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Die verborgenen Dresdner Elbtunnel

Den Fluss queren nicht nur Brücken, sondern auch große unterirdische Röhren. Zwei neue kommen jetzt dazu. Zum Abkürzen der Wege eignen sich aber alle nicht.

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© André Wirsig

Von Peter Hilbert

Dresdens Bevölkerung und auch die Industrie wachsen. Deshalb fließt immer mehr Abwasser durch die Kanäle, um im Klärwerk Kaditz gereinigt zu werden. Dabei muss ein natürliches Hindernis überwunden werden – die Elbe. Während für den Autoverkehr die sieben Brücken über den Strom eine enorme Bedeutung haben, sind es beim Abwasser die Tunnel unter dem Flussgrund. Schließlich fallen rund 70 Prozent des Abwassers auf der Altstädter Seite an, wo auch die größten Kanäle liegen. Das Klärwerk liegt hingegen am anderen Elbufer. Deshalb sind die Rohrtunnel nötig. Zwei kommen jetzt hinzu, erklärt Torsten Seiler, der als Gebietsleiter für die Investitionen der Stadtentwässerung Dresden zuständig ist. Weitere Millionen werden für die Sanierung investiert.

Die Rohrtunnel: Pumpen nicht nötig

Bald gibt es insgesamt sechs Abwassertunnel, die in der Fachsprache Düker genannt werden. Das kommt aus dem Holländischen und heißt Taucher. „Die jeweilige Leitung führt in einem Bogen unter der Elbe hindurch“, sagt Seiler. Im Rohr unterm Flussgrund steht ständig Abwasser. Der Ablauf ist niedriger als der Zulauf. Durch den so entstehenden Druck fließt das Abwasser ohne zusätzliche Pumpen. Die Elbdüker sind zwischen 300 und 350 Meter lang.

Stetzsch: Verbindung nach Kaditz

Wegen Eingemeindungen mehrerer Orte am westlichen Stadtrand wurde zur Abwasser-Ableitung 2008 der Tunnel in Stetzsch gebaut. Vom neuen Pumpwerk in Altstetzsch fließt das Abwasser durch ein 40-Zentimeter-Rohr zur Kaditzer Elbseite.

Kemnitz: Anschluss von Wilsdruff

Ein neuer Abwassertunnel wird im kommenden Monat neben der Autobahnbrücke in Kemnitz fertiggestellt. Im März war der Rohrtunnel unter der Elbe hinweg gebohrt worden, teilweise durch harten Fels. In das Loch wurde ein 25 Zentimeter starkes Rohr eingezogen, nennt Seiler den nächsten Schritt. Damit werden die Orte des Abwasser-Zweckverbands „Wilde Sau“ (AZV) ans Klärwerk Kaditz angeschlossen. „Dadurch muss das Klärwerk Wilsdruff nicht saniert werden und kann außer Betrieb gehen“ erläutert er. Das Abwasser kann kostengünstiger in Kaditz gereinigt werden. Ende dieses Jahres soll das Abwasser durch die zwölf Kilometer lange Leitung fließen, für die der AZV rund zehn Millionen Euro investiert.

Flügelweg: Sanierungsplan für 2019

Der größte Dresdner Doppeldüker unterquert elbaufwärts der Flügelwegbrücke den Fluss. Er wurde 1907 gebaut, um den großen Altstädter Abfangkanal mit dem Klärwerk Kaditz zu verbinden. Durch ein 1,1 Meter hohes Stahlrohr fließt das Abwasser bei trockenem Wetter. Das wurde 1992 bereits saniert, indem ein harzgetränkter Nadelfilzschlauch in das Rohr eingestülpt wurde und es somit wieder abdichtete. Das nennt sich Inliner-Verfahren.

2019 kommt die zwei Meter hohe Nachbarleitung dran, durch die bei Starkregen das Abwasser unter der Elbe hindurchfließt. „Wir werden hier einen mit Harz getränkten Kunststoffschlauch einziehen“, sagt Seiler. Mit heißem Wasser gefüllt, härtet er dann aus. Geplant ist, knapp drei Millionen Euro zu investieren.

Prießnitz-Mündung: Düker bald fertig

Neu gebaut wurde ein Abwasser-Düker unweit der Prießnitz-Mündung. Die insgesamt rund 600 Meter lange Trasse verbindet die Prießnitzstraße mit dem Altstädter Hauptkanal am Käthe-Kollwitz-Ufer. Das Sechs-Millionen-Euro-Projekt ist nötig gewesen, damit bei Starkregen kein gemischtes Ab- und Regenwasser mehr in die Prießnitz fließt. Am 28. Juni wird die Verbindung mit dem neuen Pumpwerk an der Forststraße übergeben.

Blaues Wunder: Röhren zu klein

Der 1933 gebaute Doppeldüker elbaufwärts des Blauen Wunders war 1994 im Inliner-Verfahren saniert worden. Allerdings kommt der Abwassertunnel langsam an die Grenzen seiner Kapazität. Künftig soll auch bei Starkregen deutlich weniger gemischtes Ab- und Regenwasser in die Elbe überlaufen, sondern zum Altstädter Kanal fließen. Deshalb werden 2021 drei Millionen Euro für größere Rohre investiert.

Wachwitz: Zufluss vom Elbhang

Seit 1994 verbindet ein Doppeldüker die Wachwitzer Seite mit dem Altstädter Abfangkanal. Durch ihn fließt Abwasser vom Elbhang und aus dem Hochland.