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„Die Kirche braucht Leben“

Seit 20 Jahren hat die Stadtkirche einen Unterstützerkreis. Der wird kleiner – die Aufgaben allerdings nicht, erzählt die Vereinschefin.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Den eigentlichen Namen ihrer Kirche dürften selbst viele Strehlaer kaum kennen, sagt Cornelia Lambe. „Zum heiligen Leichnam“ lautet der. Die meisten würden einfach Stadtkirche sagen, und das sei auch in Ordnung, findet die Vorsitzende des Fördervereins Stadtkirche. Seit Hunderten von Jahren thront das wohl Markanteste von Strehlas hohen Gebäuden über der Stadt. Den zugehörigen Förderverein gibt es dagegen erst zwei Jahrzehnte. In dieser Zeit hat er allerdings einiges bewegt – und will es weiterhin tun, sagt die Vorsitzende.

Die Kirche in Strehla.
Die Kirche in Strehla. © Sebastian Schultz

Derzeit beschäftige man sich mit dem Problem, dass eine Rollstuhlfahrerin nicht in den abgetreppten Altarbereich komme. Eine Rampe einzubauen, das hatte man sich aber einfacher vorgestellt. Pragmatische Änderungen? Sind im denkmalgeschützten Kirchbau nicht so einfach. Arbeit gibt es für die Initiative also auch weiterhin, so viel steht fest.

Angefangen hat beim Förderverein alles Mitte der 1990er Jahre, erzählt Cornelia Lambe. Seinerzeit stand die großangelegte Kirchsanierung bevor. Strehlas damaliger Pfarrer Urs Ebenauer hatte die Idee für eine Förderinitiative und trommelte die ersten Unterstützer zusammen. Vereinsvorstand sollte aber jemand werden, der selbst nicht in der Kirche ist.

Die Wahl fiel auf die damalige Geschäftsführerin der Sozialen Dienste Strehla, Petra Gläßer. Zehn Jahre war sie Vereinschefin bis 2007. Eine Zeit, in die viele Förderprojekte fielen, die teils bis heute im wahrsten Wortsinn nachhallen. Die Lautsprecheranlage im Altarraum verdankt sich dem Förderverein. Aber auch Konservierungsarbeiten Orgel und Epitaphen, die Reinigung der über berühmten tönernen Kanzel – und vieles mehr. Allein in den ersten zehn Jahren flossen fast 42 000 Euro.

In dieser Anfangszeit war die heutige Chefin Cornelia Lambe noch nicht im Verein. Die Steuerbevollmächtigte, die nach der Wende aus Darmstadt nach Strehla kam und in der Gegend heimisch ist, rückte vor zehn Jahren an die Vereinsspitze. Damals setzte sich der Verein auch ein neues Ziel. Zwar unterstützt die Initiative nach wie vor den Erhalt der Kirche. Wie 2015, als allein 12 000 Euro in die Sanierung der Turmtreppe flossen. Um das nötige Geld zu beschaffen, putzt Cornelia Lambe auch bei Banken und Sparkassen die Klingel.

In den vergangenen Jahren unterstützt der Verein vor allem Kultur in der Kirche. Dadurch hat sich das Haus zu einem kleinen Konzertmekka entwickelt. Vom Gospelchor über Bläserensemble bis zur Jazzcombo – sonntags wird Strehlas Stadtkirche regelmäßig zur Bühne. Das hat sich längst über die Stadtgrenzen hinaus rumgesprochen, auch aus Riesa kommen Zuhörer. Die Kontakte zu den Künstlern stellt meist Vorstandsmitglied Jörg Wagner her, der selbst Musiker und im Förderverein auch das Bindeglied zum Strehlaer Kirchvorstand ist. Cornelia Lambe freut sich, dass die regelmäßigen Konzerte helfen, Menschen in das Haus zu bringen. „Die Kirche braucht Leben“, sagt sie.

Richtig lebendig soll es auch am Sonntag zugehen, wenn der Förderverein mit einem Konzert seinen 20. Geburtstag feiert. Für den musikalischen Höhepunkt sollen „Götz Bergmann and his Gentlemen“ sorgen. Angekündigt hat sich auch die einstige treibende Kraft hinterm Förderverein, Strehlas Ex-Pfarrer Urs Ebenauer. Auf ihn freue man sich in Strehla besonders, sagt Cornelia Lambe. Kaum ein Pfarrer habe das Gemeindeleben so geprägt. Und trotz neuer beruflicher Aufgaben in Dresden oder jetzt Freiberg ist Urs Ebenauer Strehla immer verbunden geblieben. „Er ist bis heute Mitglied in unserem Verein“, freut sich Cornelia Lambe, die ansonsten eher rückläufige Mitgliederzahlen registriert. Waren es zu Spitzenzeiten um die 100, sind es jetzt um die 60 Mitstreiter im Verein.

Über ein Mitglied, das kürzlich hinzustieß, freut sich Cornelia Lambe besonders. Für Riesas neuen Pfarrer Johannes Grasemann, der in Strehla wohnt, sei der Eintritt in den Förderverein eine der ersten Amtshandlungen gewesen.

Das Geburtstagskonzert mit „Götz Bergmann and his Gentgleman“ zum 20-jährigen Geburtstag des Fördervereins findet am Sonntag, 12. November, um 17 Uhr statt. Karten kosten im Vorverkauf 12,50, ermäßig zehn Euro. Tickets sind in den Pfarrämtern Riesa und Strehla sowie der Postagentur Löser, Am Markt 9, erhältlich.