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Dresden will die Windenergie speichern

Die Löbtauer Turmlandschaft neben der Nossener Brücke wird reicher. Mit einer neuen Elektrodenheizkessel-Anlage wird sauberer Strom in Wärme umgewandelt.

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© Christian Juppe

Von Peter Hilbert

Die Löbtauer Turmlandschaft neben der Nossener Brücke wird reicher. Noch in diesem Monat wird auf dem Drewag-Gelände zwischen dem Kühlturm und den Schornsteinen des Kraftwerks ein weiterer Turm emporragen. Der zeugt von der Energiewende in Dresden, die auch die Stadtwerke vorantreiben. Auf dem Gelände neben der Fabrikstraße entsteht eine Elektrodenheizkessel-Anlage, erklärt Projektleiter Lars Kaulfuß. Damit kann das Löbtauer Heizkraftwerk noch umweltfreundlicher betrieben werden.

Das Kraftwerk Nossener Brücke wird noch leistungsfähiger. Aufgestellt wird ein Pufferspeicher, der überschüssigen Strom in Wärme umwandelt.
Das Kraftwerk Nossener Brücke wird noch leistungsfähiger. Aufgestellt wird ein Pufferspeicher, der überschüssigen Strom in Wärme umwandelt. © Drewag

Kaulfuß ist Diplom-Ingenieur für Kraftwerkstechnik. Bei Siemens hat der 34-Jährige bereits Kraftwerke in Finnland und der Türkei gebaut. Als Drewag-Projektleiter hat er nun die nächste Großaktion an der Nossener Brücke zu meistern. Die Anlage schafft eine neue Möglichkeit. An windigen Tagen steht viel Wind-, an sonnigen Tagen viel Sonnenergie preiswert zur Verfügung. Doch so viel Strom wird in diesen Spitzenzeiten nicht immer benötigt.

„Mit dieser neuen Anlage hat man die Möglichkeit, den überschüssigen Strom in speicherbare Energie in Form von Wärme umzuwandeln“, erläutert Kaulfuß den Effekt. Der große Vorteil ist, dass zu 100 Prozent regenerative Energie eingesetzt wird, bei deren Erzeugung die Umwelt mit keinerlei Kohlendioxid belastet wird. Herzstück der Anlage ist ein Elektrodenheizkessel mit einer Maximalleistung von 40 Megawatt. Über große Elektroden fließt der grüne Strom durchs Wasser und erhitzt es auf 130 Grad. Mit einem Wärmeübertrager wird diese Hitze dann ins Fernwärmesystem des Kraftwerks übertragen, das Dresdner Haushalte und Betriebe versorgt.

„Das hochmoderne technische System kann so schnell reagieren, dass binnen 30 Sekunden die Anlage von einer mittleren Leistung auf die vollen 40 Megawatt hochgefahren werden kann“, sagt Kaulfuß. Wird so beispielsweise überschüssige Windenergie genutzt, haben die Turbinen im Kraftwerk weniger Arbeit und dadurch kann Erdgas eingespart werden.

Im Juli hatten die ersten Arbeiten des Sechs-Millionen-Euro-Projekts begonnen. Jetzt stehen das kleine Schaltanlagen-Gebäude und das Fundament fürs Heizkesselgebäude und den Pufferspeicher, in dem das warme Wasser kurzzeitig zurückgehalten werden kann. Vor wenigen Tagen hat die Montage der Stahlträger für das zwölf Meter hohe Kesselgebäude begonnen. „Die spannendste Aktion folgt in dieser Woche“, sagt der Projektleiter.

Eine Chemnitzer Firma hat den 90 Tonnen schweren Behälter des Pufferspeichers hergestellt, der künftig 24 Meter emporragen wird. Zuerst werden am kommenden Donnerstag ein 700- und ein 200-Tonnen-Kran aufgebaut. Ein Schwertransport wird den Koloss in der folgenden Nacht nach Dresden bringen, nennt Kaulfuß den nächsten Schritt. Die Schwerlastkräne werden den Behälter dann vom Tieflader heben und ihn an seinen Standort auf dem Drewag-Gelände bugsieren. Am Freitagmorgen beginnt die Arbeit, wird der Gigant am Kranarm hängen. „Ich hoffe, dass die Großaktion abends abgeschlossen ist“, sagt Kaulfuß. Er ist jedoch zuversichtlich. Schließlich wurde eine erfahrene sächsische Spezialfirma damit beauftragt.

Anfang Dezember soll das Kesselgebäude fertig sein. Dann werden der fünf Tonnen schwere Elektrodenkessel und der Wärmeübertrager durch die Dachluke eingehoben. Geplant ist, dass die Anlage Ende März kommenden Jahres komplett montiert ist. So können die einzelnen Teile ab April getestet werden. Im Juni soll dann der Probebetrieb beginnen. „Damit haben wir genügend Zeit, dass sie mit Beginn der Heizperiode im Oktober voll in Betrieb gehen und das Heizkraftwerk Nossener Brücke ergänzen können“, erklärt Projektleiter Kaulfuß.