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Die Waffen der Steinzeitjäger

Eine neue Sonderausstellung im Museum Bautzen gibt Einblick in den Alltag unserer Vorfahren. Sie waren klug, geschickt und setzten auf Teamgeist.

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Von Miriam Schönbach

Bautzen. Es war eine Weltsensation: Bei Rettungsgrabungen im niedersächsischen Schöninger Tagebau finden Archäologen Mitte der 1990er Jahre sieben Holzspeere, weitere Speerbruchstücke, eine Lanze und ein Wurfholz inmitten eines Jagdlagerplatzes mit mehr als 10 000 Knochen von Wildpferden. Mit einem Alter von etwa 300 000 Jahren handelte es sich um die bisher ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit. Funktionstüchtige Rekonstruktionen dieses Funds zeigt nun die Sonderausstellung „Fleisch – Jäger, Fischer, Fallensteller in der Steinzeit“ im Museum Bautzen.

So gingen die Menschen der Steinzeit mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Eine Sonderausstellung im Museum Bautzen widmet sich diesem Thema.
So gingen die Menschen der Steinzeit mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Eine Sonderausstellung im Museum Bautzen widmet sich diesem Thema. © Neanderthalmuseum

Ausgefeiltes Wissen

Museumsleiter Jürgen Vollbrecht ist Spezialist für die Alt- und Mittelsteinzeit. „Mit einem solchen Speer ist schon der Homo erectus auf die Jagd gegangen. Sein jüngerer Verwandter, der Neandertaler, hat diese Technik übernommen“, erläuterte er. Dies zeige, dass diese Jäger ein ausgefeiltes Wissen hatten und geübte Werfer waren. Und nicht nur das: Der Homo erectus war wie auch sein Nachfolger Teamplayer. Denn einen Waldelefanten konnte man mit diesen Holzwaffen nur in der Gemeinschaft erlegen. In einem solchen Giganten fanden Archäologen zwar keinen Speer, aber eine Stoßlanze. „Damit musste man direkt ran ans Tier. Mit einem Speer aus Fichtenholz erreichten die Werfer hingegen Entfernungen von fünf bis fünfzehn Metern“, sagt Vollbrecht.

Um noch besser jagen zu können, bekam die einfache Variante bald eine Speerspitze, Feuerstein, Knochen oder Geweihspitzen. Zum befestigen nutzten die Neandertaler und die späteren Eiszeitjäger den „Steinzeit-Kleber“ Birkenpech.

Mehr als ein Steak

Auf dem Speiseplan unserer Vorfahren tauchte Fleisch etwa vor 2,3 Millionen Jahren auf. Dabei nutzen die Steinzeitmenschen ihre Beute von Kopf bis Fuß. „So ein erlegtes Tier war mehr als ein Steak. Aus Fellen und Häuten wird Kleidung. Knochen, Sehnen und Geweih eignen sich für die Herstellung von Waffen. Fett war ein guter Brennstoff“, sagt Jürgen Vollbrecht. Um zu überleben, müssen die Jäger auch ihre Jagdstrategien den enormen klimatischen Schwankungen anpassen. Als sich die kaltzeitliche, offene Landschaft in einer Warmzeit einen Wald verwandelt, werden Pfeil und Bogen entwickelt. Die ersten Artefakte finden sich um 12 000 v. Chr., spätestens um 8 000 v.Ch r. setzen sich dann die Präzisionswaffen durch, die auch auf längere Entfernungen funktionieren.

Doch die neuentwickelten Pfeile und Bögen werden nicht nur zur Jagd auf Tiere eingesetzt. Wie die Ausstellung zeigt, ist auch die bekannte Alpen-Gletschermumie „Ötzi“ durch einen Pfeilschuss in die Schulter ums Leben gekommen. Aufgeklärt hat den steinzeitlichen Mordfall unter anderem der Archäotechniker Harm Paulsen aus Schleswig-Holstein. Mit seinem Kollegen Dr. Ulrich Stodiek aus dem Rheinland hat er die Exponate gefertigt, die jetzt in Bautzen zu sehen sind. Ergänzt wird die Wanderausstellung aus dem Neanderthal Museum in Mettmann durch Filme, eine umfangreiche Zusammenstellung der wichtigsten steinzeitlichen Rohstoffe, Audiotexte und starke Bilder.

„Fleisch – Jäger, Fischer, Fallensteller in der Steinzeit“ – Sonderausstellung im Museum Bautzen, Kornmarkt 1.

Die Schau ist noch bis zum 6. Mai zu sehen, die nächste Führung findet am 8. April um 11 Uhr statt.