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Die Lust an Kreativität

Der Kreativmarkt in Radeberg war ein Anziehungspunkt für 1 500 Besucher.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg. Die Turnhalle an der Pulsnitzer Straße ist gefragt wie nie. Wie am Sonntag. Selbst der Straßenbau konnte Tausende Gäste nicht hindern, zum Veranstaltungsort zu kommen. Schon gegen Mittag war klar, dass der diesjährige „Do it kreativ Design Markt“ erneut auf einen Besucherrekord zuläuft. Radeberg erweist sich als gutes Pflaster für jene, die mehr wollen als ideelle Fertigware. Und es gibt Besucher aus Städten in der Umgebung, die sich dort ebensolche Märkte wünschen würden. Auch den Oberbürgermeister freut es, weil Farbe ins Spiel kommt und sich Radeberger Kreative messen können.

Wohin man auch blickte: Die Halle war voller Ideen. Madlen Seigerschmidt aus Altmittweida darf sich zu den besonders anspruchsvollen Standbetreuern zählen. Sie ist nicht zum ersten Mal in Radeberg dabei. Ihr Credo: „Das Leben ist zu kurz für langweilige Buffets bei Festen und Feiern.“ Bevor die Speise durch die Röhre geht, wird sie liebevoll gestaltet – neudeutsch Food Artistik genannt. Madlen Seigerschmidt schnitzt Obst zum Blickfang, bei dem das Zubeißen nicht immer leicht fällt. Die Schnitzerin stellt sogar ganze Geschenkkörbe zusammen. Auf ihrer Homepage erfährt der Kunde, dass sich die Kunst-Marktfrau auch mit selbst gemachter Seife befasst. Madlen Seigerschmidt ist so begeistert, dass sie gern auch Schauvorführungen, Schulungen und Schnupperkurse gibt.

Und so zieht sich Kreativität von Stand zu Stand. Steffi Kunath hat ihre Glasschleiferei in der Radeberger Innenstadt. Die gelernte Glasschleiferin ist die einzige kreative Handwerkerin, die aus der großen Radeberger Glas-Geschichte geblieben ist. Während ihrer Ausbildung kaufte sie sich eine Schleifmaschine. Seit dem Zusammenbruch der Glasindustrie lebt sie davon. In der Woche arbeitet sie in ihrem Geschäft die Kundenwünsche ab, und am Wochenende ist sie auf Märkten unterwegs. Das hat ihren Kundenkreis erheblich erweitert.

Handgemachtes ist wieder stärker gefragt. Das zeigte sich am Sonntag an vielen Ständen vor und in der Turnhalle an der Pulsnitzer Straße. Für die einen hat das mit der Lust an der Kreativität zu tun – und andere wollen einfach wissen, was in den Materialien drin ist, die ihren Alltag umgeben.

„Das scheint keine Modewelle zu sein, hier geht es um viel mehr“, erklärt sich Jürgen Lauke aus Dresden den Massenandrang. Die Menschen fördern ihre verborgenen Fähigkeiten wieder an die Oberfläche. Und sie staunen darüber, wie viel Spaß ihnen das macht. Sogar eine originelle Idee aus der Prohibitionszeit in den USA kam in Radeberg zum Vorschein. Da gab es den selbst gebrannten Schnaps aus Einmachgläsern, damit man besser tricksen konnte. Die Firma O’Donnell Moonshine aus Berlin griff die Idee von Bandenchef Edward „Spike“ O’Donnell auf.

„Ich bin hier, weil ich mich gerne inspirieren lassen möchte“, sagt Peter Kuban aus Radeberg. Er hat bereits Ideen, doch er will sehen, wie es bei anderen läuft, bevor er investiert. Unikate auf Schritt und Tritt laden zum Betrachten und Kaufen ein. Die Börsen sitzen für Originalität ziemlich locker. Nachhaltigkeit ist eben auch gefragt.

Gegen 18 Uhr wurde der Do it kreativ Design Markt 2018 schließlich geschlossen. Einen Besucherrekord gab es dann aber doch nicht. „Wir liegen so ungefähr bei 1 500 Gästen, also nahe bei den Zahlen des vergangenen Jahres. Darüber freuen wir uns sehr. Achtzig Händler sind von weither angereist, und viele konnten zufriedenstellende Umsätze verzeichnen“, freut sich Johannes Baumgärtel vom Veranstalter-Team. Und auch Radebergs OB zeigt sich erfreut. „Das war eine sehr originelle Veranstaltung “, lobt das Stadtoberhaupt.