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Die Schläger kommen mit dem Taxi

Nach einem Überfall in der Neujahrsnacht endet eine Familienfeier im Krankenhaus.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Meißen. Die Meißner Familie ist über ganz Deutschland verstreut. Einmal im Jahr zum Jahreswechsel trifft man sich in Meißen. Die Familienfeier ist sehr harmonisch. Doch sie endet für einige Familienmitglieder im Krankenhaus. Ein Mann wird sogar lebensgefährlich verletzt.

Es ist gegen 2.30 Uhr an jenem Neujahrsmorgen, als die Familie sich gerade verabschieden will. Man plaudert noch ein bisschen, plötzlich kommt ein Taxi-Kleinbus angerast. Wie bei einem Überfallkommando öffnen sich die Schiebe- und die Beifahrertür, drei Männer stürmen heraus und prügeln auf zwei Männer aus der Meißner Familie ein. Einmal wird eine Glasflasche auf dem Kopf zerschlagen, einer der Täter tritt mit dem Fuß einen Mann so kräftig ins Gesicht, dass ihm der Schuh wegfliegt. Auf dem Gesicht des Geschädigten sind noch im Krankenhaus Fußabdrücke zu sehen. Ein Mann wird von einem der Täter ans Taxi gedrückt und mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Auch vor Frauen schrecken die Täter nicht zurück. Als sich die Schwester eines Geschädigten einschaltet und die Täter auffordert, ihren Bruder in Ruhe zu lassen, erhält sie fünf, sechs Ohrfeigen und zwei Faustschläge ins Gesicht. Viel wird nicht gesprochen. Nur, dass es hier eine Rangordnung gäbe und man sich mit den „Cöllner Jungs“ nicht anlege, sagt einer der Täter. So schnell wie der Überfall begann, ist er auch wieder zu Ende. Die Täter flüchten ins Auto, das rast davon.

Die Folgen des nächtlichen Überfalls sind für die Geschädigten dramatisch. Der Zustand des 33-jährigen Mannes, der den wuchtigen Tritt gegen den Kopf bekam, verschlechtert sich in der Klinik dramatisch. Ihm wird übel, er muss sich übergeben. Die Ärzte stellen eine Hirnblutung fest. Es besteht Lebensgefahr. Er hatte seinem Bruder helfen wollen, hatte schon einen der Angreifer am Boden, als dessen Kumpan eingriff. Mit den Worten „Lass das, sonst bist du morgen tot“, trat der auf ihn ein. Sein 28-jähriger Bruder erlitt durch die Flasche vor allem Schnittverletzungen. Im Krankenhaus wurden noch Glassplitter aus seinem Kopf entfernt.

Die Aktion hatte eine Vorgeschichte. Schon vorher war das Taxi an dem Haus am Meißner Kalkberg mit hoher Geschwindigkeit vorbeigefahren, als die Familie, darunter ein siebenjähriges Kind, auf der Straße stand. Die Männer reglementierten den Taxifahrer wegen seiner rasanten, rücksichtlosen Fahrweise. Das ging dem wohl gegen die Ehre. Und so hat er offenbar seine Kumpels, die in der Nähe feierten, zur Verstärkung geholt. „Während der Schlägerei saß der Fahrer im Taxi und hat die ganze Zeit gegrinst“, sagt eine Zeugin aus.

Das Grinsen wird dem 44-jährigen Taxifahrer und seinen beiden 37 und 38 Jahre alten Mittätern noch gründlich vergehen. Das Schöffengericht des Amtsgerichtes Meißen verurteilt den Fahrer wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung. Außerdem erhält er zwei Monate Fahrverbot, weil die Taten in Zusammenhang mit dem Gebrauch eines Kraftfahrzeuges begangen wurden. Er kann also zwei Monate seinen Beruf nicht ausüben. Zudem muss er 2 400 Euro Schmerzensgeld zahlen. Den Treter und den Schläger traf es noch härter. Sie erhielten jeweils Haftstrafen von zwei Jahren und drei Monaten. Bewährung ist bei diesen Strafen nicht mehr möglich.

Der Vorsitzende Richter sprach in seiner Urteilsbegründung von einer lebengefährdenden Tat: „Wir sind hier einiges gewöhnt. Aber dass bei einem Tritt der Schuh wegfliegt und Schuhabdrücke im Gesicht zu sehen sind, das ist äußerst ungewöhnlich.“