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Der Neue in der Ziegelscheune

Im traditionsreichen Krippener Lokal wechselt der Betreiber. Der künftige Chef kennt sich schon bestens aus.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. In Krippen geht eine über hundert Jahre alte Familientradition zu Ende. „Na ja, nicht ganz“, sagt Christine Strohbach-Knaller und ergänzt, „Frank Leupold ist ja fast so etwas wie unser Adoptivsohn.“ In seine Hände übergeben Christine Strohbach-Knaller und ihr Ehemann, Roman Knaller, nun die Ziegelscheune. Das Gasthaus liegt direkt am Elberadweg am Ende des Bad Schandauer Ortsteils Richtung Tschechien.

Offiziell wird der Wechsel zum neuen Jahr vollzogen. Zu besprechen gibt es aber jetzt schon viel. Dabei geht es um Details wie Geschäftspartner oder Vertragsgestaltung. Den eigentlichen Gastronomiebetrieb, seine positiven und problematischen Seiten kennt Frank Leupold gut. „Es ist auf jeden Fall ein gesundes Unternehmen“, sagt er. Mit den beiden Inhabern hat er schon viel zusammengearbeitet. 1995 kam er das erste Mal, als ein Engpass in der Küche überbrückt werden musste, weil ein Koch fehlte. Gemeinsam wurde die Speisekarte weiterentwickelt und jedes Jahr steht er auch bei Höhepunkten wie dem Herbst-Kulinarium mit in der Küche der Ziegelscheune. Der Kontakt brach nie ab.

Dass das Gasthaus niemand aus der Familie übernimmt, damit haben sich Strohbach-Knallers inzwischen abgefunden. Die Söhne von Roman Knaller sind nach dem Vater geschlagen und auch Architekten geworden. Da fehlte das Interesse. Thema war die Übergabe schon länger. „Ich werde jetzt 66, da ist es Zeit, kürzerzutreten“, sagt Christine Strohbach-Knaller. Ihr 72-jähriger Mann sieht das genauso. Gern helfen sie auch mal mit Rat und Tat. Zumal sie ja nicht aus der Welt sind. Das Paar bleibt in dem Haus wohnen. Sie freuen sich aber auf mehr Freizeit und das gemeinsame Tangotanzen, ihre große Leidenschaft.

Mitte der 1990er-Jahre ist Christine Strohbach-Knaller in den Strohbachschen Familienbetrieb mit eingestiegen. Diesem wollten Unternehmensberater damals keine Zukunft bescheinigen. „Aber wir haben beharrlich weitergearbeitet und schließlich ist alles aufwärts gegangen: Gästezahl, Umsatz, Bekanntheitsgrad“, sagt sie stolz.

Ein paar Veränderungen

Die zwischenzeitlichen Rückschläge verblassen immer mehr. Der heutige Zustand von Gasträumen, Küche, Winter- und Biergarten lassen nichts mehr davon erahnen, wie es nach den verheerenden Hochwassern der Elbe 2002 und 2013 ausgesehen hat. Man habe sich aber mit jedem Wiederaufbau baulich verbessert. „Und die positiven menschlichen Begegnungen, die wir in dieser Zeit erlebten, möchte ich nicht missen“, sagt sie. Daraus sind zahlreiche neue Freundschaften entstanden.

Der Übergang soll nun so ruhig wie möglich erfolgen und die Ziegelscheune in ihrem Stil erhalten bleiben. Mit „fantasievoller Landhausküche“ beschreiben die alten und der neue Betreiber das Konzept. Dennoch plant Frank Leupold auch ein paar Veränderungen. Das ambitionierteste Ziel dürfte sein, eine ganzjährige Beschäftigung der Mitarbeiter zu erreichen. Das sei wichtig, um Fachkräfte zu halten. Bisher folgte dem Saisonbetrieb die Winterpause.

Zehn Mitarbeiter übers Jahr zu bringen, dabei könnte Frank Leupolds zweites Standbein helfen. Er ist im Bankettservice und Catering tätig und hat dazu auch die Küche im Nationalparkzentrum gemietet. In der Region kennt sich der gelernte Koch aus, hat jahrelang hier gearbeitet und dabei positive wie negative Erfahrungen gemacht. Aber er ist als „freier Koch“ auch rumgekommen, war in Häusern mit klangvollen Namen wie Hilton und Kempinski tätig. Mit der Rückkehr nach Krippen schließt sich für ihn nun ein Kreis.