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Deutsche Spitzensportler zu Gast

Vor der Deutschen Meisterschaft der Rollsportler im Mai läuft die Uhr unerbittlich. Dabei hat Großenhain durchaus Erfahrung mit großen Events.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Thomas Riemer

Großenhain. Auf der Facebook-Seite des Großenhainer Rollsportvereins schwelgt der Vereins-Vizevorsitzende Jörg Rannacher seit geraumer Zeit in Erinnerungen. Im Juli 1971 war’s zum Beispiel, als über tausend Zuschauer auf der Großenhainer Rollschnelllaufbahn die spannenden Wettkämpfe beim Internationalen Vierländerkampf der Nationalteams aus Belgien, Frankreich, Italien und der DDR verfolgten. Für Letztere am Start damals: sieben Großenhainer und ein Geraer Läufer.

Mit diesem neuen Logo werben Großenhains Rollsportler für die diesjährigen Deutschen Meisterschaften, die im Husarenpark ausgetragen werden.
Mit diesem neuen Logo werben Großenhains Rollsportler für die diesjährigen Deutschen Meisterschaften, die im Husarenpark ausgetragen werden.

Eine zweite Zeitmessung

Jetzt sind es nur noch weniger als 100 Tage bis zum nächsten Highlight – der Deutschen Meisterschaft im Inline-Speedskating in der Röderstadt. Doch natürlich haben sich die Zeiten geändert: Aus Rollschuhen sind quasi Hightech-Skaterschuhe mit Rollen aus vorzüglichem und strapazierfähigem Material geworden. Die Großenhainer Skaterbahn ist von der Straße „An der Turnhalle“ in den Sportpark Husarenviertel umgezogen und statt 150 nunmehr 200 Meter lang. Statt mit mechanischen Stoppuhren werden Bestzeiten mit hochmodernen Zeitmessanlagen ermittelt.

All das und noch viel mehr stellen den Ausrichter vor riesige Herausforderungen. „Man hat jeden Tag zu tun“, beschreibt Ute Enger die derzeitige Gefühlslage. Der Beweis findet sich schon auf dem Schreibtisch der Vorsitzendenden des Großenhainer Rollsportvereins. Hier ein Schriftwechsel mit einem befreundeten Verein zur Vermietung einer zweiten Zeitmessanlage. Daneben ein Schriftwechsel mit dem Großenhainer Rathaus zu Werbeflächen im Stadtgebiet, die auf das Event hinweisen sollen. Alles mit demselben Ziel: Für die drei Tage vom 25. bis 27. Mai soll möglichst alles perfekt vorbereitet sein.

„Die Deutsche Meisterschaft ist kein herkömmliches Event“, sagt Ute Enger. „Immerhin erwarten wir Deutschlands beste Speedskater, darunter Welt- und Europameister.“ Den Athleten und ihren Betreuern beste Bedingungen zu bieten, ist daher der Hauptanspruch. Seit der Vergabe der Titelkämpfe vor einem Jahr läuft zielgerichtet der Motor langsam heiß. In mehreren Arbeitsgruppen hat sich der Verein aufgestellt, um zum Beispiel Catering, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit und technische Voraussetzungen zu sichern. Alles erfolgt ehrenamtlich durch die Vereinsmitglieder und Freunde. Die Finanzierung wird über Eigenmittel, Förder- und Sponsorengelder gestemmt. „Alle ziehen ganz toll mit“, lobt Ute Enger schon jetzt das Engagement. Dazu gehöre auch, dass die Stadt Großenhain ein zuverlässiger Partner ist. „Wir sind ständig im Kontakt, es ist ein Miteinander“, sagt die Vereins- und Organisationschefin.

VIP-Tribüne wird gebaut

Das 200-Meter-Oval an der Hohen Straße wird für das Event noch einmal herausgeputzt. Sämtliche Linien für die Wettbewerbe werden noch einmal mit neuer Farbe versehen. Für die Gäste aus Politik, Wirtschaft und vom Deutschen Roll- und Inliner-Verband (DRIV) soll eine kleine Tribüne aufgebaut werden. Neben der Bahn ist ein Versorgungszelt geplant. Das Kampfrichterhäuschen im Innenraum der Bahn erhält als Wandschmuck eine Verkleidung mit Großbildern von Speedskatern aus dem Gastgeberverein. Intensiv getüftelt wird zudem an technischen Dingen, zum Beispiel Internetbedingungen für Medienvertreter sowie Sportler. Und, und, und.

Gäste werden nicht nur aus ganz Deutschland erwartet, sondern natürlich aus Großenhain selbst. „Wir wollen viele ehemalige Sportler einladen“, sagt Ute Enger. Denn die Stadt hat zahllose hochkarätiger Läufer hervorgebracht – Deutsche Meister, Teilnehmer an Welt- und Europameisterschaften. Sie alle sind zum „Familientreffen“ im Mai willkommen.

Premiere für die Flutlichtanlage

Sportlich gesehen gibt es noch ein paar organisatorische Fragezeichen. So ist mit einem Zeitplan und den genauen Streckenlängen seitens des DRIV frühestens „Ende März, Anfang April“ zu rechnen, so Ute Enger. Erst dann wisse man genau, wann die Rennen starten und wie viele Teilnehmer kommen. So viel scheint klar: Die Flutlichtanlage auf der Bahn wird wohl ihre Wettkampfpremiere erleben.

Der Countdown läuft also – unerbittlich. Und doch sind die Großenhainer zuversichtlich. „Die Meisterschaft hat für uns eine höhere Wertigkeit als andere Wettkämpfe. Es ist eben eine „Deutsche‘“, sagt Ute Enger. Und die soll allen Beteiligten in ähnlicher Erinnerung bleiben wie jene Highlights, die Jörg Rannacher im Vorfeld „herausgekramt“ hat. Etwa den ersten internationalen Wettbewerb im Rollschnelllauf 1967. Das war ein Dreiländerkampf zwischen Frankreich, Belgien und der DDR. „Mit großen Augen bestaunten die Gastgeber die Rollschuhe aus dem ,Westen‘, die nicht wie hiesige mit Hartgummirollen bestückt waren, sondern mit Holzrollen“, heißt es da. „Je nach Belag wurde zwischen vier verschiedenen Holzarten ausgewählt.“ Am Start vor 51 Jahren waren mit Ernst-Peter Böttcher, Werner Kowatsch und Siegbert Rohne drei Großenhainer. Und aus Meißen Christine Beulich, die noch heute im dortigen Speedskate Club wesentlich für die Nachwuchsgewinnung wirkt. So schließt sich der Kreis.