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Dorfkonzerte der etwas anderen Art

Im Vorjahr ließen Bärnsdorfer ihren Ort drei Tage lang „bäben“. Zudem startete der Versuch, einen neuen Veranstaltungsort zu etablieren. Jetzt geht es weiter.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Bärnsdorf. Das Projekt, das Sebastian Kruhl und seine Frau Claudia am letzten Mai-Wochenende starten, kann man ohne Übertreibung als ambitioniert bezeichnen. Insgesamt sieben Konzerte mit bekannten deutschsprachigen Bands und Solokünstlern wollen die beiden in diesem Jahr in Bärnsdorf veranstalten. Einem Dorf mit vielen engagierten und kreativen, aber eben gerade mal 600 Einwohnern.

Der 44-Jährige und seine Frau wohnen seit 2008 im Dorf. Ihr Blick geht aber weiter darüber hinaus. Die Kruhl Produktions- & Medientechnik GmbH hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 1 000 Events in 32 Ländern auf fünf Kontinenten als Technikdienstleister betreut. „Wir möchten gern dazu beitragen, Kunst und Kultur in den ländlichen Raum zu bringen“, sagt der Wahl-Bärnsdorfer, wohl wissend, dass es für das Gelingen des Projekts BärnsDORFkonzert ein überregionales Publikum braucht. Und noch etwas treibt die beiden um: „Mit Kongressen, etwa im Pharmabereich, lässt sich zwar Geld verdienen, eine Rückkopplung gibt es aber nicht“, sagt Sebastin Kruhl. Das sei bei kulturellen Veranstaltungen ganz anders. „Hinzu kommt, dass wir selbst kulturell sehr interessiert sind und Kontakte zu Künstlern haben.“

Partner für ihre Idee fanden die beiden in Sebastian und Romy Mosch, die vor zwei Jahren den sanierten Hof in der Ortsmitte, das jetzige Landgut Mosch, gekauft hatten. Schon im Vorjahr gab es dort zwei Veranstaltungen: ein Konzert mit Dirk Michaelis und die Rambazamba-Show mit Alf Mahlo und Henriette Ehrlich. Anders als jetzt fungierte als Veranstalter allerdings der Verein Bärnsdorferleben e.V. Ebenso beim dreitägigen Spektakel „bärnsdorf bäbt“, mit dem das zehnjährige Vereinsjubiläum und die ebenfalls im Gründungsjahr erfolgte Umwandlung der Teichwirtschaft Moritzburg zur GmbH gefeiert wurde. Um die Künstler und die Technik hatte sich auch da schon Sebastian Kruhl gekümmert, der zugleich Mitglied im Vereinsvorstand ist.

Termine und Künstler

25. Mai: Tourabschluss zur Live-DVD im Landgut Mosch.

26. Mai: Dirk Michaelis, Echo (ehemalige Mitglieder des Kreuzchores) und Miss Rockester im Landgut Mosch.

22. Juni: The Firebirds im Festzelt

23. Juni: DJ Happy Vibes & Jazzmin im Festzelt.

30. Juni: Die Zöllner, Julia Neigel und Anne Haigis im Landgut Mosch.

1. September: Katrin Wettin im Landgut Mosch.

2. September: Purple Schulz im Landgut Mosch.

Tickets: www.bärnsdorf-bäbt.de und vor Ort in Bärnsdorf bei Kfz-Service Schmiedgen, in Berbisdorf bei Die Haarmacher und in Radeburg bei Ideenwerk Kroemke.

Quelle: Veranstalter

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An dem neuen Projekt beteiligt sich der Verein indes nicht mehr. „Wir haben uns nicht gestritten und wir sind auch nicht gegen die Konzerte“, sagt Vorstandsmitglied Marcus Mambk. „Aber in einem Verein dauern bestimmte Entscheidungen einfach länger, weil sie demokratisch herbeigeführt werden müssen.“ Zudem würde der Aufwand für sieben Konzerte einfach über das hinausgehen, was die Mitglieder leisten könnten. „Viele engagieren sich auch noch anderweitig ehrenamtlich und müssen sich neben der Arbeit um Land, Haus und Hof kümmern.“ Nicht zuletzt sei der Verein eigentlich gegründet worden, um den Weihnachtsmarkt zu organisieren. „Inzwischen ist auch noch das Dorffest hinzugekommen, um das sich früher der Jugendverein gekümmert hat“, ergänzt Marcus Mambk.

Sebastian Kruhl hält der Rückzug des Vereins von seinem Vorhaben nicht ab. Ziel ist es, das Landgut Mosch als Veranstaltungsort im Ort zu etablieren und mit dem kulturellen Angebot ein überregionales Publikum anzusprechen. Als Grundidee nennt Sebastian Kruhl, über das eigentliche Konzert hinaus ein abendfüllendes Programm auf die Beine zu stellen. „Wir möchten erreichen, dass die Besucher vor und nach dem Konzert das Ambiente genießen können“, sagt er. Das Speisenangebot soll variieren und dabei so weit es geht Produkte aus dem Ort eingesetzt werden.

Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos) findet es gut, dass so für zusätzliches Leben im Dorf gesorgt wird. Auch wenn das vielleicht nicht jeder Anwohner so sieht. „Darum müssen sich die Veranstalter kümmern. Auch, dass ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Die Stadt werde schauen, wie sich das Ganze entwickelt. „Die große Keule wollten wir nicht gleich rausholen“, so die Radeburger Rathauschefin.