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Die letzte Saison

Schwimmmeister Bernd Noack verbrachte über 30 Sommer im Burkauer Freibad. Künftig soll die Zeit ihm und seiner Frau gehören, sagt er.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Burkau. Die Freibadsaison ist auch in Burkau zu Ende. Noch zwei Monate haben Schwimmmeister Bernd Noack und sein Kollege jetzt zu tun, um alles winterfest zu machen. Sie schneiden Hecken, mähen Rasen, verschneiden Sträucher, reinigen die Einlauf- und Abflussrohre, senken das Wasser im Schwimmbecken ab, holen die Bänke rein, um sie für die nächste Saison zu streichen. Bernd Noack liebt diese Arbeiten. Für ihn ist es der letzte Herbst als Schwimmmeister in seinem Heimatort. Wenn das Bad im nächsten Sommer wieder öffnet, ist er schon im Ruhestand. Zuvor wird er aber noch seinen Nachfolger einarbeiten. Im März 2018 wird Bernd Noack 65. Er ist fit, sagt aber auch: „Man muss nicht länger als 65 arbeiten, egal ob Politiker, Arbeiter oder Angestellter.“ Seine 45 Arbeitsjahre hat er gut und gerne voll. Zudem ist es irgendwann einmal auch Zeit, Jüngern eine Chance zu geben.

Seitdem Burkau ein Freibad hat, ist Bernd Noack damit verbunden. Seit den 80er Jahren gibt es im Ort ein Bad, damals ein Schwarzbau. Der Bürgermeister Walter Dubeck sowie Erhard Lange und Gottfried Winter bewiesen Mut, als sie am Ortsrand einen überdimensionierten Feuerlöschteich planten und ihn fürs Baden freigaben. Seit 1985 war Bernd Noack einer von vier Schwimmmeistern, neben seinem Beruf als Meister der Pflanzenproduktion bei der damaligen LPG. „Ich habe früh um drei begonnen und bis zum Mittag gearbeitet“, sagt er. Am Nachmittag war er dann meist im Bad. Nach der Wende – auch die Landwirtschaft strukturierte um – machte er eine Umschulung zum Fahrlehrer. Bis vor wenigen Jahren bildete Burkaus Schwimmmeister sogar noch Fahrschüler in Ohorn aus – in seinem zweiten Beruf, den er im Winterhalbjahr ausübte. Hauptberuflich ist er jedoch seit Beginn der 90er Jahre bei der Gemeinde Burkau angestellt, denn der damalige Bürgermeister Hans-Jürgen Richter machte den frisch gebackenen Fahrlehrer fürs gemeindeeigene Bad abspenstig. Bernd Noack wurde Fachangestellter für Bäderbetrieb und Wasseraufbereitung und machte seinen Abschluss als Schwimmmeister noch dazu.

Die Anlage geprägt

Bereut habe er diese Entscheidung nie, sagt der Burkauer. Kein Wunder. Bietet doch das Freibad einen der schönsten und abwechslungsreichsten Arbeitsplätze in der Gemeinde. Bernd Noack zeigt auf die ausgedehnten Wiesen, auf die große Wasserfläche, auf den Neptun mittendrin, auf die einladenden Sitzmöglichkeiten im Bad. Sein Blick geht zum Butterberg. Von dort kommt das Quellwasser, welches das Bad speist. Sogar Dresdner wissen diese Vorzüge zu schätzen und kommen gern zum Baden nach Burkau. In der Region Bischofswerda gehört das Burkauer Bad seit Jahren zu den Freibädern mit den meisten Besuchern. 25 000 sind es in durchschnittlichen Jahren wie diesem; in Spitzenjahren wie 2015 verzeichnete die Gemeinde am Butterberg über 40 000 Badegäste.

Bernd Noack prägte die Anlage wie kaum ein anderer. Vieles hat er, natürlich mit dem Rückenwind und der Unterstützung der Gemeinde, selbst gebaut. Auch Sponsoren halfen, etwa beim Kauf des Neptuns. Dabei ging der Schwimmmeister manchmal auch unkonventionelle Wege. Wer würde schon Sitzbänke aus weichem Pappelholz errichten? Eiche war zu teuer, und die Stämme der Pappeln waren da, erinnert sich Bernd Noack. Er ließ daraus vor Jahren Bretter sägen und zimmerte selbst die Bänke fürs Bad. Dank guter Pflege stehen die Sitzbänke noch heute.

„Unser Bad hat mit Bernd Noack gelebt. Er war immer da“, sagt Bürgermeister Sebastian Hein. Die Gemeinde hat seine Stelle ausgeschrieben. Sieben Bewerber gibt es.

Und auch Bernd Noack ist ja nicht aus der Welt. Der Burkauer, der zwei erwachsene Kinder und vier Enkel hat, lebt nicht weit vom Bad entfernt. Er sei bereit, mal einen Dienst zu machen, wenn Hilfe gebraucht wird, sagt er. Ansonsten möchte er mit seiner Frau viel unternehmen. In den vergangenen 30 Jahren verbrachte er jeden Sommer im Freibad. „Künftig sollen die Sommer uns gehören“, sagt er. Der Burkauer besitzt einen Oldtimer, einen 311er Wartburg, 60 Jahre alt und gut gepflegt. Dazu einen standesgemäßen Wohnwagen, in der DDR bekannt geworden als Dübener Ei. Damit geht’s bald auf Tour.