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Die Angst vor der Nadel nehmen

Beim SZ-Gesundheitsforum in Bischofswerda spricht Oberarzt Dr. Markus Schulz zum Thema Insulintherapie.

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© Ingolf Reinsch

Von Ingolf Reinsch

Fast zwei Millionen Menschen in Deutschland müssen regelmäßig Insulin spritzen. Während Typ-1-Diabetiker kein oder anfangs nur sehr wenig Insulin produzieren und deshalb in der Regel von Beginn an Insulin von außen brauchen, kommen Typ-2-Diabetiker meist zunächst ohne Insulinzufuhr von außen aus. Trotzdem: Auch 1,5 Millionen Menschen, die an Diabetes mellitus, dem Typ-2, erkrankt sind, brauchen regelmäßig eine Insulinspritze. Für die Betroffenen oft ein schwerer Weg.

Herr Dr. Schulz, mit ihrem Vortrag möchten Sie vor allem Ängste abbauen. Warum ist das notwendig?

Das Spritzen von Insulin ist oft mit Ängsten verbunden. Patienten haben das Gefühl, dadurch abhängig zu werden von der Nadel. Insulin wird oft als Endstadium der Krankheit angesehen. Aber das ist falsch. Ich möchte den Patienten diese Ängste nehmen. In meiner Arbeit bemerke ich immer wieder, dass Patienten mehr Angst vor dem Spritzen von Insulin haben, als vor den Folgen der Krankheit ohne Insulin.

Welche Folgen können das sein?

Die Wundheilung wird erschwert. Es kann zu Infekten kommen. Die Leistungsfähigkeit wird beeinträchtigt. Ist der Zucker dauerhaft zu hoch, wird dem Körper viel Wasser entzogen. Die Folge sind Schädigungen der Nieren, die bis zur Dialyse führen können. Auch das Sehvermögen wird durch zu hohen Zucker beeinträchtigt. Diabetes erhöht zudem das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Wie steht es um die Nebenwirkungen durch das Spritzen von Insulin?

Patienten äußern oft die Angst vor einer Gewichtszunahme. Das ist in der Tat eine relevante Nebenwirkung.

Welche Erfahrungen bei der Insulintherapie gibt es im Krankenhaus Bischofswerda?

Um Ängste vor allem hinsichtlich einer Abhängigkeit abzubauen, setzen wir die Therapie meist zunächst für vier bis acht Wochen an. Fast alle Patienten sagen anschließend, dass es ihnen besser geht als zuvor. Wir lassen die Patienten mit dieser für sie neuen Erfahrung nicht allein, sondern schulen sie. In der Medizinischen Klinik des Krankenhauses Bischofswerda sind wir in der glücklichen Lage, dass wir drei Schwestern haben, die in der Diabetesschulung und -beratung ausgebildet sind. Nach drei bis vier Tagen sind die meisten Patienten fit und können sich die Spritze selbst verabreichen.

Das betrifft nur Patienten, die stationär in der Klinik aufgenommen wurden?

Ja. Für die ambulante Behandlung gibt es in Bischofswerda die diabetologische Praxis von Frau Dr. Maneck.

Ist Diabetes Typ 2 vor allem eine Alterskrankheit?

Wir behandeln natürlich auch viele ältere Patienten. Aber für sie gelten beim Zucker höhere Grenzwerte als bei jüngeren Patienten. Ein Teil der Patienten ist 40, 50 Jahre alt oder noch jünger. Erst wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, kommt die Insulintherapie überhaupt infrage. Doch allzu lange sollte man bei gravierenden Stoffwechselproblemen nicht warten.

SZ-Gesundheitsforum am Mittwoch, 20. September, 17 Uhr im Krankenhaus Bischofswerda, Kamenzer Straße 55, Konferenzsaal. Der Eintritt ist frei.