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Drewag baut das Gasnetz aus

Der Verbrauch steigt enorm. Wohnsiedlungen, Großkonzerne und auch Mittelständler bekommen neue Anschlüsse.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Das Dresdner Margarinewerk Vandemoortele ist im wahrsten Sinne des Wortes fett im Geschäft. Besonders die Sachsen schmieren gern Streichfett aufs Brot. Damit der zur belgischen Vandemoortele-Gruppe gehörende Betrieb an der Pirnaer Landstraße gut im Geschäft bleibt, benötigte er für eine neue Produktionsanlage mehr Energie und höheren Gasdruck. Also baute die Drewag eine Regelanlage. Der niedrige Druck von 23 Millibar wurde auf den Mitteldruck von knapp einem Bar erhöht. „So kann jetzt die nötige Energie bereitgestellt werden“, erklärt Nils Götzke von der Drewag Netz. Unter seiner Leitung wurde die Regelanlage 2017 installiert.

Das Netz: Erdgas strömt durch 1 100 Kilometer lange Leitungen

Nicht nur im Margarinewerk, sondern auch in weiteren Dresdner Firmen und Wohngebieten ist Erdgas zunehmend gefragt, erklärt Strategieplanerin Kristin Hänsel von der Drewag Netz. Wurden 2008 in Dresden noch knapp 3,5 Gigawattstunden verbraucht, so sind es jetzt 4,4 Gigawattstunden. Das städtische Netz ist rund 1 100 Kilometer lang. 84 Prozent davon sind nach der Wende neu gebaut oder ausgewechselt worden. In Ferngasleitungen kommt der Energieträger mit einem Druck von 55 Bar an und wird an 13 Übergabestationen am Stadtrand zu einem Hochdruck von 12 Bar oder einem Mitteldruck von höchstens einem Bar umgewandelt.

Gas hat eine lange Tradition in Dresden. 1828 wurde auf dem Schloßplatz die erste Gasbeleuchtung in Betrieb genommen, erinnert Planerin Hänsel. Noch immer sind die alten Laternen in Dresden beliebt, vor allem in denkmalgeschützten Gebieten wie Striesen, Kleinzschachwitz, Löbtau oder am Weißen Hirsch. Allerdings schrumpft die Zahl der Leuchten. Gab es 2005 in Dresden noch rund 1 800 Gaslaternen, so sind es heute nur noch 1 139.

Die Umstellung: Erdgas weicht Fernwärme, besonders im Zentrum

Beim Erdgas gibt es zwei Trends, einerseits schrumpft das Netz, wo das Fernwärmesystem ausgebaut wird. So ist das Gasnetz im 26er-Ring um die Innenstadt – bis auf einen Firmenanschluss – komplett außer Betrieb gegangen. Andererseits wird es erweitert. „Wir konzentrieren uns auf die Randgebiete, wo es keine Fernwärme gibt“, sagt die Strategieplanerin. Als Beispiele führt sie Trachenberge, Trachau, Löbtau, Loschwitz und Bühlau an. Auch bei vielen Betrieben sei Erdgas gefragt und besonders bei Gaststätten und Bäckereien. „Sie wollen lieber Gas haben, da es effektiver zum Backen oder Kochen ist.“

Die Schwierigkeiten: Straßensperrung wegen eines Anschlusses schwierig

Viele Dresdner Gasleitungen waren nach der Wende über 100 Jahre alt. Die wurden schrittweise durch Kunststoffrohre aus Polyethylen ersetzt. Bei größeren oder Hochdruckleitungen wurden Stahlrohre eingesetzt. Insgesamt wurden seitdem auf 946 Kilometern Leitungen neu verlegt oder ausgewechselt. „Die größten Probleme haben wir bei Straßenbaumaßnahmen“, sagt Planerin Hänsel. Bei einem grundhaften Ausbau müssten oft Gasleitungen umverlegt werden, die nicht tief genug sind. Und das, obwohl sie noch Jahre halten würden.

Außerdem gibt es erhebliche Probleme wegen des stark gewachsenen Verkehrs, ergänzt Kristin Hänsels Kollege Tomas Klengel, der bei der Drewag Netz für Planung und Bauüberwachung des Gasnetzes zuständig ist. Wenn beispielsweise auf der Bodenbacher Straße ein Hausanschluss erneuert werden muss, ist das kaum möglich. Denn dafür müsste die Fahrbahnhälfte gesperrt werden. „Durch die separate Gleistrasse gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten“, nennt er das Hauptproblem. Also müsste oft gewartet werden.

Die Kraftwerke: Gasbetriebene Anlagen liefern Fernwärme und Strom

Erdgas ist die Voraussetzung, um überhaupt Fernwärme erzeugen zu können. Die meisten Blockheizkraftwerke wie das an der Nossener Brücke werden mit Erdgas betrieben. Bei ihnen wird die eingesetzte Energie nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung zu etwa 85 Prozent ausgenutzt. Über einen Generator erzeugen die Gasturbinen Strom. Deren Abgase werden im sogenannten Abhitzekessel dafür eingesetzt, das Wasser für das Fernwärmenetz zu erhitzen.

Die Investitionen: Neue Anschlüsse für Bosch und Philip Morris

Die Drewag investiert kräftig, um neue Wohngebiete und Betriebe anschließen zu können und das Leitungsnetz zu erneuern. 2017 waren es knapp zehn Millionen Euro. Dieses Jahr sind über 13 Millionen Euro geplant. So wurden die drei Klotzscher Eigenheimsiedlungen Dörnichtweg, Am Königswald und Travemünder Straße angeschlossen. In Kaditz ist die Drewag seit 2017 dabei, die alte Siedlung aus den 1930er-Jahren jenseits der Autobahn entlang der Kötzschenbroder Straße ans Gasnetz anzuschließen. Dabei bekommen viele Häuser auch einen neuen Trinkwasseranschluss. „2020 soll alles fertig sein“, sagt Klengel.

Zudem werden mit Bosch und Philip Morris zwei geplante Großbetriebe im privaten Gewerbegebiet Airportpark zwischen Klotzsche und Hellerau neu ans Gasnetz angeschlossen. Dafür investiert die Drewag über eine Million Euro.