kissen des Schlafsofas sind mit einem dunkelblauen Stoff bezogen. Das Möbelstück wurde erst vor einigen Stunden von einem Möbelhaus aus der Region angeliefert. Die alte, durchgesessene Couch lagert einstweilen bis zur Entsorgung im Hof.

Die Anschaffung eines Möbels ist für die Zittauerin ein besonderes Ereignis. Größere Neuanschaffungen kann sie sich eigentlich gar nicht leisten. Zwischen den Papieren auf dem Fliesentisch liegt ein Kontoauszug der Sparkasse. Mit dem Finger zeigt Frau Bienert auf den Betrag von 254 Euro. Das ist ihr Hartz IV-Satz. Weiter unten ist noch ein Zahlungseingang von 184 Euro verbucht, ihre Witwenrente. Nach Abzug der Heizkosten, Strom- und Nebenkosten bleiben der Frau rund 270 Euro zum Leben übrig. Das Geld muss den ganzen Monat reichen.

Helga Bienert ist es gewohnt, mit wenig Geld auszukommen, denn das Schicksal meinte es nicht so gut mit ihr. Die gelernte Wirtschaftsgehilfin gehört wohl auch zu den Wendeverlierern. Bis 1990 in der Zittauer Brauerei in der Bahnhofstraße beschäftigt, schlug sie sich danach jahrelang mit schlecht bezahlten Minijobs im Reinigungs- oder Küchendienst durch. Das geringe Einkommen erlaubte es ihr nie, auch nur einen Cent zu sparen. Seit 1999 könne sie krankheitsbedingt gar nicht mehr arbeiten, erzählt sie. Vor fünf Jahren verstarb der Ehemann. Die erwachsenen Kinder leben inzwischen in der Region verstreut. Manchmal kommt die Tochter vorbei, um sie zu unterstützen oder um ihr zur Hand zu gehen, erzählt die vierfache Mutter. Seit zwei Jahren leidet sie an einer bösartigen Krebserkrankung. Der Antrag auf eine Erwerbsunfähigkeitsrente wurde abgelehnt, sagt Helga Bienert. „Da musst Du erst den Kopf unterm Arm tragen“, kommentiert ein Bekannter zynisch aus einem alten Sessel heraus die Schilderungen der Frau. Er besucht Helga Bienert regelmäßig und leistet ihr Gesellschaft. Ein Gewinn für beide Seiten. Abends geht er aber nach Hause, so die Zittauerin resolut.

Der Bekannte im schwarzen Jogginganzug war es auch, der ihr den Tipp gab, einmal beim Amt nachzufragen, ob eine Unterstützung in ihrem Fall möglich wäre. Wie ein Extragewinn sei es ihr vorgekommen, als sie die Zusage der Stiftung Lichtblick der Sächsischen Zeitung kam, 500 Euro für den Kauf eines neuen Schlafsofas zu erhalten. Der Sozialmedizinische Dienst des Gesundheitsamtes beim Landkreis hatte Frau Bienert bei der Stiftung Lichtblick vorgeschlagen. Die Zittauerin ist der „netten Mitarbeiterin“ im Gesundheitsamt und der Stiftung sehr dankbar.

Mit dem bequemen Schlafsofa wird das Weihnachtsfest für Frau Bienert etwas gemütlicher.

Wer Menschen in Not aus Sachsen helfen möchte, kann an die Stiftung Lichtblick spenden:

Stiftung Lichtblick
Ostsächsische Sparkasse Dresden
IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74
BIC: OSDDDE81

Hilfesuchende melden sich bitte bei den Sozialverbänden vor Ort, die mit Lichtblick zusammenarbeiten:

Kontakt: Sächsische Zeitung, Stiftung Lichtblick, 01055 Dresden.
Tel.: 0351-4864-2846 (Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr)
E-Mail: [email protected]
www.lichtblick-sachsen.de