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Der Glaspalast

Mit einzigartigem Boden punktet die neue Mehrzweckarena in der Dresdner Friedrichstadt. 15 Millionen Euro investiert hier ein Handball-Präsident.

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© Robert Michael

Von Alexander Hiller

Durch die gläserne Eingangstür zieht sich ein unübersehbarer Splitterriss. Dabei ist das Objekt hinter der Pforte noch nicht einmal offiziell eröffnet. Doch schon vor dem Stichtag am 5. Mai gilt dieser Bau am Rande des Dresdner Sportparks Ostra als eines der ehrgeizigsten Projekte im deutschen Handball.

Blick in die neue Mehrzweckarena

Der Blick in die neue Halle am 26. April 2017.
Der Blick in die neue Halle am 26. April 2017.
Das 12,5 mal 5 Meter große Bewegungsbecken mit Gegenstromanlage ist vor allem für Kurse jeglicher Art gedacht, aber auch aufstiegsfeiertauglich.
Das 12,5 mal 5 Meter große Bewegungsbecken mit Gegenstromanlage ist vor allem für Kurse jeglicher Art gedacht, aber auch aufstiegsfeiertauglich.
Statt der üblichen Spielfeldmarkierungen wurden LED-Linien verlegt.
Statt der üblichen Spielfeldmarkierungen wurden LED-Linien verlegt.
Die lassen sich für unterschiedliche Sportarten wie Handball, Volleyball, Basketball, Badminton separat ein- und ausschalten.
Die lassen sich für unterschiedliche Sportarten wie Handball, Volleyball, Basketball, Badminton separat ein- und ausschalten.
Die Farbe der Umkleidekabinen ist sicher ungewöhnlich.
Die Farbe der Umkleidekabinen ist sicher ungewöhnlich.
Gastmannschaften können allerdings aus vier farblich unterschiedlich gestalteten Räumen wählen.
Gastmannschaften können allerdings aus vier farblich unterschiedlich gestalteten Räumen wählen.
Geschwitzt wird nicht nur auf dem Spielfeld: Blick in eine Sauna.
Geschwitzt wird nicht nur auf dem Spielfeld: Blick in eine Sauna.
Die bundesligataugliche Kegelbahn musste der Bauherr als Ersatzbau für die abgerissene Kegelhalle integrieren. Kosten: 1,4 Millionen Euro.
Die bundesligataugliche Kegelbahn musste der Bauherr als Ersatzbau für die abgerissene Kegelhalle integrieren. Kosten: 1,4 Millionen Euro.
Hier treffen sich künftig bis zu 200 wichtige Personen: Der VIP-Bereich der Arena ist noch eine Baustelle – und künftig auch unabhängig vom Sport nutzbar.
Hier treffen sich künftig bis zu 200 wichtige Personen: Der VIP-Bereich der Arena ist noch eine Baustelle – und künftig auch unabhängig vom Sport nutzbar.
Im Keller verstecken sich auch Bereiche: fünf Squashfelder beispielsweise, eines davon interaktiv mit einem Kamerasystem zur Spielanalyse.
Im Keller verstecken sich auch Bereiche: fünf Squashfelder beispielsweise, eines davon interaktiv mit einem Kamerasystem zur Spielanalyse.

Das liegt an zwei besonderen Komponenten. Zum einen an dem in Deutschland einzigartigen innovativen Hallenboden. Der besteht aus 11,52 Millimeter dickem Spezialglas. 330 blau schimmernde Platten, jede 180 Kilogramm schwer, bedecken die 1 936 Quadratmeter große Hallenfläche. Unter diesen Platten sind knapp 2,5 Kilometer an Spielfeldmarkierungen mit LED-Linien verlegt worden. Die, und das ist der Clou, lassen sich für unterschiedliche Sportarten wie Handball, Volleyball, Basketball, Badminton separat ein- und ausschalten. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat ohne Murren die Zulassung für den außergewöhnlichen Belag erteilt.

Das für den Spezialboden verantwortliche Unternehmen ASB Babinsky ist Weltmarktführer für Squash-Bodenbeläge. Derzeit hat ASB eine Schulturnhalle in Bayern und eine private Tennishalle in Mailand mit dem Glasbelag versehen. Im professionellen Handballsport ist das Dresdner Projekt einzigartig. Könnte aber künftig Nachahmer finden. Das Wirrwarr aufgemalter Linien gehört für den Zuschauer der Vergangenheit an. Und der Trend in den Hallen-Ballsportarten geht im Kampf um mehr und bessere Fernsehzeiten und -vermarktungsmöglichkeiten in diese Richtung. Im professionellen Volley- und Basketball werden von den Ligen zwar andere Beläge vorgeschrieben. Für Teams unterhalb der zweiten Liga ist der Belag aber ein Segen.

Uwe Saegeling muss dieser kleine Makel nicht weiter stören. Er ist die zweite besondere Komponente in diesem ganz speziellen Ensemble. Der 51-jährige Unternehmer aus Heidenau, zugleich Präsident und Hauptsponsor des vor dem Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga stehenden HC Elbflorenz finanziert die neue Mehrzweckarena ohne öffentliche Gelder mit 15 Millionen Euro. „Anders als bei geförderten Projekten sind wir in unserem Budget und Zeitplan geblieben. Öffentliche Projekte haben aber auch ganz andere Ausschreibungsauflagen“, sagt er. Der Geschäftsführer der Saegeling Medizintechnik GmbH hat die Halle mit rund 80 meist regionalen Firmen in 18 Monaten hochgezogen. Zurzeit läuft der Endspurt an der Außenhaut aus Aluminium an der keilförmigen Arena.

Aber auch drinnen wimmelt es vor Arbeitern der unterschiedlichen Gewerke. Mehrere Hundert Kilometer Kabel liegen unter Putz und im Boden. „Allein die Netzwerkleitungen sind fast 20 Kilometer, aber das ist nur ein kleiner Bereich“, sagt Frank Lösche, Geschäftsführer der betreibenden Sportbetriebsgesellschaft Saegeling mbH. Die Luft schmeckt nach Staub. Und so sieht der Boden überall auch aus. „Wir werden fertig, aber so etwas ist immer Spitz auf Knopf geplant“, sagt Lösche hastig und eilt weiter.

Denn auch im Keller verstecken sich hoch technisierte Bereiche: fünf Squashfelder beispielsweise, eines davon interaktiv mit einem Kamerasystem zur Spielanalyse. Die Wände sind verschiebbar. „Wenn man hier tanzen will, geht auch das“, sagt Lösche. Oder die vier modernen Kegelbahnen – bundesligatauglich. Die musste der Bauherr als Auflage der Stadt integrieren, weil für die Arena die alte Kegelbude neben dem Heinz-Steyer-Stadion weichen musste.

Ein behindertengerechtes Stahlbecken, 12,5 mal 5 Meter groß, dient als Bewegungshilfe mit Gegenstromanlage zu Kursen jeglicher Art: Reha, Physiotherapie, Behindertensport. Eine finnische Sauna und eine Biosauna runden das Wohlfühlpaket ab. Die geräumigen vier Doppelkabinen sind in Gelb, Rot, Blau und Grün gestrichen und den Gästeteams vorbehalten. Das Licht regelt sich in den meisten Räumen via Präsenzmelder. Ein bisschen Schnickschnack darf es schon sein. Auch eine Physiotherapie und ein Anbieter für Personaltraining haben sich bereits eingemietet. Auch an Presseraum und ein Büro für die künftige Geschäftsstelle des HC Elbflorenz ist gedacht. Nur ein namensgebender Schriftzug wird zur Eröffnung der Halle nicht zu sehen sein. „Da laufen gerade Gespräche“, verrät Frank Lösche, ehe er sozusagen im Weitergehen sagt: „Die Eingangstür, die wird natürlich noch erneuert.“

Mehr zur Eröffnung der Dresdner Ballspielhalle lesen Sie am Sonnabend in einer Beilage der SZ.