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Die Totenschänke ist tot

Die SZ erinnert an Gebäude und Menschen in Zittau, die jeder kennt, die aber nicht mehr da sind. Heute: Die Totenschänke

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© Privatarchiv Peter Wildner

Von Elke Schmidt

Totenschänke, dieser Begriff ist wohl den meisten Zittauern geläufig. Diesen Namen gab ihr der Volksmund, weil es direkt gegenüber vom Krematorium stand und sich dort häufig Trauergäste nach der Besetzung ihrer Lieben zum Leichenschmaus trafen. Aber wissen Sie, wie die Gaststätte gegenüber dem Krematorium tatsächlich hieß? Bei dieser Frage müssen viele passen.

Jetzt wurde sie abgerissen. Demnächst soll dort ein Parkplatz entstehen.
Jetzt wurde sie abgerissen. Demnächst soll dort ein Parkplatz entstehen. © Rafael Sampedro

Das Lokal war vor der Wende eine ganz normale Gaststätte. Nun nicht ganz, mindestens eine Besonderheit hatte sie schon. Viele der damaligen Besucher erinnern sich sicher noch an die Tischtelefone, von denen aus man bei Tanzveranstaltungen Kontakt mit den Damen aufnehmen konnte. Weil es zwei Räume waren, konnte man das sogar tun, ohne seine Identität preisgeben zu müssen. So manche Frau bekam damals Anrufe von Verehrern, ohne je zu erfahren, wer da mit ihr sprechen wollte.

Obwohl die Totenschänke sehr bekannt war, kann sich kaum jemand an ihren Namen erinnern. Der Zittauer Peter Wildner hat dazu folgendes herausgefunden. Als das Haus erbaut wurde, hieß es zunächst „Greibigs Restaurant zur Weinau“ Die Schankkonzession bekam Johann Karl Ernst Greibig im Jahr 1871. Damals hatte das Haus einen riesengroßen Biergarten. Der war auch noch vorhanden, als es später den Namen „Zum Egerländer“ bekam. Der wurde fast vollständig vernichtet, viele Bäume entwurzelt und die Veranda zertrümmert, als sieben Jahre später die Mandau über die Ufer trat und große Teile Zittaus überflutete.

In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts führte das Ehepaar Behrendt das Haus, welches jetzt „Zur Weinau“ hieß. Diesen Namen hatte es wahrscheinlich bis nach der Wende. Dann übernahm ein deutsch - vietnamesisches Ehepaar die Gaststätte und machte daraus ein Chinarestaurant. Zu dieser Zeit hieß die Gaststätte „Am Tierpark“. Bis 2001 blieb das Restaurant dort, dann zogen die Wirte um in ein Haus am Ring. Danach stand das Haus leer und begann zu verfallen. Jetzt wurde es abgerissen. Damit ging die wahrscheinlich über 140-jährige Geschichte des Hauses zu Ende.

Der Grundstückseigentümer, die Glaubitz Autodienst GmbH, plant auf der Fläche zunächst zusätzliche Stellplätze für die Autos der 90 Mitarbeiter anzulegen, die im benachbarten ehemaligen „Lindenhof“ arbeiten. Deren Geschäftsführer Andreas Ullmann sagt, dass ein späterer Neubau nicht ausgeschlossen sei.