Merken

Der Kuckuck im Museum

In Glashütte werden Uhren aus Furtwangen gezeigt. Darunter ist auch ein Zeitmesser, der einst sehr populär war.

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Ticktack, ticktack. Wer das Glashütter Uhrenmuseum regelmäßig besucht, kennt das gleichmäßige Ticken. Neuerdings sind ganz andere Töne zu hören. Zu jeder halben und vollen Stunde ertönen nun auch Kuckucksrufe, die allerdings nur im Foyer zu vernehmen sind. Denn hier hängt seit einigen Tagen eine Kuckucksuhr. Mitgebracht hat sie Eduard Saluz. Er leitet das Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen und zeigt auf Einladung des hiesigen Museums einen kleinen Teil seiner Sammlung. Die für den Schwarzwald typische Kuckucksuhr hat einen prominenten Platz bekommen.

Ganz besondere Stücke

Früherer Exportschlager: Lackschilduhren wie diese hier aus dem Jahr 1840 waren über viele Jahre der Exportschlager aus dem Schwarzwald.
Früherer Exportschlager: Lackschilduhren wie diese hier aus dem Jahr 1840 waren über viele Jahre der Exportschlager aus dem Schwarzwald.
Fürstliche Sammelleidenschaft: Die badischen Großherzöge sammelten gern Uhren. Diese Taschenuhr von 1890 gehörte einst Großherzog Friedrich II.
Fürstliche Sammelleidenschaft: Die badischen Großherzöge sammelten gern Uhren. Diese Taschenuhr von 1890 gehörte einst Großherzog Friedrich II.
Uhr mit Kuckuck: Alle 30 Minuten zeigt sich dieser Kuckuck aus der Kuckucksuhr, die von einem Unbekannten um 1900 gefertigt wurde.
Uhr mit Kuckuck: Alle 30 Minuten zeigt sich dieser Kuckuck aus der Kuckucksuhr, die von einem Unbekannten um 1900 gefertigt wurde.
Filigranes aus Baden: Diese Lagersteine wurden um 1860 in der Großherzoglich-Badischen Uhrmacherschule Furtwangen hergestellt.
Filigranes aus Baden: Diese Lagersteine wurden um 1860 in der Großherzoglich-Badischen Uhrmacherschule Furtwangen hergestellt.

Wer das Foyer betritt und zur Garderobe geht, dem fällt die große Wanduhr sofort ins Auge. „Ihre Häuschenform geht auf einen Wettbewerb der Uhrmacherschule in Furtwangen zurück“, erklärt Eduard Saluz. Diese nahm einen ähnlichen Werdegang wie die Uhrmacherschule in Glashütte. Beide entwickelten sich zu Ingenieurschulen. Allerdings wurde die in Glashütte vor gut 25 Jahren geschlossen. In Furtwangen wurde daraus eine Hochschule. Auch sonst gibt es Parallelen zwischen dem Schwarzwald und Glashütte, sagt Saluz, der die Entwicklung hier wie da interessiert verfolgt. Zu sehen ist das an den Uhrwerken, die ebenfalls in der kleinen, feinen Ausstellung im Foyer zu sehen sind. So wurden auch im Schwarzwald Präzisionspendeluhren und Taschenuhren hergestellt. Exemplarisch dafür steht der Name Jess Hans Martens, der ein hervorragender Lehrer an der Badischen Uhrmacherschule war und Taschenuhrwerke konstruierte. Allerdings blieb diese Art der Uhrenherstellung eine Episode. Vielmehr machte sich der Schwarzwald als Produzent von Großuhren einen Namen. Um 1900 kam fast ein Drittel aller Uhren, die auf der Welt produziert wurden, aus dem Schwarzwald. Vor allem Wecker wurden industriell gefertigt. 1920 stellte allein die heute noch bekannte Firma Junghans täglich 15 000 Zeitmesser her. Obwohl im Schwarzwald heute noch einige Uhrenfirmen tätig sind, spielt die Uhrenindustrie wirtschaftlich keine Rolle mehr. „Der Schwarzwald hat sich von der Uhrenindustrie emanzipiert“, sagt Saluz.

In Glashütte hat diese Branche dagegen eine große Bedeutung. Es sei erstaunlich, was hier in den letzten 20 Jahren passiert sei und wie Glashütte im Vergleich zur Schweiz aufgeholt habe, sagt Saluz, der selbst aus der Schweiz stammt und seit 13 Jahren das Uhrenmuseum in Furtwangen leitet. Beeindruckend sei die „Spannweite der Uhrenproduktion“, sagt er. Diese reiche von teuren Uhren, die Lange herstellt, bis Uhren von Nomos, die sich auch Leute mit kleinerem Geldbeutel leisten können. Wie es dazu kam und welche Entwicklungen die hiesige Uhrenindustrie machte, zeichnet das Glashütter Uhrenmuseum seit neun Jahren auf einer Ausstellungsfläche von rund 1 000 Quadratmetern in der früheren Uhrmacherschule nach.

Das Uhrenmuseum in Furtwangen blickt auf eine sehr viel längere Geschichte zurück. Bereits seit 1852 werden in der vormaligen „Großherzoglich-Badischen Uhrmacherschule“ Zeitmesser aus dem Schwarzwald gesammelt. Und noch heute liegt der Schwerpunkt der Sammlung auf diesem Gebiet. Allerdings kann man auf dem Rundgang durch die Furtwanger Ausstellung eine Reise durch die Zeitmessung unternehmen, angefangen von Stonehenge bis zur heutigen Atomuhr. Zu sehen sind historische Präzisionsuhren, Armbanduhren und Taschenuhren. Auch Glashütter Uhren gibt es dort. Eduard Saluz hofft, dass er mit der Auswahl seiner Stücke die Besucher neugierig auf sein Museum macht. Schließlich ist das der Sinn dieser Ausstellung, die zugleich eine neue Reihe im Museum eröffnet, sagt Glashüttes Museumschef Reinhard Reichel. In loser Folge wolle man hier anderen Museen die Chance geben, sich vorzustellen.

Dieser Einladung – so hofft man in Glashütte – wird eine Gegeneinladung folgen. Für Furtwangen ist das bereits schon fest eingeplant. Nur der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest.