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Die neuen Besitzer des Schlosses

Ein Obsthändler war in den 1940er Jahren Bewirtschafter des Rittergutes. Dann kamen Flüchtlinge und junge Familien.

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© Klaus-Dieter Brühl

Tauscha. Am Wochenende war beim Heimattag wieder Gelegenheit, die kleine geschichtliche Ausstellung zu besichtigen, die der Heimat- und Freizeitreitverein in Tauscha erarbeitet hat. Interessant ist vor allem die jüngere Vergangenheit seit Mitte der 1930er Jahre.

Die Reichsumsiedlungsgesellschaft teilt das damalige Rittergut Tausche zu der Zeit in neun Erbhöfe, zwei Wirtschaften, Bauernland und einen kleinen Turnplatz für die Schule auf, ist dort zu lesen. Im Krieg wollte der weibliche Arbeitsdienst ins Gutshaus einziehen. Doch die Hitlertreuen zogen schließlich ins Schloss Zschorna.

Baumallee wurde angelegt

So kam der Ebersbacher Obsthändler Bruno Schneider zum Zug, heißt es in der Ausstellung. Er erwarb in Tauscha das Land mit Gutshaus, Nebengebäuden, Hof und Park – reichlich zwei Hektar. Im Herrenhaus richtete er Wohnungen ein und vermietete sie an mehrere Familien. Den ehemaligen Park nutzte Schneider zum Obst- und Gemüseanbau. Eine Allee mit Kirsch-, Apfel- und Birnenbäumen wurde angelegt. Bruno Schneider hatte einige Angestellte. Sie zogen in Frühbeeten Kräuter und Gemüse. Die Erträge bot der Händler zum Kauf in einem kleinen Lädchen im Schloss an. Interessant: Noch heute sind die Umrisse des einfachen Verkaufsstanden im Flur im Erdgeschoss zu erahnen. Sie sind auf den Bodenfliesen als Streifen auszumachen. Den Großteil seiner landwirtschaftlichen Erträge verkaufte der Händler allerdings in Radeburg und Dresden.

Wenige Wochen vor der Kapitulation sicherte die SS im Schloss ihre Stellung, hat der Heimatverein herausgefunden. Im Keller richtete sie ein Lazarett für die Soldaten ein, die sich bei den Gefechten gegen russische Truppen in und um Sacka verletzten. Nach Kriegsende zog die Sowjetarmee ins Gut ein, Soldaten mit Pferden und Fuhrwerken lagerten im Garten. Die Wohnungen nutzten die Offiziere für einige Monate. Nach Abmarsch der Besatzungsmacht kehrten die alten Mieter zurück ins Herrenhaus und Flüchtlingsfamilien. In manchem Jahr teilten sich über 30 Kinder und Erwachsene den ehemaligen Adelssitz. (SZ)

www.sachsens-schloesser.de, Rittergut Tauscha