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Die Mehrweggriller

Hermann Fliegel und Alexander Bresk bieten eine Alternative zum Wegwerfgrill und machen gegen Müll mobil.

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© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Warum heißt der Einweggrill Einweggrill? Weil er oft nur den einen Weg vom Supermarkt zum Grillplatz schafft – und dann dort liegenbleibt. Doch auch als Wegwerfgrill verstanden sind die Aluschalen nicht besser. Sie verwandeln sich in jede Menge Müll. „Von der Gesundheit ganz zu schweigen“, sagt Hermann Fliegel. „Fleisch und Gemüse liegen fast auf der Kohle, die auch noch mit Chemikalien getränkt ist, damit sie überhaupt glüht.“

Herrmann und sein Freund Alexander Bresk finden das übel. Ohne moralapostolisch unterwegs zu sein, machen sie sich so ihre Gedanken, um die beinahe schönste Männersache der Welt: das Grillen. Schon vor gut zwei Jahren haben die beiden Endzwanziger begonnen, besonders das Spontangrillen neu zu erfinden – mit ihrem sogenannten A4-Grill. Der hat demontiert das Maß eines Schreibblocks und das Gewicht eines Laptops dieser Größe, besteht aus fünf Edelstahlteilen und lässt sich in Sekunden zusammenstecken. Außerdem ist er auch als Feuerkorb geeignet.

Im Sommer 2016 waren Hermann Fliegel und Alexander Bresk mit einer Crowdfunding-Aktion auf die Suche nach Unterstützern gegangen. Danach ließen sie die ersten 100 Stück ihres Taschengrills produzieren. Inzwischen sind rund 500 verkauft, und die jungen Tüftler ziehen immer weitere Kreise. „Wir überlegen uns, was zum Grill noch gehört, und wie es dabei um Gesundheit und Ökologie steht“, sagt Hermann Fliegel. Grillanzünder, Grillkohle, Grillbesteck und Lebensmittel sind solche Dinge. Wenn jemand auf Alumüll verzichtet und für 75 Euro einen Minigrill kauft, macht er dann die Welt schon besser? „Ein ganz klein wenig sicherlich“, sagt Alexander Bresk, „Doch an der Stelle sollte man nicht aufhören.“ Deshalb bauen die beiden Dresdner Kooperationen zu anderen Herstellern auf, die mit ihren Produkten ebenfalls auf Nachhaltigkeit setzten.

Ohne Hast gehen Hermann und Alexander vor, lassen ihrer patentierten Erfindung Zeit, sich am Markt zu etablieren und mehr zu werden, als nur ein Produkt, das sich gut verkauft. Für einen Kassenschlager hat der A4-Grill ohnehin eine zu begrenzte Zielgruppe. Angler, Kanufahrer, Rucksacktouristen, Fahrradurlauber Motorradreisende und Festivalfans wissen ihn zu schätzen. Das reicht aus, denn Hermann ist Architekt, liebt seinen Beruf und hat ein eigenes Büro. Alexander arbeitet als Dateningenieur bei einer Dating-App und interessiert sich neben dem Broterwerb für das weite Feld Start-up, also Produktentwicklung und Firmengründung in der noch grünen Phase. Von ihrer eigenen Geschäftsidee erwarten sie keinen Raketenstart. Sie soll so nachhaltig sein, wie der A4-Grill selbst.

Das ist auch der Grund, weshalb die zwei eine Einladung in die Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ abgelehnt haben. Dort stellen Erfinder ihre Ideen vor und hoffen auf die Unterstützung eines Investors. „Der Zeitaufwand für den Dreh wäre für uns sehr groß gewesen“, erklärt Alexander. Außerdem habe sich das Gewissen gemeldet: „Wir haben nicht vor, alles auf eine Karte zu setzen. Da gibt es wirklich Gründer, die eine solche Plattform viel nötiger haben.“ Die Anfrage an sich macht Alexander schon stolz.

Demnächst drehen die beiden für die ZDF-Sendung „plan b“. Darin geht es um Lösungsansätze für aktuelle Probleme. In diesem Fall Müll und Umweltverschmutzung. „Uns ist klar, dass Grillen eine Sache ist, in die sich gerade Männer nicht gern reinreden lassen“, sagt Alexander – und stellt sich auf eine längere Garzeit ein.

www.einweggrill-frei.org