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Die Gefahr lauert auf dem Asphalt

Eltern und Hundebesitzer aufgepasst: Unbekannte verteilen in Großenhain Schokolade mit Reißzwecken.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Anja Rothe traute ihren Augen kaum: Eigentlich wollte die 27-jährige Großenhainerin nur schnell ihre kleine Tochter zum Kindergarten bringen. Ein tägliches Ritual vor der Fahrt zur Arbeit, dem sich wie an jedem Morgen Labradormischling Thor anschloss. Als der Vierbeiner auf der Albertstraße/Ecke Thomas-Mann-Straße nicht weiterlaufen und seine Schnuffelschnauze partout nicht vom Boden lösen wollte, begutachtete Anja Rothe das Objekt seiner Begierde dann doch näher. „Ich konnte gar nicht glauben, was ich da sehe! Da lag tatsächlich Schokolade, in welche eine Reißzwecke reingedrückt war“, so die Röderstädterin. Wie die junge Frau betont, habe sie die gefährliche Süßigkeit sofort aufgehoben und später auch über Facebook davor gewarnt.

Reißzwecke in Schokolade: So sah die vermeintliche Leckerei aus.
Reißzwecke in Schokolade: So sah die vermeintliche Leckerei aus. © privat

Eine Warnung, die angesichts des vermeintlichen Ködercharakters zunächst in allererster Linie an Hundebesitzer gerichtet war. Immerhin seien ja vor allem die Fellnasen ein paar Zentimeter über dem Boden unterwegs und einem scheinbar leckeren Happen nicht abgeneigt. Allerdings: „Auf dieser Straße laufen auch viele Kinder. Die Mädchen und Jungen von der Förderschule beispielsweise gehen jeden Tag dort lang und es wäre ganz schlimm, wenn so ein Stück Schokolade von ihnen in den Mund gesteckt würde“, weiß die zweifache Mutter. Wie Anja Rothe betont, sei es im Übrigen nicht das erste Mal, dass in diesem Bereich Reißzwecken auftauchen. Bereits zu Jahresbeginn habe sie welche gefunden und daraufhin alle eingesammelt.

Was in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung auslöst, ist auch für den Tierschutzverein Großenhain geradezu ungeheuerlich. Laut seinem Vorsitzenden Armin Krake sei man bisher glücklicherweise von solchen Ködern verschont geblieben. Immerhin wisse der Röderstädter Verein von gleichgearteten Fällen mit tragischem Ausgang.

Zur Erinnerung: Im April 2015 musste der Labrador-Mischling einer Weinböhlaerin nach einer notärztlichen Behandlung eingeschläfert werden. Der acht Jahre alte Rüde war am Tag zuvor noch mit einer Hundegruppe in der Nassau spazieren gewesen. Plötzlich habe der Hund, der auf den Namen Herbert hörte, am ganzen Körper begonnen zu zittern. Innerhalb kürzester Zeit ging es dem Tier immer schlechter. Schließlich die schockierende Diagnose: Er verblutete innerlich. Wahrscheinlich hatte der Hund – wie zu dieser Zeit im Übrigen sieben weitere Vierbeiner – beim Gassigehen vergiftete Köder gefressen. Die Polizeidirektion Dresden bestätigte seinerzeit mehrere Fälle in Nassau, zwischen Weinböhla und Niederau, aber auch Hinweise vom Elberadweg in Meißen und Coswig.

Eine traurige Leidensgeschichte, die freilich auch die Großenhainer sehr bewegt hat. „Es ist ganz entsetzlich, dass Menschen so etwas tun! Die betroffenen Tiere gehen elendig zugrunde. Ich hoffe nicht, dass sich in Großenhain so etwas in ähnlicher Weise wiederholt“, hofft Armin Krake. Hinzu käme, dass der Anblick von Schokolade tatsächlich auch bei kleineren Kindern Begehrlichkeiten wecke. Die gesundheitlichen Folgen wären nicht absehbar.

In der Polizeidirektion Dresden seien bisher noch keine Hinweise eingegangen. Wie Sprecherin Ilka Rosenkranz im SZ-Gespräch betont, sei es aber ganz wichtig, entsprechende Vorfälle oder Beobachtungen sofort zu melden.