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Die Helfer der Landwirte

In Zeiten von Sparkurs und teuer Erntetechnik sind Lohnunternehmen hoch im Kurs. Zum Beispiel im Raum Elstra.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Elstra. Kaum eine Branche ist so unvorhersehbar wie die Landwirtschaft. Der Grad zwischen Existenzvernichtung und Überleben ist schmaler denn je. Betrachtet man die letzten Wochen, so sieht man ziemlich deutlich, dass vielerorts nicht nur Häuser überflutet wurden, sondern auch landwirtschaftliche Nutzfläche. Flächen, in die ein Landwirt ein Jahr lang sehr viel Geld investiert hat, um die Früchte davon zu ernten. Das ist bei Unwetterschäden nicht möglich. Natürlich gibt es dafür Versicherungen, doch die Fehlermöglichkeiten in der Landwirtschaft sind enorm. Pflanzenkrankheiten, Dürre, Hagel, Schäden durch Tiere, falscher Anbau und vieles mehr. Umso wichtiger ist es, zur richtigen Zeit, mit der richtigen Technik und Qualität parat zu sein. Einer, der dies in den letzten Jahren eindrucksvoll verinnerlicht hat, ist das Lohnunternehmen von Ulrich Hampel (59) aus Rauschwitz. Vor etwas mehr als sechs Jahren entschloss er sich, neben dem Fortbestand seiner CNC-Firma ein Lohnunternehmen aufzubauen. Mit einem landwirtschaftlichen Vertriebspartner in direkter Nachbarschaft war der Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit schnell gelegt. Heute, also etwa sechs Jahre später, gehören vier Mähdrescher, zwei Großtraktoren sowie jede Menge Anbaugeräte zum Fuhrpark des schaffensfrohen Elstraer. „Die Landwirtschaft war schon immer ein Traum von mir – und jetzt kann ich anderen noch helfen, eine tolle Verbindung“, sagt der Chef des Lohnunternehmens. Und die stressigste Zeit für ihn und seine Mannschaft hat gerade begonnen. „Die Ernte ist etwas früher gestartet als sonst, doch durch den Regen der vergangenen Wochen, verschiebt sie sich jetzt nach hinten“, sagt René Schneider (38), einer der Hampel-Mitarbeiter. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren kann man 2017 bisher von einer durchschnittlichen Ernte sprechen. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor, doch was Schneider so auf den Feldern seiner Kunden mitbekommt, wird sich der Ertrag wohl im Durchschnitt einpegeln.

Der kettenangetriebene Mähdrescher der Marke John Deere kann bei den Auftragnehmern besonders feldschonend eingesetzt werden.
Der kettenangetriebene Mähdrescher der Marke John Deere kann bei den Auftragnehmern besonders feldschonend eingesetzt werden. © Jonny Linke
Die Ernte läuft überall auf Hochtouren. Auch in und um Rauschwitz, wo das Lohnunternehmen von Ulrich Hampel seinen Sitz hat. Hier geht gerade frisch gedroschener Raps durch die Bauernhand.
Die Ernte läuft überall auf Hochtouren. Auch in und um Rauschwitz, wo das Lohnunternehmen von Ulrich Hampel seinen Sitz hat. Hier geht gerade frisch gedroschener Raps durch die Bauernhand. © Jonny Linke

Vollgestopft mit Sensoren und GPS

Geerntet wird unter anderem mit einem 430 PS starken Mähdrescher der Marke John Deere. „Dieser Mähdrescher hat ein 7,60 Meter breites Schneidwerk und einen 11 000-Liter-Korntank. Das reicht für ungefähr 10 bis 15 Minuten, je nach Ertrag“, erklärt René Schneider. Doch sein Fahrzeug ist speziell. Nicht nur, dass er vollgestopft mit Sensoren und GPS gesteuert ist. „Der Mähdrescher wurde mit einem Kettenlaufwerk anstatt mit Rädern bestellt. So verringern wir die Bodenverdichtung auf dem Feld des Kunden und können auch bei nasserem Untergrund ohne größere Schäden ernten“, erklärt der erfahrene Mähdrescherfahrer.

Schon seit der ersten Stunde ist Schneider im Unternehmen tätig. „Jetzt im Sommer zählt jede Stunde, die wir bei unseren Kunden dreschen können. Ein kurzer Regenguss kann die Arbeit des ganzen Jahres für die Landwirte ruinieren. Deswegen darf jetzt nichts schiefgehen“, sagt der langjährige Mitarbeiter. Damit das funktioniert, setzt das Lohnunternehmen, auf moderne Technik, Weiterbildung und intensive Wartung, welche zusammen mit seinem Vertriebshändler durchgeführt wird.

Telefon steht kaum still

„Durch die Sonne der letzten Tage ernten wir den letzten Raps unserer Kunden, und parallel dreschen wir schon Weizen. Unsere Traktoren sind zudem bei der Bodenbearbeitung wie beim Ackern sowie mit den Ballenpressen unterwegs“, sagt Chef Ulrich Hampel. Während sein Mitarbeiter René Schneider in Nucknitz bei einem Landwirt die letzten 20 Hektar Raps drischt, steht das Telefon von Ulrich Hampel kaum still. „Die Getreidefelder werden jetzt alle reif. Jeder Landwirt möchte sein Getreide gedroschen haben. Und viele, die keine eigene Technik haben, rufen jetzt bei uns an. Doch wir fahren jetzt schon am Maximum. Denn die Qualität muss immer stimmen, nicht die Zeit“, so der Lohnunternehmer.

Seiner Philosophie nach bedarf es auch fachkundiger Mitarbeiter mit hohem Einsatz. „Gerade in der Sommerzeit verzichten meine Mitarbeiter auf viel Freizeit und sind immer abrufbar. Da bin ich den Kollegen sehr dankbar, denn nur so erhält der Kunde, was er verdient“, sagt Ulrich Hampel weiter. Dieses Herangehen kommt bei den Kunden an. Denn der eifrige Lohnunternehmer bietet nicht nur modernste Dreschtechnik, welche zentimetergenau dank GPS die Flächen bewirtschaftet an, sondern presst auch für Kleinstkunden Heu, Silage und Stroh. „Viele haben kleine Tierbestände als Hobby und dazu kleine Flächen. Die Bearbeitung dafür übernehmen wir gerne. Sonst gibt es irgendwann auf den Dörfern keine Tradition mehr“, meint Ulrich Hampel. Und somit sind er und sein Team gerade in der heutigen, unwetterreichen Zeit ein unverzichtbarer Helfer der Landwirte. Gerade bei denen, die sich keine eigene Technik leisten können.