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Der erste Wein des Jahrgangs 2017

Die Winzergenossenschaft Meißen präsentierte zum zweiten Mal einen Martinswein. Damit wird eine alte Tradition wiederbelebt.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Das Motto lässt nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig: „Der Grünschnabel – jung, erfrischend, etwas vorlaut“. Mit diesem Slogan bewirbt die Winzergenossenschaft Meißen ihren nach 2016 erst zweiten Martinswein. Nachdem der Federweiße zu seinem Recht gekommen ist, wird so nur ganze fünf Wochen nach Leseschluss ein sehr junger Jungwein angeboten, der an eine sehr alte Tradition anknüpft. Denn der sogenannte Martinswein war lange Zeit hindurch der letzte gute Tropfen vor Beginn der Fastenzeit vor Weihnachten, und diese Tradition wolle man wiederbeleben, so Lutz Krüger, der Geschäftsführer der Sächsischen Winzergenossenschaft Meißen.

Bevor am Freitagvormittag der erste Grünschnabel in der Weinerlebniswelt der Winzergenossenschaft gekostet werden konnte, ließ Geschäftsführer Krüger das Weinjahr Revue passieren. Die Winzergenossenschaft Meißen – mit rund 1 500 Winzern Sachsens größter Weinerzeuger – hatte wie andere Landwirtschaftsbetriebe auch mit den Wetterunbilden des Jahres zu kämpfen. „Bestimmt erinnern Sie sich noch an die Bilder von brennenden Feuerschalen in den Weinbergen, um die Spätfröste zu vertreiben.“ Außerdem sei es im Laufe des Jahres immer wieder zu feucht gewesen.

Dennoch sei die Genossenschaft mit der eingebrachten Ernte zufrieden. „Durch die zeitige Lese ist es uns gelungen, bis auf wenige Tonnen das Ergebnis von 2016 wieder zu erreichen.“ Das sind etwas mehr als 1 000 Tonnen, aus denen die Winzergenossenschaft eine Jahresproduktion von etwa einer Million Flaschen Wein erzeugt.

Auch mit der Qualität ist der Genossenschaftschef zufrieden, „die ersten Weine sprechen für sich“, erklärt er. Das bestätigt ihr allererster des 2017er Jahrgangs, der eingangs erwähnte Grünschnabel. Er duftet wunderbar und schmeckt auch so – wonach? Kellermeisterin Nathalie Weich hilft auf die Sprünge: „Marillen, Kiwis, Quitten und Physalis sind zu spüren, und der Wein hat eine nachhaltige Süße. Ich bin überzeugt davon, dass der diesjährige Grünschnabel noch besser geworden ist als der 2016er.“ Er eigne sich aufgrund seiner Frische hervorragend als Aperitif, und als fruchtig eleganter, jugendlicher Wein sei er zudem ein idealer Begleiter zu leichten Speisen, erläutert Kellermeisterin Nathalie Weich.

Unterstützung für Winzer

Welche Trauben dafür gekeltert wurden, bleibt aber ein Geheimnis: „Der Grünschnabel kann jedes Jahr eine andere Rebsorte sein, je nachdem, welcher Wein zuerst fertig wird oder am besten passt.“ Ein Geheimnis bleibt auch die Anzahl der abgefüllten Flaschen. Doch nachdem der Grünschnabel im vergangenen Jahr schnell – zu schnell – ausgetrunken war, habe man sich entschlossen, in diesem Jahr die Produktionsmenge wesentlich zu erhöhen, so Lutz Krüger.

Der Radebeuler Karikaturist und Künstler Lutz Richter hat das fröhlich-bunte Etikett sowie die passenden Tischaufsteller für den Grünschnabel 2017 gestaltet. „Der Grünschnabel soll ein bisschen Seele zeigen, so wie er mit dem Weinglas, in dem die Sonne gefangen ist, anstößt.“ Lutz Richter hat schon die nächsten Grünschnabel-Etiketten gezeichnet. Denn wie angekündigt, soll der Jungwein zwischen Federweißer und den ersten Jahrgangsweinen ja zu einer festen Tradition der Winzergenossenschaft werden.

Was deren Zukunft betrifft, so blickt Geschäftsführer Lutz Krüger optimistisch in die Zukunft. Mittlerweile seien die sächsischen Weine die am härtesten kontrollierten Weine der Welt, sodass es keine Beanstandungen wegen eventueller Pflanzenschutzmittelrückstände mehr geben werde. Man habe die Winzer nicht nur umfassend geschult, sondern auch Vorbeugemaßnahmen ergriffen, „sie haben diese Maßnahmen akzeptiert.“

Die Winzergenossenschaft will aber noch in anderer Hinsicht vorwärtsgehen. So sollen verstärkt Winzer finanziell unterstützt werden, die auf maschinelle Lese umstellen wollen. Auch das Aufreben neuer Flächen will die Winzergenossenschaft finanziell unterstützen. So soll im kommenden Jahr der ehemalige Weinberg neben den Baumschulen Tamme wieder aufgerebt werden.

Und der Grünschnabel? Den gibt seit 11.11., und der schmeckt.