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Dippser Ingenieurbüro ganz international

Der Weg einer bekannten Planungsfirma aus Dippoldiswalde führt vom schwedischen Börsenkonzern zum Schweizer Familienunternehmen.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Auf der jüngsten Stadtratssitzung in Dippoldiswalde gab es fragende Gesichter. Der Planungsauftrag für den Neubau der Kinderkrippe in Schmiedeberg ging an die Basler & Hofmann Deutschland GmbH in Dippoldiswalde. Ein völlig neuer Name. Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) klärte auf, dass dahinter ein in Dipps altbekanntes Ingenieurbüro steht: die Toscano GmbH mit Sitz im Gewerbegebiet Reinholdshain. Diese hat sich im September mit dem „IWT-Ingenieurbüro für Wasser- und Tiefbau“ aus Reinhardtsgrimma und dem Büro „Basler & Hofmann“ aus Halle an der Saale zu „Basler & Hofmann Deutschland“ vereinigt. Damit kommen Menschen wieder zusammen, die früher schon miteinander arbeiteten.

Die Idee zu dem Dippser Planungsbüro ist an der Bobbahn in Altenberg entstanden. „Dort habe ich 1991 Hansjörg Trachsel kennengelernt“, erinnert sich Birgit Thümmel, Geschäftsführerin früher bei Toscano und jetzt bei der Basler & Hofmann Deutschland GmbH. Trachsel war Vizepräsident des internationalen Bobverbands und Präsident der Edy Toscano AG, einem Ingenieurunternehmen, das in der ganzen Schweiz aktiv ist. Sie haben sich geeinigt, zusammen ein Ingenieurbüro zu eröffnen und bauten ein Bürohaus im Gewerbegebiet Reinholdshain. Birgit Thümmel, studierte Verwaltungswirtin, war für die organisatorische Seite verantwortlich, David Grossmann, ein Bauingenieur aus der Schweiz, für die fachliche Seite. 1995 entstand noch eine Niederlassung in Görlitz. David Grossmann ist 1999 nach England gegangen. „Unsere Familien sind aber nach wie vor in Kontakt“, sagt Thümmel. Das sollte noch wichtig werden.

Die Dippoldiswalder Niederlassung der Edy Toscano AG begleitete immer wieder Bauvorhaben an der Bobbahn. In Dippoldiswalde hat sie die Neugestaltung des Marktplatzes geplant, „Das war nicht ganz einfach, eine Lösung zu finden, die den Wünschen der Öffentlichkeit gerecht wird und die Vorgaben der Fördermittelgeber einhält“, erinnert sich Frau Thümmel. Auch sie hätte sich mehr Grün auf dem Platz vorstellen können. Aber die Geldgeber hatten andere Vorstellungen. Jüngst haben die Planer des Büros im Zuge der Hochwasserarbeiten den Bau von neun Brücken in Reichstädt begleitet.

2004 gingen die Dippser Mitarbeiter einen Schritt zu mehr Selbstständigkeit. Sie haben eine eigene Firma gegründet, an der Hagen Arndt und Birgit Thümmel 15 Prozent der Anteile übernahmen, die Mehrheit blieb in der Schweiz. Hagen Arndt ist wenig später ausgestiegen und hat sein eigenes Ingenieurbüro für Wasser- und Tiefbau in Reinhardtgrimma betrieben.

2016 brachte dann wieder große Änderungen. Das Dippser Unternehmen gründete eine Niederlassung in Dresden, und in der Schweiz wurde die Edy Toscano AG vom schwedischen AF-Konzern gekauft, einem börsennotierten Unternehmen. Das war kein Umfeld, in dem die Dippser arbeiten wollten, berichtet Birgit Thümmel. Die Idee kam auf, alle Anteile selbst zu übernehmen. Da trat der erste Dippoldiswalder Chef wieder auf den Plan. David Grossmann war aus England zurück in die Schweiz gegangen. Dort arbeitete er in der Geschäftsführung des Planungsbüros Basler & Hofmann, einem Familienunternehmen, das acht Standorte in der Schweiz, je einen in Singapur und in Bratislava sowie eine Niederlassung in Halle an der Saale hatte. Mit ihm kam die Idee ins Gespräch, dass sich das Dippser Ingenieurbüro mit den Hallensern zusammentut. Außerdem kehrte auch Hagen Arndt wieder zurück. Seit September besteht die neue Firma.

Frühere Mitarbeiter aus Reinhardtsgrimma arbeiten jetzt in Dippoldiswalde. An der Spitze steht als Geschäftsführerin Steffi Pelzer in Halle. Sie ist für den Straßenbau verantwortlich. Hagen Arndt hat den Wasserbau unter sich und Hagen Aye den Hochbau. Birgit Thümmel ist als zweite Geschäftsführerin der Basler & Hofmann Deutschland GmbH für die organisatorischen Fragen verantwortlich. Damit ist das Dippoldiswalder Büro jetzt der zweitgrößte Standort in der Ingenieurfirma mit rund 55 Mitarbeitern und weiteren Standorten in Dresden, Bautzen, Görlitz und Halle.