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Die neue Shorttrack-Hauptstadt heißt Dresden

Nun schon zum dritten Mal findet die EM der Kufenflitzer in Sachsen statt. Zufall ist das nicht.

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© Ronald Bonß

Von Maik Schwert

Anna Seidel und Bianca Walter rasen um die Kurven. Sie bereiten sich auf die Shorttrack-Europameisterschaft am Wochenende in Dresden vor und haben doch schon Olympia vor Augen. Das ist in diesem Jahr ihr Höhepunkt, die Heim-EM ihre Generalprobe und wie 2010 und 2014 die letzte Standortbestimmung vor den Winterspielen. Die Landeshauptstadt bekommt immer in der Olympia-Saison das kontinentale Championat. Die Ausrichter betreiben einen ähnlich hohen Aufwand wie bei den sechs Weltcups seit 2009.

Auch die Bedeutung der Titelkämpfe nimmt zu, da die besten Aktiven inzwischen zur Weltelite gehören. Doch 2018 ordnen sie alles den Winterspielen unter. So wollten die stärksten Nationen ursprünglich B-Mannschaften in der Sachsenmetropole starten lassen. Doch als sie erfuhren, dass die Organisatoren erstmals ein Bandensystem – vergleichbar mit dem in Pyeongchang – einsetzen, disponierten beispielsweise die Niederländer, Russen sowie Ungarn um und schicken jetzt doch ihre A-Teams ins Rennen.

Die neue Technik, ein Mix aus festen Matten an den Seiten und beweglichen Polstern in den Kurven, erhöht die Sicherheit. „Sie verhindert zwar keine Crashs“, sagt Uwe Rietzke, der sich als stellvertretender Boss der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft um die Shorttracker kümmert und deren Großereignisse organisiert. „Das mobile System senkt aber die Gefahr teils schwerer Blessuren wie Halswirbelbrüche.“ Keiner der für Olympia qualifizierten Athleten möchte sich vor den Winterspielen verletzen.

So wie Seidel und Walter, die sich nun doch mit einem Teil der Weltbesten messen. Nur Asiaten und Nordamerikaner fehlen bei einer EM. „Für die beiden Mädels geht es bei dieser EM darum, Selbstvertrauen zu tanken und ein gutes Gefühl mit nach Pyeongchang zu nehmen“, sagt Bundestrainer Daniel Zetzsche. Seidel ergänzt: „Ich will noch das eine oder andere ausprobieren. Es wäre schön, auf einer Distanz das Finale zu erreichen. Schneide ich in meiner Heimatstadt gut ab, belege ich auch bei Olympia nicht den letzten Platz.“ Für alle anderen einheimischen Starterinnen ist die EM der Saisonhöhepunkt. „Hoffentlich können wir uns aufraffen“, sagt Walter. Die Ex-Staffel-Europameisterin erinnert an 2010, als die nicht für Vancouver qualifizierten Frauen mit Gold das „Eis rockten. Die EM bietet für uns die einzige Chance, international etwas zu holen.“

Die Konkurrenz ist groß. 139 Athleten aus 26 Staaten – das kann sich sehen lassen und bedeutet: tägliches Training von acht bis 21 Uhr. Das stellt Rietzke und seine ehrenamtlichen Helfer immer wieder vor Herausforderungen, denn der Platz auf dem Eis ist begrenzt und die Zahl der Kabinen endlich. „Es hilft uns sehr, dass wir auf ein eingespieltes Team zurückgreifen können“, sagt er. Das garantiert allen Auswahlmannschaften ausreichende Übungseinheiten. Auch das Wochenende zieht sich aufgrund sehr vieler Wettbewerbe hin. Von Freitag bis Sonntag ist zwischen 8.45 und 17.25 Uhr Programm. „Dafür sind die Rennen knackig kurz“, sagt Seidel.

Rietzke kann sich für 2019 sogar eine Weltmeisterschaft vorstellen. Auch Walter hält Dresden reif dafür. Das Problem sind die Terminkollisionen, etwa mit der Endrunden-Phase der Eislöwen in der Deutschen Eishockey-Liga 2 im März und April. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zur WM kommen auch Chinesen, Japaner, Kanadier und Südkoreaner. Sie ist damit der Saisonhöhepunkt und liefert neue Impulse.