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Durch Stauchitz fahren die meisten Laster

Es wird enger auf Sachsens Straßen. Vor allem der Schwerverkehrsanteil ist vergleichsweise hoch.

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© Symbolbild. dpa

Von Marcus Moeller

Döbeln. Jeder kennt es, keiner mag es: Die Frau vom Radio sagt etwas wie „Stau oder stockender Verkehr auf der Autobahn...“ „Nichts da!“, denkt sich der gewiefte Autofahrer und fährt auf eine Landstraße ab, um wenig später zu der Einsicht zu gelangen, dass auf dem geheim geglaubten Umweg schon eine Reihe von Fahrzeugen unterwegs ist. Im Idealfall reiht sich dann auch noch ein landwirtschaftliches Fahrzeug in die Kolonne ein. Subjektiv haben die Meisten ja ohnehin das Bauchgefühl, der Verkehr würde immer schlimmer werden. Doch wie sieht es auf dem Papier aus?

© Grafik: SZ

Zahlen, wie etwa die der manuellen Verkehrszählungen der Bundesanstalt für Straßenwesen (kurz Bast), bieten genauere Anhaltspunkte. In einem Abstand von fünf Jahren sind diese bundesweiten Zählungen für Autobahnen und Bundesstraßen seit 2005 online einsehbar dokumentiert. Neben der Durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärke (DTV) zeigen die Statistiken auch den durchschnittlichen Schwerverkehrsanteil einzelner Streckenabschnitte. Letzterer bezieht sich auf alle Gefährte, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, also vor allem auf Lastwagen. Für die DTV wurde der Verkehr der entsprechenden Verbindung jeweils beidseitig gezählt – welche Fahrtrichtung höher frequentiert ist, entfällt somit der Statistik.

Verkehrszählungen wie die des Bast spielen bei der künftigen Verkehrsplanung, etwa dem Bau von Ortsumgehungen und Lärmschutzwänden, eine maßgebliche Rolle. Der mit Abstand meistbefahrene Autobahnabschnitt Mittelsachsens ist auf der A 14 zwischen Döbeln-Ost und Nossen-Nord zu finden. 38 400 Autos befuhren diese Strecke 2015 täglich, 2010 waren es im Schnitt 5 000 Autos weniger.

Hunderte Zähler mit Warnwesten im Einsatz

Wofür ist der ganze Aufwand gut?

Wo fließt der Verkehr lang? Welche Straßen sind am meisten belastet? Wo geht die Belastung rauf, wo runter? Um all diese Daten flächendeckend zu erfassen, startet der Bund alle fünf Jahre ein Mammutprojekt. Die aktuellen Zahlen entstammen aus der Zählung von 2015. Damals hatte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) allein im Kreis Meißen 93 manuelle Zählstellen an Autobahn, Bundes- und Staatsstraßen eingerichtet. In ganz Sachsen waren monatelang 600 Verkehrszähler im Einsatz. Ihre Ergebnisse sind wesentliche Grundlage bei der Planung künftiger Straßen, aber etwa auch für die Errichtung von Lärmschutzwänden.

Wie werden die Zahlen ermittelt?

Die Zählkräfte am Straßenrand erfassen an festgelegten Tagen zu bestimmten Stunden den Verkehr. Sie unterscheiden dabei nach verschiedenen Fahrzeugklassen – Fahrräder, motorisierte Zweiräder, Pkws, Busse, Lkws ohne Anhänger, Lastzüge. Aus allen Daten der manuellen Zählung sowie den Daten der 99 sächsischen Dauerzählstellen – Induktionsschleifen in der Fahrbahn – wird eine durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke hochgerechnet.

Wo wurde gezählt?

Alle Bundesstraßen wurden lückenlos in Zählabschnitte – Straßenabschnitte mit möglichst gleichbleibender Verkehrsstärke – eingeteilt. Idealerweise sind sie mit den Abschnitten der früheren Zählungen identisch, damit die Zahlen vergleichbar sind. Änderungen gibt es, wenn etwa eine Umfahrung gebaut wird oder eine neue Trasse in Betrieb geht.

Wann wurde gezählt?

Die Zähltage wurden exakt definiert: Strecken mit bis zu 7000 Fahrzeugen in 24 Stunden werden an zwei „Normalwerktagen“ (Di, Mi, Do) jeweils 15 bis 18Uhr gezählt, außerdem an zwei Ferienwerktagen (Di, Mi, Do) 15 bis 18Uhr und an zwei Sonntagen jeweils 16 bis 19Uhr. Strecken mit mehr als 7000 Fahrzeugen pro Tag werden zusätzlich noch an zwei Normalwerktagen (Di, Mi, Do) vormittags 7 bis 9Uhr und an zwei Freitagen 16 bis 19Uhr gezählt, sodass 28Zählstunden an acht verschiedenen Tagen zusammenkommen. Dabei werden nicht nur eigene Feiertage und Ferientermine berücksichtigt, sondern auch die der Nachbarbundesländer und des benachbarten Auslands.

Baustellen wurden bei der Zählung berücksichtigt, genauso unvorhergesehene Ereignisse wie Unwetter, Unfälle, Veranstaltungen. Dann war die Zählung abzubrechen und an einem anderen Tag neu zu zählen. Organisiert wurde sie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums von der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach. (csf)

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Mit wenigen Ausnahmen weisen fast alle Streckenabschnitte der A 14, der B 169 und der B 175 im mittelsächsischen Bereich in den letzten Jahren eine gestiegene Verkehrsstärke auf. Der Anteil der Schwerlastfahrzeuge wuchs vereinzelt gleich um mehrere Prozent: Auf der A 14 von Leisnig bis Döbeln-Nord vergrößerte sich der Anteil zwischen 2010 und 2015 um fast drei Prozent auf 24,2 Prozent. Statistisch gesehen ist also beinahe jedes vierte Fahrzeug auf diesem Streckenabschnitt ein Lastwagen. Auf der B 169 zwischen Stauchitz S 86 und Stauchitz B 6 wuchs der Schwerverkehrsanteil zwischen 2010 und 2015 von 16,7 Prozent auf 21,4 Prozent extrem an. Damit ist der Schwerlastanteil in Stauchitz der Höchste in der Region. Rund 940 Lastwagen grüßen die Anwohner dieses Abschnitts täglich. Der Ausbau der B 169, der die Trasse hinter den Dörfern entlangführen würde, soll in Zukunft Abhilfe schaffen. Auf der B 175 zwischen Hartha und Geringswalde hingegen sieht die Lage entspannter aus: Der Schwerverkehrsanteil sank seit 2010 um 3,4 Prozent auf 9,2 Prozent und auch der DTV ist mit 4 100 Autos täglich um 700 Fahrzeuge zurückgegangen. Auf der B 175 zwischen Döbeln-Ost auf die S 32 nach Döbeln stieg der Wert zwar leicht an, ist aber mit gerade einmal sechs Prozent weiterhin am niedrigsten in der Region. Eine seltene Ausnahme, wie auch eine weitere Zahl zeigt: Der durchschnittliche Schwerverkehrsanteil in Sachsen beträgt 2015 17,7 Prozent und liegt damit immerhin drei Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Kein Wunder, ein Großteil der Straßen hat zumindest eine leicht überdurchschnittliche Lastwagendichte, während andere bis zu zehn Prozent über dem bundesweiten Mittel liegen.

Nach Sachsen-Anhalt und Thüringen hat Sachsen den dritthöchsten Schwerverkehrsanteil der Republik, obwohl die Straßennetzlänge von 567 Kilometern und die tägliche Fahrleistung gemessen an der Fläche Sachsens im ausgewogenen Durchschnitt liegen. Zahlen, die vielleicht besorgniserregend zu sein scheinen. Überraschend sind sie ob des seit einigen Jahren immer mehr aufkommenden Online-Versandhandels jedoch nicht.